Tellspielverein erinnert an ein Gefecht zwischen Franzosen, Zugern und Freiämtern
In elf Monaten wartet der 1950 gegründete Tellspielverein Hägglingen mit einem weiteren Höhepunkt in seiner glorreichen Geschichte auf: mit dem Freilichtschauspiel «Emmetfeld – Vom Müselifräuli und de Franzose». Das Stück vom von Villmergen nach Rikon ausgewanderten Autor Paul Steinmann verspricht viel. Zumal ein anderer Freiämter, Adrian Meyer aus Wohlen, der in Gelterkinden wohnt, die Regie führt.
Die Produktionsleitung und der Regisseur Adrian Meyer fordern von den Mitspielern in den nächsten Monaten viel ab. Am 24. Oktober beginnt die intensive Probezeit. Die Premiere findet am 12. August 2016 statt, die Derniere am 17. September. Dazwischen liegen 16 bis 20 Aufführungen. Beim Forsthaus wird, wie man das vom Tellspielverein kennt, eine Festwirtschaft aufgebaut. (BA)
Mit dreissig bis vierzig Laienspielerinnen und –spielern rechnete die Produktionsleitung noch letztes Jahr. Doch man hat sich gewaltig verschätzt. 60 Spieler meldeten sich an. Steinmann musste über die Bücher und neue Rollen kreieren, auch mehr für Frauen.
«Es wollen mehr Frauen als Männer mitspielen», sagte Steinmann völlig entspannt und glücklich, als er seine Lesefassung des Stücks zum ersten Mal vor Publikum vorlesen liess. Weitere Korrekturen und Feinjustierungen wird er am Stück noch vornehmen.
Steinmann darf zudem auch auf einige noch blutjunge Kräfte zählen, die sich wie die Erwachsenen auf die im Oktober beginnenden Proben freuen. Die Rollen sind fürs Erste zugeteilt.
Französische Truppen wandern 1798 in die Schweiz ein und stürzen die Alte Eidgenossenschaft, befreien das Freiamt von fremden Herren und treffen am 26. April 1798 auf dem Emmetfeld zum Gefecht gegen die Zuger und Freiämter an.
Im Emmetfeld verlieren 16 Zuger und vier Freiämter, unter ihnen zwei von Wohlen, aber auch 115 Franzosen ihr Leben. Dieses Ereignis ist der Ausgangspunkt von Steinmanns Stück.
Aber wer den beliebtesten Schweizer Theaterautor kennt, weiss: Das Gefecht ist für ihn nicht das Entscheidende. Wichtiger ist für ihn in diesem Stück, was die Menschen darüber denken und wie sie mit den Franzosen zurande kommen. Mit Fremden, die eine Sprache sprechen, die die Bauern und Handwerker aus Hägglingen in der Schule nie gelernt haben.
Nur einige «Gstudierte» sprechen Französisch, am allerbesten aber der Hägglinger Bauer Georg Eppisser. Er hat als junger Mann in der französischen Armee gedient, ist nach Hägglingen zurückgekehrt und will aber nun, da die Franzosen sich seinem Heimatdorf nähern, nicht mehr kämpfen – weder für seine Heimat, noch gegen die Franzosen. Aarau ist in dieser Zeit bis 1803 eidgenössische Hauptstadt. «Man hätte auch Hägglingen nehmen können», meint eine Figur in Steinmanns Stück. Soso!
Man hätte das Stück gut auf freiem Feld beim Gedenkkreuz im Emmetfeld aufführen können. Aber der gewählte Spielort ist um Längen besser: nämlich im Wald beim Forsthaus, wo man das Gedenkkreuz zwar ahnt, aber nicht sieht.
Dieses wird man als Symbol in den Zuschauerreihen aufbauen und wirkungsvoll beleuchten. Im Wald habe man eine ausgezeichnete Akustik. So wie im KKL in Luzern vernahmen die Spieler.
Auf Mikrofone wird man deshalb verzichten können. In der Inszenierung wird eine Sagengestalt, das «Müselifräuli», eine wichtige Funktion übernehmen. Es irrlichtert in verschiedenen Gestalten und verteilt auf mehrere Spielerinnen durch den Wald. Viel Volk aus allen Ständen tritt auf. Nur: Ein Trommler fehlt noch. Er solle sich bei der Produktionsleitung melden, hiess es an der Info-Veranstaltung.