14 Schüler aus Wohlen präsentierten die Projekte, welche sie in der Begabtenförderung während eines Jahres ausarbeiteten.
Die Klischees zum Thema der begabten Kinder sind tief verwurzelt: Sie kennen die Zahl Pi bis 1000 Stellen nach dem Komma oder können sich jedes Detail eines Stadtbildes merken. Dass Begabung ganz andere Facetten haben kann, zeigt die Schule Wohlen: 14 Schülerinnen und Schüler präsentieren am Mittwoch im Schulhaus Halde, was sie während eines Jahres ausgearbeitet haben. Die Talente der jungen Schüler könnten kaum vielfältiger sein.
Da gibt es den Primarschüler Eric Wermelinger, der von den erneuerbaren Energien fasziniert ist. Er entwickelte ein Solarauto von der Grösse eines Spielzeugs. «Die Leistung der Solarzelle ist zu tief, um den Motor zu betreiben. Mithilfe eines Akkus funktioniert es aber», fand der Nachwuchs-Forscher heraus. Oder Anja Moser, die sich auf Spurensuche nach der Entwicklung der Kalligrafie machte.
«Die Architektur und die Kalligrafie einer Epoche wiesen immer grosse Parallelen auf», so die Schülerin. Während des vergangenen Schuljahres besuchten sie gemeinsam mit sieben anderen Primarschülern den Begabtenförderungs-Unterricht in Wohlen. Die zwei Extrastunden pro Woche nahmen sie für das Projekt gerne in Kauf.
Das Angebot für begabte Schüler gibt es in Wohlen seit mittlerweile sechs Jahren. Offensichtlich mit Erfolg – denn die Schulleitung steht nach wie vor hinter dem Projekt, welches übrigens vom Kanton finanziert wird. Doch die Unterstützung könnte der Lehrerin Tina Mesaric zufolge breiter sein: «In der Schweiz ist die Bereitschaft zur Förderung von begabten Schülern zu gering», sagt sie.
Selbst in der Lehrerschaft gebe es kritische Stimmen – woran das liegt, darüber wagt die erfahrene Lehrerin nicht zu spekulieren. Doch sie fügt an: «Während der integrative Unterricht breit akzeptiert ist, wird es nicht als gleich wichtig erachtet, die bereits starken Schüler noch weiter zu fördern.»
Zur sogenannten Projektwerkstatt und Forschungsstation können sich grundsätzlich alle Schüler anmelden – selbst solche aus der Region, welche die Schule gar nicht in Wohlen besuchen.
«Dieses Jahr waren auch Schüler aus Hägglingen, Niederwil und Villmergen dabei», erklärte Mesaric. Wollen sie mitmachen, müssen die Schüler eine Bewerbung inklusive Portfolio einreichen; Projekt- und Schulleitung entscheiden dann gemeinsam, wer in den erlauchten Kreis aufgenommen wird.
Projekte wie die eingehende Recherche über die menschliche Gesundheit (Zoe Trommer) oder über unser Sonnensystem (Janis Hutz) zeigen: Es sind keine intellektuellen Superkräfte, nach denen die Schule sucht. Vielmehr ist sie nach der Ausschau nach Schülern mit «grosser Ausdauer, ausgeprägter Neugierde und dem Drang zum Forschen» – exakt jene Fähigkeiten, die im späteren Berufs- und Akademikerleben gefragt sind, werden in Wohlen somit früh gefördert.