Das neue Hotel Caspar in Muri ist eröffnet. Auf einem fast intimen Rundgang erzählen die Investorfamilien Christen und Gut sowie Architektin Tilla Theus, warum ihnen nichts zu viel war fürs Murianer Drei-Häuser-Hotel.
Sie sind nicht mehr wiederzuerkennen. Und dennoch gibt es ganz viel in den beiden Hotels Ochsen und Adler, das an früher erinnert. Ja, das geht. Der Schlüssel dazu war Tilla Theus. Die bekannte Bündner Architektin hatte während der zweijährigen Bauphase des Drei-Häuser-Hotels Caspar immer wieder schlaflose Nächte. Denn immer wieder kam etwas dazu, wovon sie hoffte, dass es die Investorinnen und Investoren auch noch genehmigen würden. «Und immer wieder taten sie das», erzählt sie freudig.
Gestenreich berichtet sie von den historischen Deckenmalereien, die ihr einen grossen Strich durch die Baupläne gemacht haben. «Der Denkmalschutz sagte, da die Häuser nur unter Volumenschutz stehen, könne er nicht verlangen, dass die Malereien beibehalten würden. Er war umso glücklicher, als die Investorenfamilien es dann doch taten. Und sie kamen sogar extra aus den Skiferien ins Tal hinunter, um mich wieder aufzubauen, denn ich musste wirklich nochmals von vorne mit Planen beginnen.»
Auf einem sehr persönlichen, fast schon intimen Rundgang erzählen auch die beiden Murianer Familien Christen und Gut, wieso sie so viel Geld und Zeit in das Drei-Häuser-Hotel gesteckt haben. Josef Gut, der im Dorf bekannte ehemalige Hausarzt, erzählt: «Mit Murikultur und den drei Museen im Kloster, aber auch mit anderen Organisierenden, haben wir so ein grosses kulturelles Angebot, das weit über das Dorf hinaus strahlt. Was dem Dorf fehlte, waren Übernachtungsmöglichkeiten.»
Bevor sie ihre Hotels eröffnet haben, gab es zwischen Lenzburg und Cham, zwischen Zürich und dem Hallwilersee fast überhaupt keine Hotelzimmer mehr. «In Muri gab es kein einziges Hotel. Dabei sind wir überzeugt, dass es das unbedingt braucht.»
Gut selber sorgte dafür, dass jedes der 25 Zimmer des Hotels Wolf mit zwei Originalstichen des Murianer Alpenmalers Caspar Wolf ausgestattet wurde. «Es war ein Glücksgriff, ich konnte die beiden Bücher voller Stiche an einer Auktion erwerben.» Genau wie Tilla Theus ist er überzeugt, dass das Gebäude, das heute zum Hotel Wolf umgebaut worden ist, das Geburtshaus des Alpenmalers ist. Theus sagt: «Ich habe oft gehört, es sei nicht sicher, dass er hier geboren sei. Aber ich bin mir sicher, das Haus hat es mir gesagt.»
In allen drei Hotelteilen Adler, Ochsen und Wolf – die optisch mit den entsprechenden Tiersymbolen zusammenpassen – gibt es verschiedene Zimmer, von günstigeren bis zur Suite. Das Restaurant Ochsen ist nur abends geöffnet und bietet etwas exklusivere und darum auch hochpreisigere Gerichte.
Der «Adler» dagegen ist immer offen, hier gibt’s alles vom Kafi mit Gipfeli übers preiswerte Mittagsmenu ab 20 Franken bis zum Feierabendbier. Mitinvestor Urs Christen, der in seiner Jugend schon im «Adler» und «Ochsen» Konzerte und Fasnachten organisiert hat, sagt: «Uns war es wichtig, etwas ans Dorf Muri zurückzugeben. Wir wollten nicht nur für Touristen eine Unterkunftsmöglichkeit schaffen, sondern auch ein Treffpunkt für Einheimische werden.»
Im Herzstück des Komplexes, im wunderschönen Saal zwischen den Hotels Ochsen und Wolf, gibt es ausserdem genügend Platz und ein schönes Ambiente für Hochzeiten, Tagungen und vieles mehr. «Auch für Vereine bieten wir gute Preise an, wenn sie beispielsweise etwas zu feiern haben», ist auch dem Geschäftsführer John Rusterholz wichtig. Er erzählt: «Den Gästen der Habsburger Trauerfeier hat es ebenso bei uns gefallen wie jenen der Geburtstagsfeier von Josef Gut.»
