Dietwil
Politdiskussionen unter Ehemaligen in der «Traube»

Der Zuger Landammann Beat Villiger war zu Gast an der Herbsttagung des Freiämter Schattenkabinetts.

Peter Wertli
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Das Schattenkabinett tagte diesmal in der «Traube» in Dietwil. zvg

Das Schattenkabinett tagte diesmal in der «Traube» in Dietwil. zvg

Das Freiämter Schattenkabinett, die 1977 gegründete Gruppierung der ehemaligen Freiämter CVP-Grossräte, traf sich in der «Traube» in Dietwil zur 76. ordentlichen Herbstsession. Mit dabei waren traditionsgemäss weitere ehemalige Magistratspersonen (eidgenössische Parlamentarier, Regierungsräte, Bundesrichter, Oberrichter) mit Freiämter Wurzeln. Über zwanzig Mitglieder hatten sich im Oberfreiamt, im Volksmund augenzwinkernd auch «schwarzer Erdteil» oder «Südstaaten» genannt, zur Tagung eingefunden.

Ehrengast Landammann Villiger

In einem prägnanten Referat zeigte der Zuger Landammann Beat Villiger die vielfältigen intensiven Beziehungen zwischen seiner Herkunftsregion Freiamt und dem benachbarten Kanton Zug, seinem heutigen Wirkungsort, auf. Es bestünden enge wirtschaftliche und gesellschaftliche Verflechtungen, die in reger und konstruktiver Zusammenarbeit gepflegt würden, hielt er fest. Villiger plädierte, unter anderem mit Blick auf Landwirtschafts- und Mittelschulen, für verstärkte auch kantonsübergreifende Durchlässigkeit. Das starke Bevölkerungswachstum in beiden Regionen sei eine grosse Herausforderung, die gemeinsam angegangen und gelöst werden müsse. Qualitatives statt quantitatives Wachstum und verdichtetes Bauen töne gut, müsse jedoch sinnvoll mit Inhalt gefüllt werden.

Als Problem sieht Villiger die hohe, stetig zunehmende Regelungsdichte. Daran seien die Politiker nicht unschuldig, versuche doch jeder Amtsträger seinen Gestaltungsspielraum möglichst intensiv zu nutzen. Es sollte nicht leichthin allzu viel von oben nach unten diktiert werden. Nebst der Schuldenbremse sei deshalb künftig auch über eine Regulierungsbremse nachzudenken.

Sorgen bereitet ihm auch, angesichts anstehender grosser Bauvorhaben, die aktuelle Finanzsituation des Kantons mit dem massiv gesteigerten Beitrag in den interkantonalen Finanzausgleich. Die Beziehung zwischen den Kantonen Aargau und Zug seien gut und lösungsorientiert. Insbesondere mit dem oberen Freiamt pflege man, auch über die zahlreichen Pendler, eine besonders enge freundnachbarliche Zusammenarbeit. Der dem Referat folgende Apéro wie auch das Essen wurden zu regem Gedankenaustausch genutzt. Politische Themen standen naturgemäss im Vordergrund.

Ehrengast Pius Wiss

Mit sympathischen Worten stellte anschliessend Pius Wiss, Dietwiler Gemeindeammann und Präsident des Regionalverbandes Oberes Freiamt, den Tagungsort vor. Dietwil, leicht erhöht auf einer kleinen Moräne angesiedelt, liege als südlichste Aargauer Gemeinde im Dreikantoneck Aargau, Luzern und Zug. Bevölkerungsmässig sei die Gemeinde mit aktuell 1300 Einwohnern in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Doch seien der vertraute dörfliche Charakter und die intakte Landschaft erfreulicherweise weitgehend erhalten geblieben. Aarau sei relativ weit entfernt, man orientiere sich im praktischen Alltag, auch durch die zahlreichen Zuzüger, eher in Richtung Innerschweiz. Vor einem Jahr habe die Gemeinde ein neues Schulgebäude erhalten, zurzeit sei ein Mehrgenerationenwohnhaus mit 16 Wohnungen in Planung.

Statutarische Geschäfte

In der von Präsident Albert Fischer speditiv geleiteten Versammlung beanspruchten die statutarischen Traktanden wie gewohnt wenig Zeit. Die Einnahmen aus Jahresbeiträgen und Taggeldern übertrafen die Ausgaben. Kampfwahlen blieben aus. Als neuer Kabinettskanzler für den leider im Frühjahr verstorbenen Bruno Burkard wurde Linus Keusch aus Villmergen gewählt. Alexandra Abbt, Frau Gemeindeammann aus Islisberg und langjährige Grossrätin, wurde mit feierlichem Gelöbnis in den Kreis der Ehemaligen aufgenommen. Selbst das irreführende Traktandum «Auszahlung des Taggeldes», unter welchem statt einer Auszahlung ein Tagungsbeitrag eingezogen wurde, löste zur Zufriedenheit von Finanzer Erwin Berger anstelle eines lauten Protestes bloss ein verständnisvolles Schmunzeln aus.
Bei freundschaftlichem Zusammensein und dem präsidialen Hinweis auf die Frühjahrszusammenkunft im kommenden Jahr klang die diesjährige Herbstsession des Schattenkabinetts im Verlaufe des Nachmittags gemütlich aus.