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Freiamt
Selbstversuch Eishockeytraining: az-Praktikantin Dominique Bitschnau wagt sich aufs Eis und trainiert eine Stunde mit der Mannschaft Mini-B auf der Eisbahn Wohlen.
Ich fühle mich wie ein Astronaut. Das Volumen meiner Beine ist um das Dreifache gewachsen, meine Sicht ist durch ein Gitter versperrt. Ich unternehme aber nicht eine Reise auf den Mond, sondern begebe mich lediglich aufs Eisfeld. Ich will herausfinden, wie es ist, ein Eishockey-Training zu absolvieren.
Zu diesem Zweck lässt mich der Hockeyclub Wohlen Freiamt mit der Gruppe Mini-B mitüben – das sind zwölf- und dreizehnjährige Spieler in der untersten Liga, wie ich mir sagen lasse. Mit diesen kleinen Knöpfen zu trainieren, ist ja kinderleicht, denke ich zu Beginn. Aber weit gefehlt: Es stellt sich heraus, dass die Spieler in den Ausrüstungen riesig aussehen und sich auf der Bahn bewegen, als wären sie darauf geboren.
Mit grosser Mühe – denn in der monströsen Hockeyausrüstung ist jede Bewegung ein Kraftakt – manövriere ich mich aufs Eisfeld. Trainer Simon Meier und das Team warten schon auf mich. Simon stellt mich meinen neuen Teamkollegen vor.
Daraufhin beginnen alle, mit ihren Stöcken auf das Eis zu schlagen. Ich interpretiere diese Geste spontan als positive Zustimmung. Oder doch eher Missbilligung? Mit Sicherheit kann ich es nicht sagen. Die Gesichtsausdrücke hinter den Gittern sind schwer zu interpretieren. Viel Zeit, um mir darüber Gedanken zu machen, habe ich aber sowieso nicht. Der Trainer schreit: «Und los gehts!»
Keine Zickereien, dafür Teamgeist
In der Zwischenzeit hat Simon Meier eine Übung auf seinem Klemmbrett erklärt. Alle Spieler schwärmen aus. Äh, wie bitte? Was muss ich machen? Mir geht alles zu schnell und die Übung ist komplex.
Die Verwirrung muss mir im Gesicht geschrieben stehen, denn der Trainer hat Erbarmen und erklärt mir noch einmal alles ganz langsam. Ich reihe mich in die Gruppe ein. «Schau, du musst den Schläger so halten», zeigt mir eine Spielerin. Diese grossen Gesellen, die mir am Anfang recht unnahbar schienen, werden immer sympathischer.
Aline heisst meine neue Verbündete. Sie ist eines der wenigen Mädchen im Team. Das scheint ihr aber nichts auszumachen. Sie erklärt mir vertraulich: «Hier gibt es keine Zickereien. Die Jungs hauen sich halt ab und zu mal die Köpfe ein. Dafür ist nachher wieder heile Welt.» Was ihr am Sport am besten gefällt, ist jedoch der Teamgeist. «Hier halten alle zusammen.»
Nach einer Stunde Pass üben, wird gespielt. Die Hockeyaner flitzen mir um die Ohren, die Scheibe wechselt andauernd den Besitzer. Es ist ein schneller und intensiver Sport. Ich konzentriere mich darauf, das Spiel im Überblick zu behalten, da bekomme ich plötzlich einen Pass. Eine Sekunde lang bin ich etwas überfordert, spurte dann aber sofort Richtung Goal.
Doch zwei Spieler versperren mir den Weg und stürzen auf mich zu. Neulinge werden hier anscheinend nicht geschont. Es kommt zu einem wilden Gemenge. Ehe ich mich versehe, liege ich am Boden, die Scheibe ist weg. So ein Pech.
Einsatz war gut
Simon Meier pfeift. Das Training ist fertig. Ich schwitze, habe kalt an den Füssen und fühle mich erschöpft. Aber ich muss zugeben: Es hat Spass gemacht. «Die Konzentration lässt heute zu wünschen übrig, dafür ist der Einsatz umso besser», befindet der Trainer. Ich habe meine Trainingsstunde also gut gemeistert. Das nächste Spiel bestreitet unser Team am Wochenende. Unser Team – den Aspekt mit dem Teamgeist habe ich hautnah miterlebt und dabei völlig vergessen, dass ich nur zur Probe hier bin. Dabei soll es aber auch bleiben. Fazit: Das Training war zwar spannend, aber auch anstrengend und anspruchsvoll.
Zum Schluss bedankt sich der Trainer bei mir. Wieder hauen alle mit den Schlägern aufs Eis. Diesmal bin ich mir aber ganz sicher: Der Applaus ist ein positives Zeichen und allein für mich bestimmt.