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Die 15 Ponys auf dem Winterschwiler Ponyhelden-Hof haben zwar Wasser, Futter und Auslauf. Aber ihnen fehlt der Kontakt mit den Kindern.
Eine Hantelbank beschwert sich nicht, wenn niemand an ihr trainiert. Sie ist nicht traurig. Ponys hingegen, die ab und zu auch als Fitnessgerät angesehen werden, zeigen nun deutlich, dass sie das eben nicht sind. «Unseren Ponys fehlt es im Grunde an nichts, sie haben genügend Futter, Wasser und dürfen auf die Weide», sagt Julia Müller, die mit ihrem Mann Michael den Ponyhelden-Hof im Beinwiler Weiler Winterschwil führt. «Aber man merkt deutlich, wie sie die Kinder vermissen. Dabei verstehen sie ja nicht, wieso diese auf einmal nicht mehr kommen.»
Müllers vereinen auf ihrem Hof zwei Ideen: «Einerseits nehmen wir Ponys aus Tierschutzfällen auf. Andererseits möchten wir den Kindern zeigen, wie sie zu den Ponys, anderen Kindern und sich selber Sorge tragen und Verantwortung übernehmen können», erklärt Julia Müller. «Es geht nicht in erster Linie ums Reiten, wir machen viel Bodenarbeit, striegeln die Ponys gemeinsam und üben Kunststücke.» Zusätzlich backen sie in dreitägigen Ferienlagern auch mal Ponykekse aus Wildkräutern, die sie auf Spaziergängen mit den Ponys suchen.
Im Moment geht all das nicht. Stattdessen dürfen die Kursteilnehmerinnen mit ihren Familien die Ponys ab und zu vorangemeldet auf der Weide besuchen, sie striegeln und ihnen ihre Kekse und Rüebli bringen. «Es ist herrlich, wie das den Kindern und auch den Ponys guttut, obwohl die Besuche nur ein paar Minuten dauern.» Um die Kinder während der restlichen Zeit am Hofleben teilhaben zu lassen, schickt Julia Müller oft Videos und Fotos in den Gruppenchat.
Abgesehen von allem anderen ist der Lockdown auch finanziell schwierig für den Hof. Zurück zur Hantelbank: Die braucht kein Futter, keinen Arzt. «Die Kurse sind mein Beruf, so finanziere ich den Hof mit», so Müller, deren Mann Meister-Landwirt ist. «Das fällt nun weg und ist vom Bundesrat nicht in einem Hilfspaket abgedeckt.» Darum hat das Ehepaar eine Spendenaktion aufgeschaltet. «Wir haben uns überlegt, dass man jetzt, wo man ja nicht ins Kino darf, jedes Mal samt Popcorn und Getränk wohl etwa 17 Franken spart. Mit diesen 17 Franken können wir ein Pony drei Tage lang ernähren und ihm den Stall bezahlen», haben Müllers ausgerechnet. «Wer nun also dieses Kinogeld, das er oder sie gespart hat, sinnvoll einsetzen möchte, kann es in unsere Ponyhelden investieren.»
Während der Isolation musste Julia Müller auch noch eine sehr traurige Nachricht verkünden: «Farah, mein allererstes eigenes Shetty, hat am 25.April ihr Fohlen tot zur Welt gebracht», berichtet sie unter Tränen. «Noch vor dem Lockdown haben die Kinder oft an ihrem Bauch spüren dürfen, wie der kleine Oskar vom Freudhof in ihr wuchs.» Es war ein sehr harter Schlag, dass er es nicht geschafft hat. «Doch der Tod gehört zum Leben dazu. Das allerschönste, was mir eines der Kinder, das vor kurzem seinen Grossvater verloren hat, geschrieben hat, war, dass Grosspapi nun auf den kleinen Oskar aufpasse.» Auf der Website hat Müller dem Kleinen einen schönen Text gewidmet. Dort schreibt sie, dass Oskar nun mit den anderen Ponys «auf der grünen Ponywiese hinter dem Regenbogen» herumrennt.
Mehr Infos und Spendenkonto gibts online unter www.ponyhelden.ch