Zwischen Merenschwand und Unterrüti entstehen sichere Unterführungen für Amphibien und andere Klein- und Kriechtiere. Die Gemeinde lässt sich das etwas kosten.
Frösche, die auf Freiersfüssen hüpfen, kennen keine Gefahr. Wild entschlossen, ihre Laichgewässer zu erreichen, überqueren sie auch dicht befahrene Strassen wie die Kantonsstrasse K 260 zwischen Merenschwand und Unterrüti, was Jahr für Jahr Tausende von quakenden Casanovas und deren nicht minder liebestrunkene Gespielinnen das Leben kostet.
Mit den Fröschen machen sich jeweils auch Kröten und Molche auf den Weg. Besonders in den grösseren Flusstälern des Kantons werden diese Amphibienwanderungen zu regelrechten Selbstmordkommandos. Seit Jahren bemühen sich Tierschützer darum, die bedrohten Tiere sicher über die Strassen zu bringen. Das geschieht in den meisten Fällen mittels Fangzäunen und Eimern, in die die Lurche plumpsen, wenn sie einem Leitwerk entlang den Weg auf die andere Strassenseite suchen. Freiwillige Helfer tragen die Tiere dann am nächsten Morgen auf die andere Strassenseite, wo sie sie, in ausreichender Distanz zur Strasse, unter Hecken und Altgrasvegetation gut versteckt, wieder freilassen.
Einer dieser Amphibienschützer ist der Geschäftsführer der Stiftung Reusstal, Josef Fischer. Seit Jahren schon organisiert er zusammen mit seinen freiwilligen Helfern während der Laichzeit und des damit verbundenen Amphibienzugs in Richtung Reussebene die Errichtung der temporären Amphibienschutzzäune und den Transport der geretteten Tiere auf die andere Strassenseite.
Dieses Jahr haben Fischer und sein Team vom 20. Februar bis 29. März total 2369 Amphibien vor dem Radweg zwischen Merenschwand und Unterrüti aufgefangen und auf der anderen Strassenseite, unter dem Schutz der lokalen Wallfahrtskapelle Mariahilf, wieder ausgesetzt. «Bei uns sind es vor allem Erdkröten, die auf ihrem Zug über die Kantonsstrasse wollen», weiss Fischer aus den akribisch geführten Statistiken, die die Amphibienschützer seit bald 30 Jahren zusammenstellen. Aufgrund dieser Daten hat sich die Abteilung Landschaft und Gewässer des Kantons Aargau auch dafür eingesetzt, dass bei der Sanierung der Kantonsstrasse und des Velowegs zwischen Merenschwand und Unterrüti auf rund 800 Metern alle 20 Meter ein Tunnel für Amphibien und andere Klein- und Kriechtiere angelegt wurde.
Dominik Studer, Leiter Unterhalt in der Abteilung Tiefbau des Departements Bau, Verkehr und Umwelt, sagt zu den Kosten solcher Bauten: «Üblicherweise stellen Massnahmen zum Amphibienschutz keinen wesentlichen Kostenfaktor dar, und die Projekte werden dadurch normalerweise nur leicht verteuert. Beim Projekt in Merenschwand stellt sich die Situation etwas anders dar, da es sich um sehr umfangreiche Massnahmen handelt. Die Mehrkosten betragen ungefähr 25 Prozent respektive etwa 800'000 Franken.»
Der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (www.karch.ch) sind im Moment in der ganzen Schweiz rund 1000 Strassenabschnitte bekannt, über welche Amphibienwanderrouten führen. Noch sind es nur einige davon, die fixe Unterführungen aufweisen, die meisten werden immer noch von freiwilligen Helfern betreut. Aber das Freiamt und der Kanton Aargau rüsten diesbezüglich weiter auf. So gibt es Unterführungen in der Strasse zwischen Unterlunkhofen und Zufikon sowie im Bremgarterwald bei der Galgenhaukurve. Die Strasse zwischen Eggenwil und Künten ist untertunnelt und ebenso die K 247 beim Spittelkreisel in Suhr. Gleich mehrere Durchlässe hat das Projekt Vordemwald unter der K 233.