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Vier Personen wurden im Schwerstbehindertenheims Roth-Haus in Muri positiv auf das Corona-Virus getestet. Alle wurden isoliert und zeigen einen milden Verlauf der Krankheit. Die Stimmung im Heim ist trotzdem positiv.
Die gute Nachricht zu Beginn: Die beiden am Coronavirus erkrankten Bewohner des Schwerstbehindertenheims Roth-Haus in Muri zeigen, genauso wie zwei positiv getestete Mitarbeitende, einen verhältnismässig milden Verlauf der Krankheit. «Alle getroffenen Massnahmen sind mit dem Hausarzt abgesprochen, die zwei Wohngruppen mit den positiv getesteten Klienten sind unter Quarantäne», erklärt Heimleiter Uwe Tischer. Spitalpflege war bisher nicht nötig, wie Sonja Aeschlimann, Mitarbeiterin medizinischer Tagdienst, ausführt. Voraussichtlich am nächsten Montag kann sogar die vollständige Isolation der einen Wohngruppe aufgelöst werden.
Die Herausforderung durch das Coronavirus nimmt sowohl für die Heimbewohner als auch das Personal ein zusätzliches, besonderes Ausmass an, weil sie wegen eines Um- und Ausbaus in Provisorien leben und arbeiten. «Das allein verlangt nach extrem viel Improvisation und Flexibilität.» Die Beschäftigungsstätte ist geschlossen, die drei Wohngruppen zu acht und die eine mit vier Personen bleiben strikte unter sich.
Die Betreuerinnen und Betreuer arbeiten reduziert wie an Wochenenden und an Feiertagen, sie werden von den nun gerade arbeitslosen Mitarbeitenden der Beschäftigung unterstützt. «Es bleiben von den Angestellten so viele wie möglich zu Hause, damit wir immer genügend Leute auch für die kommende Zeit zur Verfügung haben», macht Tischer deutlich. Aufgestockt werden musste die Nachtwache. Normalerweise steht dafür eine Person für alle vier Wohngruppen im Einsatz, jetzt sind es je eine pro Gruppe. «Unsere Mitarbeitenden sind ausgesprochen motiviert, die Situation zu meistern», betont Tischer, «und darauf bin ich stolz.»
Rückmeldungen aus den Wohngruppen zur allgemeinen Stimmung seien durchweg positiv, freut sich Tischer. Selbst für den Nachtdienst meldeten sich innert einer Viertelstunde genügend Leute. Auch erfährt das Kader viel Verständnis von den Angehörigen, mit denen das Heim regelmässig im Kontakt steht. «Wir informieren sie sehr transparent», führt Nadja Burger, Leiterin des medizinischen Tagdienstes, aus, «dafür sind die Angehörigen dankbar.»
Mit Schutzmaterial ist das Schwerstbehindertenheim Roth-Haus gut ausgerüstet – allerdings erst nach etlichen Anfangsschwierigkeiten. «Gesichtsmasken hatten wir vorrätig, Schutzanzüge und weitere Materialien mussten wir von verschiedenen Stellen selber organisieren, weil vom Kanton nichts zu erhalten war», sagt Tischer. Das sei jedoch gelungen. Bis auf die bestellten Sets für Videokonferenzen mit den unter Quarantäne stehenden Wohngruppen. «Die Headsets haben wir, auf die Kameras warten wir noch.» Nur über Telefon zu kommunizieren, sei schwierig. Auch könnte mit Kameras der Kontakt zwischen Klienten und Eltern verbessert werden.
Lob hat Tischer für den Kanton und den Stiftungsrat. «Wir werden nicht allein gelassen. So viel Unterstützung zu erleben tut gut.» Jetzt beschäftigen die Mitarbeitenden die Klienten mit Spielchen, Turnübungen, Fernsehschauen, Kochen – «die machen halt das, was alle jetzt zu Hause machen». Wichtig ist der Heimleitung auch, gut für die Mitarbeitenden zu sorgen. «Wir sind auch in der kommenden Zeit sehr auf sie angewiesen.»