Muri
Deshalb sind für Regierungsrat Dieth benediktinische Werte in der Politik unabdingbar

Am Freitag hat in Muri die erste Plenumstagung des Benediktinischen Dialogforums stattgefunden. Auch Regierungsrat Markus Dieth war zu Gast und referierte über christliche Werte in der Politik.

Melanie Burgener
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Walter Fust, Leiter des Organisationskomitees (links), freute sich darüber, dass Regierungsrat Markus Dieth an der ersten Plenumstagung des Benediktinischen Dialogforums eine Rede hielt.

Walter Fust, Leiter des Organisationskomitees (links), freute sich darüber, dass Regierungsrat Markus Dieth an der ersten Plenumstagung des Benediktinischen Dialogforums eine Rede hielt.

Melanie Burgener

Ora et labora – bete und arbeite. So lautet eine benediktinische Tradition aus dem Spätmittelalter. Noch heute hat diese und überhaupt die Werte der Benediktinerinnen und der Benediktiner, die dem grössten Orden der Schweiz angehören, einen wichtigen Stellenwert in der Gesellschaft.

Doch werden diese Werte wie Gastfreundschaft, die Würde der Arbeit, das Hinhören oder das Gemeinwohl heutzutage nicht mehr überall so gelebt, wie sich das Benedikt wohl einst gewünscht hätte. Damit die Menschen diese Werte wieder kennenlernen und somit ein wichtiges Kulturgut erhalten bleibt, hat die Foundation Benedict aus Luzern ihre Gesprächsrunden «Sermo Benedictus» ins Leben gerufen.

Diese sogenannten «Fischinger Gespräche» in Fischingen (TG) fanden seit 2018 vier Mal mit jeweils 20 Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik statt. Am Freitag trafen sich nun rund 80 geladene Gäste zum ersten Mal im grösseren Rahmen zur Plenumstagung des Benediktinischen Dialogforums im Festsaal der Gemeinde Muri.

In der zur Versammlung passender Lokalität – das Kloster ist ehemalige Benediktinerabtei – besuchten sie Referate rund um die Themen Gemeinwohl und Würde der Arbeit.

Das Handeln der Politiker sollte Mehrwert bringen

Einer der Ehrengäste war Regierungsrat und Vorsteher des Departements Finanzen und Ressourcen, Markus Dieth. In seiner Rede machte er deutlich, dass die Werte Benedikts auch in der Politik unabdingbar sind. In seiner Rede ging er auf die polarisierende Politik ein, die mit ihren Argumenten von links oder rechts Ängste schürt und damit «dem Gemeinwohl weniger nützen, als ihm viel mehr schaden», wie er betonte.

Rund 80 geladene Gäste nahmen an der ersten Plenumstagung des benediktinischen Dialogforums «Fischinger Gespräche» im Festsaal der Gemeinde Muri teil.

Rund 80 geladene Gäste nahmen an der ersten Plenumstagung des benediktinischen Dialogforums «Fischinger Gespräche» im Festsaal der Gemeinde Muri teil.

Melanie Burgener

«Dieses Gemeinwohl muss aber Ziel aller Politik sein. Denn wer die Politik in den Dienst der Menschen stellt, der stellt sich selbst hinten an», sagte er. Als Politiker würden nicht die eigenen Interessen zählen, sondern der Mehrwert, der das eigene Handeln für die Allgemeinheit bringt.

Dazu brauche es Politiker, die authentisch und ehrlich vorleben und somit Vertrauen schaffen können. Dieth betonte:

«Zentrale Werte sind dabei immer Anstand und Respekt den Menschen gegenüber, ein offenes Ohr für ihre Anliegen und die Gleichbehandlung aller Menschen.»

Die Kirche sollte sich mit Wirtschaft und Profit auseinandersetzen

Um die Basis für das Gemeinwohl und eine gerechtere Welt ging es auch im Referat von Peter Gehler, dem Vizepräsidenten des Verwaltungsrates des Zofinger Pharmaunternehmens Siegfried AG. Er thematisierte die christliche Soziallehre, von der seine Weltsicht stark geprägt sei, in Zusammenhang mit der Wirtschaft und dem Unternehmertum.

«Im Kirchlichen ist vieles, was mit Wirtschaft, Profit oder Markt zu tun hat, negativ behaftet», sagte Gehler. «Doch es ist wichtig, dass sich auch die Kirche mit solchen Themen auseinandersetzt.» Zwar werde es nie eine Christliche Begründung für die soziale Marktwirtschaft geben, entscheidend sei allerdings das Verhalten der Menschen in diesem System. «Ich bin der Überzeugung, dass die Christliche Soziallehre eine Richtlinie ist, die die Wirtschaft dringend braucht», so Gehler.

Geschlossen wurde die erste Tagung in Muri mit einer Fragerunde an die letzten beiden Referenten. Das letzte Wort richtete Erzabt von St.Ottilien und Aptprimas Notker Wolf an die Versammlung: «Ich bin sehr dankbar für diesen Tag. Diese Werte kann man nicht einfach jemandem aufbrummen. Aber es braucht sie, sonst fällt die Gesellschaft auseinander.»