Muri
Otto Wilds Ferrari 340 America blieb in Muri

Otto Wild, der erfolgreiche Unternehmer, war nicht nur begeisterter Besitzer und Fahrer von begeisternden Autos, sondern auch eine Zeit lang als Rennfahrer aktiv. Er fuhr unter anderem BWM und Ferrari.

Eddy Schambron
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Louis Frey hinter der imposanten Front des Ferrari 340 America. ES

Louis Frey hinter der imposanten Front des Ferrari 340 America. ES

«Nach dem Zweiten Weltkrieg ging er mit einem BMW mit Spezialkarosserie an den Start verschiedener Rennen», erinnert sich Louis Frey sen., Garagist in Muri. Später kaufte er sich einen Cisitalia, «eine Super-Maschine mit 110 Kubik».

Schliesslich wechselte er zu Ferrari und erstand einen 340 America, der nur gerade ein Jahr lang gebaut wurde. Gestartet ist er mit seinen Fahrzeugen etwa in Bremgarten bei Bern, am Maloja, in Campione oder am Bergrennen Mittelholz–Kandersteg.

«Er schaffte jeweils einen Platz im vorderen Drittel», weiss Frey, der 1948 in der elterlichen Autogarage die Lehre antrat und später wie sein Vater sozusagen «Hof-Mechaniker» von Wild wurde. Otto Wild war, wie sein Bruder Robert, ein guter Kunde in der 1923 gegründeten Garage.

Otto Wild liess seine Firma 1927 ins Handelsregister eintragen: Fabrikation von Teilen für den Eisen-, Kessel- und Maschinenbau.

Robert Wild, der nach einem Amerika-Aufenthalt wieder ins Freiamt zurückkam, gründete seine eigene Firma 1929 und begann, rationell Blechwaren wie Schubkarren und Schaufeln zu produzieren. Beiden gemeinsam war ihre Freude an Autos.

Äusserst seltener Ferrari

Auch ohne Rennfahrerei blieb Otto Wild zuerst Ferrari treu, kaufte sich jedoch später einen Lamborghini und einen Mercedes 300 SL. Als er den Ferrari 340 America verkaufen wollte, stiess er auf unerwartete Schwierigkeiten.

Das Auto war zwar begehrenswert, doch ein potenzieller Käufer wandte sich ab mit der Bemerkung, bei diesem Fahrzeug müsse man «noch einen Mechaniker dazukaufen.» Das war ihm dann doch zu viel an unkalkulierbarem Risiko.

So kam Louis Frey sen. «zufällig» zu diesem seltenen Wagen, der heute noch in seinem Besitz ist. «Das Auto gab nach dem Kauf viel Arbeit», räumt er ein, «aber es hat sich gelohnt.»

Jetzt hat das Fahrzeug, von dem 1950 nur fünf Stück gebaut wurden, rund 50 000 Kilometer auf dem Tacho – die meisten davon von Frey gefahren. Es ist in tadellosem Zustand, fahrbereit und vorgeführt. Ob noch andere von diesen fünf Stück existieren, weiss Frey nicht.

Auch Fussball-Fan

Wild hatte aber auch Freude am Fussball. Der FC Muri wurde 1950 auch dank einer Spende von ihm gegründet. An der Gründungsversammlung schrieben sich 58 aktive und drei passive Mitglieder ein.

Rund 20 Wochen später fand die Einweihung statt. Danach begann vor der vollbesetzten Otto-Wild-Stiftung-Holztribüne das Vorspiel zwischen dem FC Muri und den Young Fellows Senioren (Fussballer ab 32 Jahren).

Villa an Gemeinde verschenkt

Mit Schenkungsvertrag vom 26. Februar 1975 liessen Otto und Emilie Wild-Weiss der Einwohnergemeinde Muri ihr Wohnhaus an der Bahnhofstrasse in Muri zukommen.

Wild wurde bereits 1953 wegen seiner Verdienste für die Gemeinde zum Ehrenbürger ernannt und unterstützte zu Lebzeiten das Murianer Gemein- und Vereinswesen auf vielfache Art und Weise. Er verstarb am 21. Juni 1980. Seine Ehefrau blieb vorerst in der Villa, wechselte später aus gesundheitlichen Gründen in die Pflegi.