Seit vierzig Jahren setzt sich der Verein Läbigs Bremgarte für eine umweltpolitische und familienbewusste Politik ein. Dabei ist die Vereinigung oft ihrer Zeit voraus. So forderten sie bereits 1980 eine verkehrsfreie Altstadt. Zum Jubiläum schenken die «Läbigen» der Stadt eine besondere Aktion.
Betrachtet man die Geschichte des Vereins Läbigs Bremgarte, dann kommt man um die Bezeichnung Trendsetter nicht umhin. Der Verein steht sinnbildlich dafür, etwas auszulösen und Dinge in Bewegung zu setzen.
Die Wurzeln der Vereinigung, die in ihren Anfängen noch eine Interessengemeinschaft war, reichen zurück ins Jahr 1980, als in Bremgarten heftige Diskussionen um die Verkehrsführung ausgetragen wurden. Ältere Semester mögen sich noch daran erinnern, wie sich tagtäglich Tausende Fahrzeuge über die historische Holzbrücke und durch die enge Altstadt zwängten. Das war die Geburtsstunde von Läbigs Bremgarte.
Zum 25-Jahr-Jubiläum initiierte der Verein die Gründung des Bremgarter Filmklubs. Zum 40-Jahr-Jubiläum sucht man nun läbigi Gärte. Die verdichtete Bauweise verdrängt naturnahe Gärten immer mehr. Dieser Entwicklung will der Verein nun einen Kontrapunkt entgegensetzen. Gesucht sind deshalb Vorbilder, die zeigen, dass man der Natur trotz verdichtetem Wohnraum genügend Raum geben kann und damit einheimischen Pflanzen und Tieren Lebensraum bietet. Mit einem Rundgang am Samstag, 11. Juni, macht man dann auf diese grünen Inseln aufmerksam. Wer Hinweise geben kann, wo es in Bremgarten läbigi Gärte gibt, der tut dies an info@läbigi-gärte.ch.
Leute aus der Altstadt taten sich 1982 zusammen und forderten in einem Flugblatt dazu auf, sich an der Gemeindeversammlung zu beteiligen. Auf der Traktandenliste stand das Konzept für eine verkehrsberuhigte Altstadt, der man mit diesem Aufruf zum Durchbruch verhalf.
Sie beteiligten sich in der Folge auch an der Ideensammlung, wie die verrusste Altstadt wieder mit Leben gefüllt werden könnte. Dazu verkauften sie Erdbeeren an der dicht befahrenen Strasse und befragten die Autofahrer, was sie sich wünschen. Dass in den Quartieren Tempo 30 herrscht, ist ebenfalls ihr massgeblicher Verdienst.
Heute mag man darüber lächeln, Tatsache ist aber, dass der Verein 1989 anregte, dass die Stadtverwaltung in ihrer Korrespondenz das Wort Fräulein durch Frau ersetzt...
Damals wie heute engagieren sich die «Läbigen» für Umwelt und familienpolitische Anliegen. Barbara Krom vertrat diese Werte als erste Stadträtin des Vereins, heute ist es Claudia Bamert, die Einsitz hat. Auch in weiteren Kommissionen und Behörden sind Vereinsmitglieder vertreten. Vorstandsmitglied Matthias Kuoni sagt:
«Aus der ehemaligen Interessengemeinschaft wurde ein Verein, der sich für nachhaltige und familienfreundliche Politik einsetzt. Und das seit nunmehr vierzig Jahren.»
In den frühen 1980er-Jahren machten die «Läbigen» mit einer eindrücklichen Aktion auf die Notwendigkeit der Abfalltrennung aufmerksam. Kuoni erzählt: «Der Abfall, den eine Person in einem Jahr produziert, wurde vor dem Obertorplatz aufgeschichtet, um die Dimensionen zu verdeutlichen.»
Damit forderten die Mitglieder, dass das Kompostieren von organischen Abfällen, das Trennen von wiederverwertbaren Stoffen und das Verursacherprinzip für die Entsorgungskosten eingeführt wird. In der Folge wurde Bremgarten zu einer Pioniergemeinde im Aargau.
Als logische Folge zeichnet die Vereinigung seit 1989 für die Organisation der Velobörse und seit 1992 für den Flohmarkt verantwortlich. Läbigs Bremgarte gab zudem 1992 den Anstoss zur Gründung einer Autoteilet, notabene der ersten im Freiamt.
Nicht alles gelang. 1987 forderte die Vereinigung, dass dem Ortsbild- und Reussuferschutz in der neu überarbeiteten Bau- und Zonenordnung mehr Gewicht beigemessen wird. Diese Anregungen hatten wenig Erfolg, schmälerten aber nicht das Engagement. Gleich drei Vereinsmitglieder schafften es ins Aargauer Kantonsparlament. Es waren dies: Agnes Weber (SP), Thomas Frei (SP) und Walter Meier-Istvan (Grüne).
Auf relativ wenig Resonanz stiess die Umfrage, die man gemeinsam mit der SP im letzten Herbst initiierte. Gemeinsam rief man dazu auf, Visionen für die Stadt zu formulieren. Kuoni erzählt: «Es wurden nur wenige differenzierte Visionen formuliert. Der Wunsch, dass aus dem Pyramiden-Brunnen auf dem Obertorplatz Bier fliessen soll, setzte sich nicht durch.»
Trotz dieser Schlappe gelingt es dem Verein immer wieder, Leute zu mobilisieren. Kuoni nennt als Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit die Teilzonenänderung für das Gebiet Obere Ebene, über die an der Gemeindeversammlung 2020 abgestimmt wurde. Christina Schäpper stellte im Namen von Läbigs Bremgarte einen Rückweisungsantrag, weil ihrer Meinung nach das Geschäft nicht ausgereift genug war. Die Mehrheit der Stimmberechtigten hiess diesen Antrag gut.
Den runden Geburtstag feiert man mit der Aktion Läbigi Gärte. Der rund 30 Mitglieder zählende Verein setzt auch im neuen Lebensjahr auf seine bewährten Grundsätze: Das Interesse bei Mitmenschen zu wecken und Ideen weiterzutragen.