«Begegnung der Kulturen»
Präsident der SVP Wohlen kritisiert beliebtes Integrations-Fest: «Das bringt nichts»

Das Fest Begegnung der Kulturen führe zu einem höheren Ausländeranteil, behauptet der Wohler SVP-Präsident und bezweifelt den Nutzen für die Integration. Absurde Vorhaltungen, sagt ein Fest-Mitinitiant.

Fabio Vonarburg
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In diesem Jahr fand das Volksfest Begegnung der Kulturen in Wohlen statt.

In diesem Jahr fand das Volksfest Begegnung der Kulturen in Wohlen statt.

Andrea Weibel

2011 erstmals lanciert, hat sich das Fest Begegnung der Kulturen etabliert. Alle zwei Jahre werden in einer der vier Gemeinden Wohlen, Villmergen, Dottikon und Dintikon die unterschiedlichen Kulturen und der Austausch zwischen diesen gefeiert. Die diesjährige Ausgabe, vor zwei Wochen am 15. Juni in Wohlen, besuchten gemäss den Veranstaltern 2000 Leute.

Mitinitiant und SP-Grossrat Thomas Leitch hielt zu diesem Zeitpunkt gegenüber der AZ fest: «Eine nachhaltige Integration kann nur stattfinden, wenn wir die vorurteilsfreie Begegnung der Kulturen von heute hier in Wohlen auch im Alltag weiter pflegen.» In den vier Gemeinden leben Menschen aus 94 unterschiedlichen Nationen.

Für den Präsidenten der SVP Wohlen-Anglikon verfehlt das Fest seinen Zweck, wie Roland Büchi in einem Brief schreibt. Am Fest Begegnung der Kulturen werde nicht Integration gelebt, «sondern die eigene Kultur zelebriert und entsprechend fortgesetzt». Wirkliche Integration finde in den eigenen vier Wänden, in der Schule und am Arbeitsplatz statt. «Integration ist zum Beispiel, für Schweizer Werte und auch Pflichten einzustehen, die wir uns über Jahrzehnte erkämpft haben.»

Dass 94 verschiedene Nationen in Wohlen und den benachbarten Gemeinden leben, würde nicht bei allen Leuten einen Freudenschrei auslösen, schreibt Büchi weiter. Und hält fest: Dieses Fest der Kulturen bringt für die Integration der Zugewanderten nichts. Damit werden nur noch mehr Leute auf Wohlen aufmerksam, und der jetzt schon hohe Ausländeranteil von derzeit mindestens 39,7 Prozent wird noch mehr steigen.»

Gemäss Büchi muss die Durchführung des Anlasses infrage gestellt werden, auch wegen der Kosten für den Steuerzahler und der Arbeitszeit, welche von den Angestellten der Gemeinde dafür geleistet werde. Wie die Anfrage der AZ bei der Gemeinde Wohlen zeigt, sind die Ausgaben nicht immens. Mit 2000 Franken hat die Gemeinde den Anlass unterstützt.

Zudem wurden die Marktstände und Festgarnituren unentgeltlich zur Verfügung gestellt, wie die Sprecherin der Gemeinde mitteilt. «Für den Auf- und Abbau sowie die Endreinigung wurden rund 28 Stunden eingesetzt. 10 Stunden waren auch Fahrzeuge des Werkhofs im Einsatz.»

«Fantastischer Austausch»

Thomas Leitch, Mitinitiant des Volksfests, spricht von absurd anmutenden Vorhaltungen seitens Büchi. Er bedauert, dass der SVP-Präsident seiner Einladung ans Fest nicht gefolgt sei. «Er hätte mit eigenen Augen gesehen, dass vieles anders ist, als er meint. Er hätte sicher viele Vorurteile abbauen können und auch gemerkt, wie viel Schweizer Kultur an diesem Fest vermittelt wurde.» Und betont: «Das Volksfest bietet einen fantastischen Austausch zwischen Schweizerinnen und Schweizern und Menschen unterschiedlichster Herkunft, die bei uns leben.»