Bremgarten
Gerieten Patienten-Dossiers in die falschen Hände?

Ehemalige Patienten des Ärztehauses Bremgarten sollen ungewollt in den Besitz von Daten fremder Personen gekommen sein.

Toni Widmer und Dominic Kobelt
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Weil das Ärztehaus schliesst, müssen Hunderte Patienten in neue Praxen.

Weil das Ärztehaus schliesst, müssen Hunderte Patienten in neue Praxen.

Dominic Kobelt

Das Chaos nach der überraschend kurzfristigen Schliessung des Bremgarter Ärztehauses im Juni ist offenbar grösser als bisher angenommen. Wie der «Blick» berichtet, sollen heikle Patientendaten in falsche Hände geraten sein. Eine ehemalige Patientin habe zusammen mit ihrer Krankenakte auch sensible Informationen über psychische Probleme einer anderen Person aus Bremgarten erhalten.

Im Artikel wird das Doktorzentrum Mutschellen mit der Aussage zitiert, es habe Reklamationen von Patienten gegeben, die Krankheitsgeschichten von fremden Personen erhalten hätten. Das Doktorzentrum ist von Ronnie Bachofner, dem ehemaligen Leiter des Ärztehauses, mit der Betreuung der Patientendossiers betraut worden. Konkret äussern könne man sich zurzeit in dieser Sache nicht, heisst es dort auf Anfrage: «Wir haben die Daten erst vor wenigen Tagen übernommen und sind damit beschäftigt, sie zu ordnen und aufzuarbeiten. Für den Inhalt, die Korrektheit und die Qualität sind aber nicht wir, sondern das Ärztehaus Bremgarten zuständig.»

Probleme mit der Bearbeitung

Wie viele Patientendossiers in falsche Hände gelangt sind, ist offen. Die az weiss von Problemen mit deren Aufarbeitung. Es laufe nicht ganz rund, war im Juni aus dem Umfeld der Praxis zu erfahren. Von Daten in falschen Händen war damals aber nicht die Rede. Ronnie Bachofner konnte gestern für eine Stellungnahme zu den aktuellen Vorwürfen nicht erreicht werden.

Reagiert hat dafür Stephan Oehen als Sprecher der Ärztehaus Bremgarten AG: «Wir bedauern, dass hier offensichtlich Fehler gemacht worden sind. Wir haben umgehend eine interne Untersuchung eingeleitet, um abzuklären, wie viele Dossiers betroffen sind und wer für mögliche Fehler verantwortlich ist.»

Die Verantwortung für die Einhaltung des Datenschutzes bei der Herausgabe der Patientendossiers liege bei der ärztlichen Leitung des Ärztehauses Bremgarten. Laut Gesetz bleibe der ehemalige ärztliche Leiter auch nach seinem Ausscheiden für die Einhaltung des Datenschutzes bei der Herausgabe der Patientendossiers zuständig, erklärte Oehen weiter und sagte: «Die Ärztehaus Bremgarten AG hat nach Bekanntgabe der Schliessung in einer ersten Phase dringende Patientendossiers herausgegeben. Diese wurden sorgfältig zusammengestellt und im Vier-Augen-Prinzip mit einem Arzt auf die Richtigkeit überprüft, bevor das jeweilige Dossier dem Patienten oder weiterbehandelnden Arzt übergeben worden ist.» Entsprechend der Weisung des Kantonsarztes habe der ehemalige ärztliche Leiter des Ärztehauses Bremgarten ab Ende Juni diesen Prozess in seiner gesetzlichen Verantwortung übernommen. Bezüglich der Details, wie die Herausgabe ab diesem Zeitpunkt organisiert war, verweise die Ärztehaus AG auf den ehemaligen ärztlichen Leiter.

Keine Panik unter Patienten

Die az konnte gestern rund 20 ehemalige Patientinnen und Patienten des Bremgarter Ärztehauses kontaktieren. Von ihnen hat bisher niemand eine falsche oder unvollständige Patientenakte bekommen. Bei vielen ist allerdings grosser Ärger über die Art und Weise zu spüren, wie die Schliessung der Praxis kommuniziert worden ist.

Angst, es könnten Daten von ihnen in fremde Hände gelangen, haben die wenigsten: «Was will denn einer mit meinen Daten schon gross anstellen?», meinte etwa ein ehemaliger Patient aus Zufikon. Ein anderer sagt: «Ich gehe so selten zum Arzt, in meiner Akte steht sowieso fast gar nichts.»