Was sagen Walter Dublers Weggefährten zur Pensionskassen-Affäre? Klar ist: Der Wohler Gemeindeammann gerät immer stärker unter Druck. Der ehemalige Regierungsrat Peter Wertli schlägt eine Konsultativabstimmung vor.
Peter Wertli sass für die CVP von 1988 bis 2001 im Regierungsrat – in die lokale Politik hat sich der Wohler seither nie eingemischt. Doch zum Fall von Gemeindeammann Walter Dubler, der sich selber zu hohe Pensionskassenbeiträge auszahlen liess, äussert sich Wertli auf Anfrage der az deutlich.
«Es ist für mich unverständlich, wie sich Walter Dubler verhalten hat. Aus seiner langen Erfahrung müsste er doch wissen, dass er unter ständiger Beobachtung seiner politischen Gegner steht und sich keine solchen Aktionen erlauben kann.»
Aus seiner Sicht hätte der Gemeindeammann die Höhe seiner Pensionskassenbeiträge zwingend mit dem Gemeinderat besprechen und allenfalls dem Einwohnerrat vorlegen sollen.
Ist das Vertrauen noch da?
Stattdessen hatte Dubler, dessen Lohn 2013 vom Einwohnerrat von 217 175 Franken auf 188 770 Franken pro Jahr gekürzt wurde, die Finanzverwaltung angewiesen, die Pensionskassenbeiträge weiter auf Basis des alten Lohns auszurichten.
Dennoch will Peter Wertli «den Stab nicht leichtfertig über Walter Dubler brechen». Er betont, Dubler habe sich sehr für Wohlen engagiert und auch beträchtliche Verdienste um die Gemeinde gehen auf sein Konto. Für den ehemaligen Regierungsrat ist aber klar: «Jetzt muss Walter Dubler die Vertrauensfrage stellen.»
In seiner Funktion brauche der Ammann eine Basis im Gemeinderat, im Lokalparlament, in der Verwaltung und im Volk. Vertrauensabstimmungen, wie sie in vielen europäischen Ländern für Regierungschefs vorgesehen sind, gibt es in der Schweiz nicht.
Wertli sieht aber Möglichkeiten: «Ich stelle mir eine konsultative Abstimmung im Einwohnerrat oder bei der Bevölkerung vor.» Dies könnte einfach mit einem weiteren Zettel bei einem regulären Wahl- oder Abstimmungstermin passieren.
Vom Gegner zum Supporter
An einer solchen Abstimmung könnte auch Hanspeter Weisshaupt teilnehmen. Der ehemalige UBS-Direktor ist heute eng mit Walter Dubler vernetzt: Weisshaupt ist Verwaltungsratspräsident des lokalen Energieversorgers IBW, der zu 100 Prozent in Gemeindebesitz ist, sitzt mit Dubler im Donatorenklub des FC Wohlen und unterstützte den parteilosen Ammann vor sechs Jahren auch im Wahlkampf.
Politisch waren die beiden früher Gegner: Weisshaupt sass für die CVP als «Finanzminister» im Wohler Gemeinderat, Dubler war Einwohnerrat der Gruppe «Eusi Lüüt» und Mitglied der Finanzkommission.
«Er war ein engagierter Politiker, der Gemeinderechnungen detailliert unter die Lupe nahm und bisweilen auch heftig Kritik am Gemeinderat übte», erinnert sich Weisshaupt.
Dubler war also – um es etwas pauschal zu sagen – in seiner Zeit als Einwohnerrat seinem heutigen politischen Gegner Jean-Pierre Gallati durchaus ähnlich. Dieser hatte vergangene Woche die Pensionskassen-Affäre publik gemacht.
Kritik an Dublers Alleingang
«Auch ich habe aus der Zeitung von der Geschichte erfahren», sagt Hanspeter Weisshaupt.
Wie bewertet er den Fall? «Es ist sicher ungeschickt, dass Walter Dubler im Alleingang entschieden hat, dass ihm die Gemeinde weiter höhere Pensionskassenbeiträge zahlt.»
Weisshaupt findet, Dubler hätte diese Frage unbedingt dem Gesamtgemeinderat vorlegen sollen. «Vielleicht hätte dieser einen entsprechenden Antrag sogar bewilligt, als kleine Kompensation für die Lohnkürzung durch den Einwohnerrat», mutmasst er.
Nachdem der Fall bekannt geworden sei, habe Dubler hingegen das einzig Richtige getan. «Er hat den Betrag sofort selber bei der Gemeinde einbezahlt und sich im Einwohnerrat entschuldigt, das war eine gute Reaktion», sagt Weisshaupt.
Nicht äussern möchte er sich zur Frage, wie glaubwürdig Dublers Aussage ist, er habe die Höhe der Pensionskassenzahlungen nachträglich noch dem Gemeinderat vorlegen wollen.
Keine Ratschläge für Ammann
Weisshaupt hat Dubler am Dienstag an der Generalversammlung der Donatorenvereinigung des FC Wohlen getroffen. Dabei sei die Geschichte mit den Pensionskassenzahlungen kein Thema gewesen.
«Ich möchte mich auch nicht zur Frage äussern, ob Walter Dubler nun zurücktreten sollte oder nicht», sagt Weisshaupt. Momentan sei der Fall ein grosses Thema und werde politisch bewirtschaftet.
«Vielleicht sieht das in zwei Monaten mit etwas Distanz schon wieder anders aus. Ich hätte mir auch nicht vorstellen können, dass Geri Müller die Affäre in Baden einfach aussitzt, daher möchte ich keine Prognose abgeben, wie die Sache mit Walter Dubler ausgehen wird», macht er klar.
Unabhängig von der aktuellen Kritik sei festzuhalten, dass Walter Dubler für Wohlen viel erreicht habe. «Ohne sein grosses persönliches Engagement wäre zum Beispiel das neue Strohmuseum nie realisiert worden. Er hat Millionen hereingeholt bei Stiftungen und Gönnern und der Gemeinde zu einer Attraktion von grosser Bedeutung verholfen.»