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Aargau
Freiamt
Auch im Freiamt werden je länger, je weniger Grabsteine verlangt. Kremationen sind mittlerweile weit häufiger als Erdbestattungen. Beliebter sind Friedwälder geworden.
Seit Jahren gibt es einen anhaltenden Trend zur Kremation – schweizweit werden rund 85 Prozent der Verstorbenen eingeäschert. Gründe dafür können sein, dass eine alternative Bestattungsform oder ein Gemeinschaftsgrab gewünscht wird.
Im Freiamt gibt es beispielsweise in Jonen und in Aristau einen «Friedwald» (www.friedwald.ch). Die Friedwälder gibt es in der Schweiz seit 15 Jahren und an über 60 Standorten. «Wir spüren Unterschiede zwischen katholischen und reformierten Gebieten, in den katholischen ‹Hochburgen› ist die Nachfrage etwas geringer», sagt Ernst Brunschweiler vom Friedwald Zweigbüro in Aarau.
Wer in einem Friedwald bestattet werden wolle, wähle aber nicht zwangsläufig den nächstliegenden, sagt er: «Bei den Freiämtern ist besonders der Friedwald Mägenwil/Maiengrün beliebt, wegen der wunderbaren Aussicht, aber auch Bellikon oder Seengen sind gefragt.»
Es sind oftmals besonders naturverbundene Menschen, die sich lieber in einem Wald als auf dem Friedhof bestatten lassen wollen. Die meisten würden sich schon zu Lebzeiten darum kümmern, seltener sei eine Hinterlassenschaft vorhanden, in der ein entsprechender Wunsch vermerkt sei. «Viele wollen ihre Angehörigen von der Stresssituation entlasten», sagt Brunschweiler. Manche suchen sich ihre letzte Ruhestätte selbstständig aus,
andere kommen zu einem Beratungsgespräch.
Zu Beginn hat das Unternehmen selbst junge Bäume gepflanzt, in der Zwischenzeit hat man aber einen besseren Weg gefunden. Es werden Dienstbarkeitsvereinbarungen mit den Waldeigentümern abgeschlossen. Diese haben den Vorteil, dass bereits ein junger Baum Ertrag abwirft. Die Verträge gehen bis zu 99 Jahre, danach geht der Baum an den Waldeigentümer zurück.
Die Nachfrage nach Grabsteinen geht dagegen zurück. Das spürt auch Bildhauer und Plastiker Rafael Häfliger, dessen Firma «The Way of the Stone» unter anderem Grabsteine nach Kundenwünschen gestaltet (www.thewayofthestone.ch). «Vor 20 Jahren waren Erdbestattungen normal, man wurde fast schon schräg angeschaut, wenn man sich für eine Kremation entschied.
Heute ist es eher umgekehrt», sagt Häfliger. «Die Religion spielt dabei sicher eine wichtige Rolle. Ich merke, dass besonders bei Italienern, Serben oder Kroaten das Familiengrab eine grosse Bedeutung hat, dementsprechend wird auch viel in ein schönes Grabmal investiert. Natürlich gibt es aber auch Schweizer, denen das wichtig ist.»
Auch der Zeitpunkt, zu dem das Thema Grabstein aufgegriffen wird, sei sehr unterschiedlich. «Es gibt Familien, die kommen zu mir und wollen bereits einen Grabstein, auf dem die Namen und die Geburtsdaten eingraviert sind. Sie wollen das selber planen und mitbestimmen.» Es sei aber auch schon vorgekommen, dass er Grabsteine mehrere Jahre nach der Beerdigung anfertigen musste. «Jeder verarbeitet Trauer anders», sagt Häfliger.
Häfliger setzt bei seiner Arbeit auf Qualität und Individualität: «Wenn jemand zu mir kommt und über einen Verstorbenen spricht, sagt er mir beispielsweise, dass er leidenschaftlich gerne Klarinette spielte und einen grossen Garten mit Sonnenblumen hatte. Dann probiere ich das zusammenfliessen zu lassen und fertige drei bis fünf Skizzen an.»
Meistens sei etwas darunter, das dem Kunden gefalle, manchmal würden auch verschiedene Skizzen kombiniert. Die meisten Steine bezieht Häfliger aus der Schweiz, einen Teil auch aus Europa. Wenn es der Kunde wünscht und nicht anders möglich ist, auch von ausserhalb. Häfliger muss sich mit seinen Grabsteinen gegen harte Konkurrenz durchsetzen: «Es gibt zum Beispiel fixfertige Steine aus Indien. Für den Preis bekomme ich nicht mal das Material.»
Er biete aber auch schöne Lösungen für Leute mit wenig Geld. «Ich muss natürlich meinen Angestellten den Lohn zahlen. Und man sollte man sich bei einem Grabstein nicht nur vom Preis leiten lassen.»
In seinem Business ist besonders viel Fingerspitzengefühl gefragt. «Wir schreiben jeweils etwa einen Monat nach der Todesanzeige einen Brief. Andere Anbieter gehen schon früher persönlich vorbei und unterbreiten ihre Angebote.» Die Leute würden unterschiedlich reagieren. «Manche meinen, ich würde mich nicht bemühen. Andere schätzen es, dass ich sie erst einmal in Ruhe lasse und mich nicht aufdränge.»