Moto Guzzi C4V
GP Mutschellen: Die Nummer 1 ist Guido Wälchli auf der Moto Guzzi

Das Motorrad mit der Startnummer 1 hat weder Licht noch Hupe, dafür eine bewegte Geschichte.

Dominic Kobelt
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Guido Wälchli fährt den Friedlisberg hinauf.

Guido Wälchli fährt den Friedlisberg hinauf.

Dominic Kobelt

Guido Wälchli erregt mit seiner Maschine Aufmerksamkeit. Der frühere Berufsschullehrer für Auto- und Motorradtechnik hat viel Arbeit in seine Moto Guzzi C4V gesteckt – der Verein Grand Prix Mutschellen hat die Geschichte im diesjährigen «Info-Magazin» festgehalten.

Mit solch einer Maschine hatte Guido Mentasti die Europameisterschaft im Autodrom von Monza im September 1924 gewonnen. Dieser Erfolg hat deshalb Renngeschichte geschrieben, weil es das erste Mal war, dass sich eine italienische Marke unter den Grossen der 500-ccm-Klasse behaupten konnte. Bis anhin war dies die unbestrittene Domäne ausländischer, insbesondere der brittischen Motorradmarken.

Mentasti hatte über die gesamte Renndistanz von 400 Kilometern eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 130 km/h erzielt. Die Höchstgeschwindigkeit war um die 150 km/h.

Motor für eine Runde Wein

Der heute 82-jährige Wälchli kam 1974 durch einen unglaublichen Zufall zum Motor der C4V. Er war damals in Stuttgart bei einer Weiterbildung für Autofachlehrer. Am Wochenende zuvor hatte er mit einer Moto Guzzi 15S von 1931 an der Weinkammer Wein-Rallye teilgenommen. So kam es, das Wälchli im alten Töff-Lederkleid beim Werkeingang auf seine Berufskollegen traf. Diese mussten dem Torwärter bestätigen, dass er zu ihnen gehöre. Ein Teilnehmer erzählte Wälchli daraufhin, dass er einen Guzzi-Motor habe, den er bei ihm abholen könne. Als Gegenleistung musste Wälchli die Weinrunde übernehmen.

Wälchli studierte daraufhin Werkunterlagen und Fachbücher und fand auch einen Original-Rahmen von 1924. Viele Teile fertigte er selber an, so hauchte er der C4V in der Urausführung von 1924 schliesslich neues Leben ein.

Älteste Solomaschine

Die Maschine ist nicht für die Strasse zugelassen, fehlen ihr doch Licht, Horn und Schalldämpfer komplett. Sie hat einen Zylinder, 22 PS und ein Dreiganggetriebe mit Handschaltung. Früher seien die Privat-Rennfahrer oft auf ihren Rennmaschinen zu den Wettkämpfen gefahren und hätten dann vor dem Start zum Beispiel die Schalldämpfer abmontiert, heisst es im Infoblatt.

Guido Wälchli, der heute in Aarau lebt, fuhr seine Moto Guzzi hauptsächlich in Showrennen. Am GP Mutschellen war diese die älteste Solomaschine. Wälchli, der Gründungsmitglied und erster Präsident des Vereins «Freunde alter Motorräder Schweiz» ist, war sich auch dieses Wochenende die Aufmerksamkeit des Publikums sicher. (kob/az)