Ansprechende Architektur, bei der viel Wert darauf gelegt wurde, das Historische mit dem Modernen zu verbinden – dafür steht das Drei-Häuser-Hotel Caspar. So zeigt Architektin Tilla Theus im Eingangsbereich des «Adlers», der auch die Rezeption für alle drei Hotels beherbergt, wie die Kunstwerke Caspar Wolfs vergrössert und mit modernen Elementen versehen an die Wand gemalt worden sind.
Im Wintergarten zwischen «Adler» und «Ochsen» guckt sie mit ihrem verschmitzten Lächeln an Decke und Wände. «Die Wände sehen aus wie die Aussenwände des Hotels ausserhalb der Scheibe. Nur, wer genau hinsieht, merkt, dass das Material ganz anders ist. Den Investoren war wichtig, dass die Akustik im Raum stimmt und man sich nicht anschreien muss», erklärt sie.
Und von der Glasdecke, der man nicht ansieht, wie teuer und schallisoliert sie ist, hängen runde Glaslampen. Sie erinnern an Kerzenleuchten, aber auch an Seifenblasen. Das war Absicht, bestätigt Teuss. Und Caspar-Verwaltungsrat Adrian Stalder hält fest: «Wir sind doch alle irgendwo noch Kinder. Darum sollen Details auch die Fantasie anregen.»
Dafür sorgte auch Mitinvestorin Katja Christen: «Ich habe zusammen mit Tilla wohl ein wenig das Weibliche mit eingebracht. Wir haben uns lange überlegt, was einer Frau gefallen würde, die alleine herkommt. Oder einer, die mit einer Freundin kommt. Oder einer mit Kindern.»
Teilweise haben sie darum Bänke statt Stühlen eingebaut, weil man da weniger einsam ist, auch wenn man alleine einen Kaffee trinken kommt. Im Wintergarten gibt es zudem nicht nur eckige, sondern auch runde Tische – ebenfalls eine Idee von Katja Christen.
In der Küche sind Sebastian Rabe und sein Team ebenfalls ein Glücksgriff, sind sich die Investorinnen, Investoren und alle anderen Involvierten einig. Speziell ist, dass in beiden Restaurants die Küche offen ist. Das bedeutet für die Kochenden einerseits, dass sie direktes Feedback der Kundinnen und Kunden erhalten, die ihnen beim Kochen zuschauen können. «Das ist sehr schön», sagt Rabe.
Aber es bedeutet noch mehr. «Mit den meisten Mitgliedern meines Küchenteams arbeite ich seit Jahren zusammen. Der Umgangston war zwischen uns noch nie so rau, wie in anderen Küchen. Aber dass wir offene Küchen haben, heisst natürlich, dass es nochmals ruhiger und sauberer sein muss. Und das ist auch gut so», findet der Küchenchef.
Seine Spezialitäten seien nicht einzelne Gerichte, sondern, dass von den Produkten alles verarbeitet wird. «Das heisst nicht nur, dass wir beim Fleisch von der Nase bis zum Schwanz alles einbeziehen, sondern auch beim Gemüse. Wir verwenden Reste beispielsweise in Fonds oder trocknen es zu Pulver.» Ausserdem koche er am liebsten produktbezogen, reduziert und ehrlich, also ohne den Geschmack der einzelnen Zutaten zu verfälschen.
Nachhaltigkeit und Regionalität, darauf legen sie Wert. Verwaltungsrat Stalder sagt: «Uns ist bewusst, dass das heute viele sagen. Darum lassen wir beispielsweise unsere Weinkarte für uns sprechen.» Tatsächlich gibt es da neben Murianer Ortsbürgerwein auch viele andere Weine aus dem Aargau. «Vielen Restaurants ist bei den Speisen die Regionalität wichtig, aber die Weine kommen aus aller Welt, das geht für uns nicht auf.»
Das Gemüse komme hauptsächlich aus Sins, das Brot aus Muri, der Fisch aus Bremgarten, und der Süssmost wird bald eigens für sie beim preisgekrönten Murianer Obstbauern Othmar Strebel abgefüllt. So betont auch Mitinvestor Tom Gut: «Das Drei-Häuser-Hotel und die beiden Restaurants sind uns ein Herzensanliegen. Sie müssen natürlich rentieren. Aber wir sind überzeugt, dass die Gäste es schätzen, dass wir überall nur das Beste für sie, fürs Dorf und die Region realisieren möchten.»