Im Wohler Wald entstehen aus Birkenbäumen die traditionellen Ruten für die Schmutzli.
Am kommenden Wochenende ist Samichlaus-Zeit. Dann zieht der gütige Bärtige mit seinem Gefolge wieder durch die Wohler und Angliker Strassen und besucht die kleinen und grossen Kinder. Den unbestrittenen Höhepunkt bildet der Chlausauszug am Sonntagabend bei der katholischen Kirche. Je nach Schätzungen wohnen jeweils bis zu 2500 Schaulustige dem lauten Spektakel bei. Bei der St. Nikolaus-Gesellschaft und der Jungwacht gehen die Vorbereitungen in die Endphase. Gestern trafen sich die 20 Oberschmutzli im Wohler Wald zum traditionellen Rutenbinden.
Es ist Samstagmorgen kurz vor acht Uhr. Nebel und Ruhe liegen über dem Gebiet beim Wasserreservoir. Ein Jungwächter nach dem anderen trudelt ein. «Hey, du siehst aus, als wärst du noch gar nicht im Bett gewesen», frotzelt einer. «Ui, du siehst aber kaum bis zu mir rüber», stichelt ein anderer. So richtig wach scheint um diese Uhrzeit keiner zu sein. Die einen halten sich an einem Gipfeli fest, andere trinken eine Schokolade. Für einige ist immerhin die Aufwachphase angelaufen.
«Wir machen unsere Ruten seit Jahrzehnten selber. Darauf sind wir schon ein bisschen stolz», sagt Röfe Wüst und klatscht einen Jungwächter nach dem anderen ab. Für jeden hat der Wohler Chlausvater ein nettes Wort übrig. Dann disloziert die ganze Gesellschaft in den Nahen «Althau»-Wald, ein Naturschutzgebiet von kantonaler Bedeutung. Dort darf die Jungwacht seit vielen Jahren in einem Privatwald junge Birkenbäume abholzen und aus den Ästen die Ruten binden. 250 müssen es dieses Jahr sein. Die St. Nikolaus-Gesellschaft wird nächstes Wochenende 213 Familien in Wohlen und Anglikon besuchen. Und jedes Kind erhält nach dem Besuch des Samichlaus eine solche Rute.
Bevor es mit Motorsäge, Axt und Ähnlichem an die Arbeit geht, schaut Franz Fischer vorbei. Ihm gehört ein Teil des Waldes, in welchem die Jungwächter arbeiten. Die meisten Birkenbäume schlagen sie jedoch in einem Gebiet eines anderen Besitzers. «Denkt daran, knickt die jungen Tännchen nicht um», mahnt Fischer die temporären Waldarbeiter. Fischer ist bei den Jungwächtern beliebt, hat immer einen träfen Spruch auf den Lippen. Dann gehts los. Bis kurz vor dem Eindunkeln sind die Jungwächter an der Arbeit und binden unermüdlich Ruten.
Wer es kaum erwarten kann, den Wohler Samichlaus in natura zu sehen, dem sei die heutige Chlausmesse in der Pfarrkirche St. Leonhard ab 10.30 Uhr empfohlen. Dick in der Agenda anstreichen sollte man sich den kommenden Sonntag, 7. Dezember, 16.45 Uhr. Am grössten Chlausauszug im Aargau verteilen die 10 Samichläuse sowie die 60 Schmutzli 160 Kilogramm Mandarinen, 80 Kilogramm spanische Nüssli, 1000 Lindorkugeln, 500 Chlausstumpen und 10 000 Chlausbatzen an die Bevölkerung.