Villmergen
Knappe bei Kasse: Die Kirchgemeinde sucht einen Investor

Die Mitgliederzahl stagniert, die Kirchenpflege will das Villmerger Zentrum im Baurecht abgeben. Kirchliche Anlässe sollen mittelfristig in Wohlen zentralisiert werden.

Jörg Baumann
Drucken
Das kirchliche Zentrum Villmergen muss saniert werden. Gesucht wird deshalb ein Investor.

Das kirchliche Zentrum Villmergen muss saniert werden. Gesucht wird deshalb ein Investor.

Archiv/rob

Wie geht es mit dem reformierten kirchlichen Zentrum in Villmergen weiter? Die Kirchgemeindeversammlung am 19. November in Wohlen soll die Weichen stellen. Die Kirchenpflege macht einen interessanten Vorschlag: Sie beantragt der Versammlung, die in den letzten zweieinhalb Jahren eingeschlagene Strategie mit der Vision Waagmatten (so bezeichnet nach dem Namen des Standortes des kirchlichen Zentrums) nicht weiter zu verfolgen.

Stattdessen soll die kirchliche Zentralisierung der Kirchgemeinde mit Mitgliedern in Wohlen, Büttikon, Hilfikon, Uezwil, Villmergen, Waltenschwil und Wohlen «weiter verfeinert und vorbereitet werden», schreibt die Kirchenpflege den Gemeindemitgliedern in einem Brief.

Lasten nicht mehr tragbar

Das kirchliche Zentrum in Villmergen entstand in einer Aufbruchsstimmung zwischen 1965 und 1970. Die Unternehmerin und Sonntagsschullehrerin Alice Bopp schenkte der Kirchgemeinde damals das Grundstück in den Waagmatten, auf dem 1965 die Kirche und 1970 das Pfarrhaus entstanden. Der Bau des Kirchenzentrums verlieh dem damals noch jungen Reformierten Gemeindeverein Villmergen Flügel – Flügel, die allerdings heute nicht mehr tragen.

Denn die Zahl der Kirchgemeindemitglieder stagniert. Die finanziellen Ressourcen halten der grösser werdenden Belastung nicht mehr stand. Die Kirchgemeinde ist mit heute 3800 Mitgliedern zu klein, um sich mittelfristig oder langfristig den Betrieb von zwei Kirchenzentren in Wohlen und Villmergen leisten zu können. In Villmergen wäre eine Gesamtsanierung für mehr als eine Million Franken fällig.

Die Kirchenpflege handelte und schrieb einen Ideenwettbewerb aus. Das Ergebnis: Wirtschaftlich kann der Betrieb mit der vorgeschlagenen Mehrfachnutzung des Kirchenzentrums Villmergen nicht sein. Wenn die Nutzung noch intensiver sein soll, wie bei einem Seminarbetrieb, wäre die Kirchgemeinde bei der Vermarktung und Bewirtschaftung überfordert. Die Krux dabei ist: Ohne grosszügige Mehrfachnutzung ist ein verantwortbares Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen nicht gegeben.

Dringend gesucht: ein Investor

Deshalb soll die Kirchenpflege, so der Antrag an die Kirchgemeindeversammlung, die Sache unter der neuen Gesamtstrategie «Sieben Dörfer – eine Kirchgemeinde» neu aufgleisen, einen Investor für das Kirchenzentrum Villmergen suchen und abklären, ob das Areal im Baurecht abgegeben werden kann. Die kirchlichen Anlässe sollen mittelfristig in Wohlen zentralisiert werden.

Die Planungsphase soll 2018 abgeschlossen sein. Bis dann muss auch feststehen, wie das Kirchenzentrumsareal in Villmergen weiter genutzt wird. Das Zentrum in Villmergen wird spätestens 2018 aufgelöst werden, so die Kirchenpflege, die für die im Wettbewerb geäusserten Projektideen offenbleibt. Diese Ideen sollten aber «von externer Seite» realisiert werden.

Die «Vision Waagmatten» ist im Juni 2013 angelaufen. Damals wurde ein erster Ideenwettbewerb gestartet mit dem Ziel, eine Mehrfach- oder Umnutzung der Kirche in Villmergen zu prüfen. Bewusst wurde bereits damals die gesamte Landparzelle in Villmergen mit dem Pfarrhaus in die Überlegungen mit einbezogen.