Tägerig
Im neuen Kreisel steht eine Brücke mit Klosterfrauen darauf

Das Kunstwerks an der Strassenverzweigung Reusstal-/Mellingerstrasse ist in feierlichem Rahmen eingeweiht worden.

Walter Christen
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Der Kreisel in Tägerig mit Eisenkonstruktion und Holzfiguren: Erinnerung an den alten Reussübergang im Gnadenthal, gebaut aus alten Brückenteilen. CHR

Der Kreisel in Tägerig mit Eisenkonstruktion und Holzfiguren: Erinnerung an den alten Reussübergang im Gnadenthal, gebaut aus alten Brückenteilen. CHR

Was sich verrückt anhört, ist Tatsache: Im neuen Kreisel bei der Verzweigung Reusstalstrasse/Mellingerstrasse in Tägerig steht eine Brücke. Zumindest ein Brückenteil. Genau genommen handelt es sich um ein Kunstwerk, zusammengeschweisst aus erhalten gebliebenen, originalen Eisenteilen der vor einem Jahr abgebrochenen alten Reussbrücke im Gnadenthal. Martin und Guido Hufschmid aus Fischbach-Göslikon und Nesselnbach haben etwas erschaffen, das die Vergangenheit mit der Zukunft verbindet, wie sie sagen. Und auf die Brückenkonstruktion haben sie verschiedene, zum Teil über einen Meter grosse Holzfiguren gestellt, die an die Zeit der alten Gnadenthaler Brücke und ihr Umfeld in den 1960er-Jahren erinnern. So etwa zwei Klosterfrauen, ein altes Pärchen mit einem Hund, ein Fischer sowie ein Motorradfahrer mit einer jungen Spaziergängerin. Ausserdem haben sich noch ein paar Krähen in der Brückenkonstruktion niedergelassen.

Das Alphorn-Quartett Niederwil spielt beim Kreisel-Festplatz in Tägerig.
9 Bilder
Der Fischer hat die Angel ausgeworfen.
Das alte Paar und der Fischer.
Die Klosterfrauen auf dem Tägliger Kreisel.
Spaziergängerin, Töfffahrer, Nonnen, Hund, altes Pärchen und Fischer.
Schön farbig angemalt zeigt sich der alte Mann.
Der Kranarm zieht die Abdeckplane hoch.
Der Töfffahrer und die Spaziergängerin.
Eine der Krähen auf dem Tägliger Kreiselkunstwerk.

Das Alphorn-Quartett Niederwil spielt beim Kreisel-Festplatz in Tägerig.

Walter Christen

Der Kreisel war fällig

Im Rahmen eines kleinen Volksfestes wurde der Kreisel mit der Tägliger Bevölkerung eingeweiht und das Kunstwerk zu den Klängen des Alphorn-Quartetts Niederwil feierlich enthüllt. Gemeindeammann Matthias Moser betonte, dass man sich an dieser Stelle schon lange einen Kreisel gewünscht hatte. Vor allem dann, wenn viel Verkehr herrschte und ein Einmünden vom Dorf her in die Reusstal- strasse zu Stosszeiten zu einer Geduldsprobe wurde.

Wie Gemeindeammann Moser weiter erwähnte, habe der Gemeinderat keine Vorstellung von einem Kreiselkunstwerk gehabt und gedacht, dass eine Bepflanzung mit Blumen als Schmuck ausreichend sei. Im Herbst vor einem Jahr habe sich Guido Hufschmid gemeldet, er möchte mit seinem Bruder Martin etwas für die Kreiselmitte schaffen. Der Gemeinderat war einverstanden und der Kanton willigte in die Pläne ebenfalls ein. «Wir schätzen es sehr, dass der Kreisel auf diese Art gestaltet werden konnte», sagte Moser.

Markenzeichen von Tägerig

Nach Meinung der Festrednerin Christine Egerszegi, ehemalige Ständerätin aus der Nachbargemeinde Mellingen, stellen die alten Brückenteile auf dem Kreisel einen Brückenschlag zur Geschichte der ganzen Region dar. «Die Umsetzung ist wirkliche einmalig und die Begeisterung gross. Dieser Kreisel ist nun ein einmaliges Markenzeichen von Tägerig», meinte die Rednerin.

Wie Guido Hufschmid der AZ gegenüber sagte, ist die Konstruktion 9 Meter breit. «Wir hatten das Glück, dass es sich hier um einen Kreisel mit grossem Durchmesser handelt und wir etwas kreieren konnten, das man gut sieht. Für das Fundament haben wir 30 Tonnen Beton benötigt. Die verwendeten Brückenteile bestehen aus 5 Tonnen Stahl. 2 Tonnen Holz wurden für die Figuren verwendet.»

Figuren sind gut zu erkennen

Eben diese Figuren, von denen die Brüder Hufschmid übrigens noch mehr gehabt hätten, stammen von einem Mammutbaum, der in Lausanne stand, und aus Akazienholz aus der Region. Sie sind absichtlich so hingestellt und gedreht, dass sie von vorne gut zu erkennen sind. Die Szenerie bleibe nachts unbeleuchtet, meinte Guido Hufschmid. «Die Silhouetten der Figuren sind dann zu sehen.» Die Aufschüttung im Kreisel mit Erdmaterial sei in Anlehnung an die Reuss wellenförmig angelegt und mit Pflanzen bestückt, die während 9 Monaten im Jahr in verschiedenem Blau blühen.

Teile der alten Gnadenthaler Brücke, die von den Brüdern Hufschmid vor dem Schmelzofen gerettet werden konnten, dienen nun als Kreiselschmuck. «Eine schöne Geschichte, wie im Märchen – und mit einem glücklichen Ende», meinte Guido Hufschmid zur AZ.