Josef Fischer, Leiter Zieglerhaus der Stiftung Reusstal, führte die rund drei Dutzend Teilnehmenden der Frühlingsexkursion in die etwas versteckteren Geheimnisse der Natur ein.
Spüren tut man den Frühling ja schon lange. Überall spriessen frische Pflänzchen, die Sonne wärmt (fast schon mehr als sie eigentlich müsste), und auch die Vögel hört man schon am frühesten Morgen von den Bäumen pfeifen.
Eine Fortpflanzungslotterie
Als erstes wurden mal die Weidenkätzchen etwas genauer unter die Lupe genommen. Die sind nämlich eher speziell: So gibt es – ähnlich wie bei der Pappel – männliche und weibliche Bäume. Während die meisten anderen Bäume zwei in einem sind: Also sowohl weibliche wie auch männliche Blütenorgane im Blütenstamm tragen. Ein Paradies für Bienen sind sie so oder so: Die schwärmen aus, um sich Blütenstaub und Zucker zu holen. «Frühling heisst Hochzeit», meinte Fischer – in doppeldeutigem Sinne. Das merkt auch die Birke und produziert Unmengen an Blütenstaub, getreu dem Motto «Je mehr, je besser». Es sei halt immer eine Lotterie mit der Fortpflanzung, sagte Fischer.
Keine fixen Kategorien
Oben auf dem Damm zögerte der Exkursionsleiter nicht lange und zückte eine Säge, um einen grossen Ast von der Esche zu sägen. Und den Anwesenden wiederum eine Knospe zu verteilen. Diesmal von einem Baum, der sowohl männlich und weiblich ist. Aber teilweise auch nur Blüten vom einen Geschlecht trägt. *»Die Natur lässt sich halt nicht fix in Kategorien einteilen», erklärte er. Auf dem Hochwasserdamm ging die Reise weiter. Der übrigens sozusagen als «Naturzweiteiler» fungiert. Links das Wasser mit Weichholzauenwald - also solcher Fauna wie Silberweide oder Erle, die auch mal über längere Zeit hin mit den Wurzeln im Wasser stehen kann; rechts der Hartholzeschenwald mit Eschen, Ulmen, Eichen und Sträucher.
Pilzbefall im Ulmenwald
Das Naturschutzgebiet zieht sich weit der Reuss entlang. Während der Wald sich anfangs noch eher licht gezeigt hatte, verdichtete er sich später. Ulmenbäume allerdings gäbe es praktisch keine grossen, so Fischer. Nach 30 bis 40 Jahren nämlich befalle sie ein Pilz, der ihre Wasserleitungen verstopfe und die wichtige Zufuhr verhindere. Bereits die Version 2.0 des Krankheitserregers: Schon anfangs 19. Jahrhundert kannte man das Phänomen hierzulande, dieser Pilz ist eine Mischung aus einem asiatischen und einem amerikanischen Befalltyp.
Nach dem Wald – vorbei an Seidelbast, Schlehdorn und Pappeln – ging es wieder weiter in offenem Feld. Erste Schlüsselblümchen zeigten sich. Was jetzt schon blüht, hat übrigens viele Reserven – diese wurden schon im vergangenen Sommer angelegt. Sonst hätten die Pflanzen nach dem langen Winter gar nicht genug Kraft zum Austreiben.