Wohlen
Reparaturkaffee – reparieren statt wegwerfen

Das allererste Reparaturkaffee in der Wey Modulbau AG war ein Erfolg. Anstatt kaputte Dinge einfach wegzuwerfen kann man sie im Repartaurkaffee vorbeibringen und von Experten gratis flicken lassen.

Chantal Gisler (Text und Fotos)
Drucken
Reparaturkaffee Wey Modulbau
3 Bilder
Dieser Computer fährt öfters grundlos herunter.
Zuerst wird das Gerät ausführlich begutachtet.

Reparaturkaffee Wey Modulbau

Chantal Gisler

In dem Gebäude der Firma Wey Modulbau AG in Wohlen steht ganz vorne ein langer Holztisch. Auf einer Seite des Tisches rätseln zwei freiwillige Mitarbeiter an einem Dampfreiniger, den eine Frau aus Aarau hierher zur Reparatur gebracht hat. «Der Dampftrockner ist ja eigentlich noch funktionstüchtig, ich fände es schade, ihn einfach wegzuwerfen», erklärt die Dame. Das Gerät hat sie bereits seit 20 Jahren, doch nun produziert es keinen Dampf mehr. Sie hat auch ihr Ersatzgerät, ein ähnliches, aber jüngeres Modell, mitgebracht. Bei diesem läuft während der Benutzung Wasser aus.

Während die beiden Experten den Fehler der Dampftrockner suchen, nehmen am hinteren Ende des Tisches zwei weitere einen mitgebrachten Computer, der laut seinem Besitzer des öfteren grundlos herunterfährt, auseinander.

Es herrscht ausgelassene Stimmung im Reparaturkaffee in Wohlen. Kinder fahren mit dem Fahrrad über selbst gebastelte Schanzen, auf dem Grill brutzeln Bratwürste und auf einem kleinen Holztisch stehen Kaffee und Kuchen
für die Besucher des Reparaturkaffees bereit.

Fachwissen und Material für alle

In dem Reparaturkaffee kann man elektrische Geräte, Gegenstände aus Holz, Kleider, Velos und Computer vorbeibringen und unter Anleitung der jeweiligen Fachleute selbst und ohne Kosten reparieren. Zu jeder Station gehören zwei Experten, ausserdem gibt es sogenannte Allrounder, die in allen Bereichen Wissen besitzen.

Die Idee, ein Reparaturkaffee in Wohlen zu veranstalten, kam dem Veranstalter Philipp Wipf durch einen Beitrag der «Tagesschau» über ein Reparaturkaffee in Bern. «Ich fand die Idee einfach toll, dass man Know-how und Material gratis zur Verfügung stellt, damit die Leute ihre Geräte reparieren, anstatt sie wegzuwerfen», erzählt er. Bereits neun Gegenstände sind vorbeigebracht worden, bei den meisten handelt es sich um elektrische Geräte.

Ein voller Erfolg

«Es funktioniert wieder!», ruft Elektronikexperte Roger Geissmann und hält den Dampfreiniger in die Höhe, aus dessen Ende tatsächlich Wasserdampf aufsteigt. «Ich habe mit dem Hammer einfach auf das Ventil gehauen, und jetzt geht es wieder», meint er lachend.

Er baut das Gerät wieder zusammen und übergibt es mit sichtlichem Stolz seiner Besitzerin. «Ich unterstütze die Idee, Sachen zu reparieren, statt sie wegzuwerfen, gerne», erklärt Geissmann. «Ich verbinde diese Idee mit Gott: Er wirft uns auch nicht einfach weg, sondern repariert uns mit Medikamenten oder aussergewöhnlichen
Menschen.»

Der zweite Dampfreiniger konnte nicht repariert werden, nichtsdestotrotz war es für die freiwilligen Arbeiter ein voller Erfolg. Im August werden sie deshalb ein weiteres Mal ein Reparaturkaffee stattfinden lassen.