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Der Sommer und die Badisaison sind vorbei. Nun muss die Badi Villmergen, wie auch alle anderen Badis, für den Winter vorbereitet werden. Badmeister Marcel Brühlmann hat allerhand zu tun.
Dort wo sonst bunte Badetücher liegen, liegt jetzt Laub. In den Becken, wo normalerweise Kinder planschen und Schwimmer ihre Bahnen ziehen, ist jetzt kein Wasser mehr. Beim Kiosk, wo den Sommer über Hunderte von Glacés, Süssigkeiten und Schnipo-Portionen über den Tresen gehen, sind die Jalousien heruntergelassen. Der Sommer ist vorbei, und somit auch die Badisaison.
Der Villmerger Badmeister Marcel Brühlmann ist gerade dabei, das 1-Meter-Sprungbrett abzumontieren. Sein kurzes Fazit, während er mit dem Schraubenzieher hantiert, hat es in sich: «Die Badisaison 2013 war für mich die Schönste eh und je.»
«Alles war perfekt»
Brühlmann unterbricht seine Einwinterungsarbeit kurz und erzählt: «Alles war perfekt in diesem Sommer. Die Badigäste waren sehr angenehm, im technischen Bereich hat alles geklappt - und es gab keine Unfälle. Auch personell war ich sehr zufrieden.» Trotz der schlechten Witterung in den Monaten Mai und Juni habe die Badi Villmergen im Ganzen rund 50 700 Gäste Willkommen heissen können. «Das ist ein guter Wert. Früher waren es zwar meist höhere Zahlen, aber heute ist das Angebot halt viel grösser.»
Brühlmann ist schon seit 26 Jahren in der Badi Villmergen als Badmeister tätig. Eine lange Zeit. Während er wieder am Sprungbrett hantiert und dabei über «seine» Badi erzählt, wird klar: Wenn Brühlmann neben geschickten Handwerker-Händen etwas hat, dann ist es Herzblut. «Ich liebe diese Badi und meinen Job total», sagt der 60-Jährige schmunzelnd.
Putzen
Auf dem Weg zum langen blauen Schlauch, mit dem Marcel Brühlmann das grosse Becken abspritzen will, erklärt er, wie er die Badi auf den Winterschlaf vorbereitet. «Das Wasser habe ich schon in allen Schwimmbecken abgelassen. Jetzt geht es darum, die Beckenränder und den Boden zu reinigen.»
Ausserdem müssen Tische, Stühle, Abfalleimer und das «Gigampfi» geputzt werden. «Ich muss auch am Gebäude Reparaturen anbringen, und das WC, die Kasse und die Garderobe reinigen.» Später wird er das Volleyballnetz abmontieren und die insgesamt 72 Filterplatten säubern. Die auf dem Areal verteilten Pflanzen werden von Brühlmann zum Teil zurückgeschnitten und zum Teil dürfen sie drinnen überwintern.
Die Badi, ein Haushalt
Wie behält der Badmeister bei so vielen anstehenden Arbeiten den Überblick? «Es ist ganz einfach: Die Badi ist wie ein Haushalt, nur viel grösser. Ich muss mich um den Garten und um die Innenräume kümmern. Ich schaue, wie jeder Wohnungs- oder Hausbewohner darauf, dass alles sauber ist und funktioniert.» Im Sommer komme es nicht selten vor, dass Brühlmann sogar in der Badi übernachtet. «Sie ist wirklich wie ein Zuhause», sagt er lachend.
«Übrigens», wechselt er nach einem Geistesblitz abrupt das Thema, «ich muss noch die Fahne beim Häuschen abmontieren.» Rasch geht er zum Mast, nicht, dass er es noch vergisst, und holt die Villmergen-Flagge ein. «Es fallen Tausende von kleinen Arbeiten an, die sich summieren», so der Badmeister. Bis Mitte November will er mit dem Einwintern fertig sein.
Nachdem Brühlmann einige rote Abfalleimer abgespritzt hat, spazieren wir über das Badiareal. «Bald gehe ich nach Westafrika zum Segeln. Zwei Wochen lang», erzählt er. Sonst hat er den Winter über nicht einfach frei, Brühlmann ist ganz normal bei der Gemeinde angestellt. «Ich darf noch ein bisschen kompensieren von den Stunden, die ich im Sommer ‹zu viel› gearbeitet habe.»
Wasser gibts wieder im April
Am 1. Mai 2014 beginnt die nächste Badisaison. «Das ist ein Mittwoch. Dieses Datum ist schon sehr präsent», erklärt er. In der zweiten April-Woche wird er die Becken wieder mit Wasser füllen. Für Brühlmann heisst das, dass er anfangs März mit den Vorbereitungen für den Badi-Start beginnen wird. «Ich wünsche mir, dass es im nächsten Jahr eine Saison wie diese gibt. Das würde mir Spass machen», sagt er, als wir wieder beim Sprungbrett-Becken ankommen.
Während Er davon erzählt, wie er den Sommer über täglich frühmorgens einen Kilometer und 50 Meter im Wasser zurücklegt, schweift sein Blick immer wieder auf den Boden des mehrere Meter tiefen Beckens. «Ich muss kurz den Ablaufdeckel holen.» Geschickt - er hat es in den 26 Jahren bestimmt schon hundert Mal getan - steigt er das Treppchen am Beckenrand hinunter und geht zum Ablauf. So tief runter hat es sicher noch kein Sprungbrett-Springer geschafft. Nachdem Brühlmann wieder oben ist, lässt er den Blick über die Badi schweifen. Was ist noch alles zu tun? «Eigentlich wird man nie ganz fertig mit dem Einwintern», sagt er schmunzelnd.
Eins ist sicher: Auch der bald kommende Schnee, der die Becken, das Volleyballfeld und die Liegewiese bedecken wird, kann nicht verhindern, dass der Badi-Zauber im Frühjahr wieder erwacht.
Anektoten aus der Saison: