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Hanspeter Budmiger äussert sich im Interview zu den Folgen.
Der Rückweisungsantrag des Projekts für ein neues Verwaltungsgebäude in den Widmen war deutlich: 283 Stimmberechtigte lehnten das Projekt ab, nur Vereinzelte waren dafür. «Dieser Abend ist uns durch Mark und Bein gegangen, nicht nur im Gemeinderat, sondern auch in der ganzen Verwaltung», stellt Gemeindepräsident Hampi Budmiger fest.
Hampi Budmiger: Die definitive Aufarbeitung steht noch an. Wir – Gemeinderat, Geschäftsleitung und Baukommission werden selbstverständlich noch genau anschauen, was passiert ist, wo wir allenfalls Fehler gemacht haben, aber auch, welche Eigendynamiken entstanden sind. Wir haben zuerst einmal besprochen, welche Schritte jetzt zu unternehmen sind.
Das kam für uns überraschend. Während der ganzen Zeit des Projekts sind wir eigentlich breit abgestützt gewesen. Keine Partei hatte sich dagegen ausgesprochen. Die Gegner waren an der Versammlung gut organisiert, gut mobilisiert und gut orchestriert gewesen.
Die Voten für einen Architekturwettbewerb kamen jetzt eigentlich zu einem falschen Zeitpunkt. Man muss sich fragen, wo die Gegner vor einem Jahr waren. Wir sagten damals, dass wir das Projekt im freihändigen Verfahren vergeben wollen, wir sagten, dass wir es der Firma Beeler vergeben und dass wir in den Widmen und nur für einen Teil der Verwaltung planen. Ein Teil der Argumente, die an der Gemeindeversammlung laut wurden, kamen ein Jahr zu spät. Immerhin: Es ist noch nicht gebaut.
Das muss man die Leute fragen, die erst jetzt damit gekommen sind. Ich glaube, der Entscheid war auch, bewusst oder unbewusst, ein Ausdruck des Unwohlseins angesichts der sehr starken Bautätigkeit in Muri. Da gefällt eine neue Überbauung nicht, dort stört die Bahnhofareal-Planung oder die Verkehrssituation, ich glaube, die Gründe sind vielseitig. Daraus entstand möglicherweise eine Dynamik an diesem Abend, bei der es um mehr ging als nur um das Projekt Widmen.
Wir haben in das Projekt Widmen sehr viel investiert an Zeit, Abklärungen gemacht, Ideen entwickelt. Für 7 Millionen 40 neue Arbeitsplätze bauen, das ist nicht wahnsinnig teuer. Aber das Signal ist klar: Wenn die Gemeinde Muri selber baut, wird eine Vorbildfunktion erwartet – sowohl was den Bau, als auch den ganzen Prozess und zum Beispiel die Verkehrsführung betrifft, in diesem speziellen Fall der Anbindung des Langsamverkehrs.
Unsere Idee war, eine praktikable, kostengünstige Lösung zu finden. Darauf legten wir die ganzen Energien in diesem Prozess. Wir standen dabei nicht einmal unter Zeitdruck. Heikel finde ich es, an einer Gemeindeversammlung über schön oder nicht schön bei Gebäuden zu reden, selbst wenn das Architekten tun. Aber ich räume ein: Im Aussenbereich war man wohl etwas zu wenig sensibel.
Das stimmt nicht. An jeder Baukommissionssitzung war Priska Hold als Vertreterin dieser Fachkommission dabei. Diese Vertretung hat die Fachkommission selber bestimmt. Im Nachhinein darf man sagen, wir hätten vielleicht einmal mit der ganzen Fachkommission zusammensitzen sollen.
Ein Teil davon sicher. Aber nicht alles, weil wir in diesem Prozess eine Menge Überlegungen gemacht und Erkenntnisse gewonnen haben, die auch in ein nächstes Projekt einfliessen können.
Ihr jetziges Projekt kann die Beeler Bauplaner AG im Moment so nicht umsetzen, weil wir ja über die Grundstücksgrenzen hinweg geplant haben. Wollte man ihr das gemeindeeigene Grundstück verkaufen, könnte sie ihr Projekt zwar realisieren. Aber für einen solchen Verkauf bräuchte es einen Gemeindeversammlungsbeschluss. Und umgekehrt, wenn die Gemeinde das Land der Beeler AG erwerben wollte. Diesbezüglich haben aber keine Gespräche stattgefunden.
Es wäre nicht seriös, jetzt Zahlen zu formulieren. Jetzt geht es um drei Punkte: Projekt abschliessen und Lehren daraus ziehen, ein neues Projekt mit Architekturwettbewerb aufgleisen und Übergangslösungen für unsere Verwaltungsabteilungen suchen. Aber es werden erhebliche Kosten auf die Gemeinde zukommen.
Wie gesagt, ich kann keine Zahl nennen. Es kommt auch darauf an, wie grosszügig die neue Lösung sein soll. Wenn wir dem Gemeindeversammlungsbeschluss nachleben und irgendwann zu einem positiven Entscheid kommen, wird es wohl mehr kosten als die jetzt abgelehnte Lösung. Aber das Resultat hat dann auch eine andere Ausstrahlung und Qualität.
Wir werden uns die Zeit nehmen, die es braucht. Das heisst nicht, dass wir das vor uns herschieben, aber wir wollen in diesem Projekt keine Schritte unter Zeitdruck unternehmen. Klar wird damit, dass wir Übergangslösungen suchen müssen, die nicht befristet sind. Wir reden hier von einer Neuplanung und damit realistischerweise von fünf Jahren Zeitbedarf im Minimum.
Beim Spital können wir mit der Abteilung Finanzen und Steuern sicher bis Ende September 2019 bleiben. Ein Jahr verlängern nützt uns hier wenig. Entweder können wir wirklich länger bleiben oder wir suchen eine neue Lösung.
Auch für die Regionalpolizei müssen und werden wir eine Lösung finden, spätestens bis Ende 2019. Aber wenn wir vorher gehen, hat der Kanton auch nichts dagegen.
Die hauptsächlichen Entscheidungsgründe des Regierungsrats, Muri als Standort für den Freiämter Kantonspolizeiposten zu wählen, waren die kostengünstige Lösung in der eigenen Liegenschaft und die rasche Verfügbarkeit der Räumlichkeiten. Daran hat sich nichts geändert.
Eine Übergangslösung ist immer mit zusätzlichem Aufwand verbunden. Ich bin aber überzeugt, dass wir etwas finden werden, das sowohl für die Bevölkerung als auch für die Verwaltung funktionieren wird. Wir werden ein besonderes Augenmerk darauf legen, gute Lösungen zu finden – nicht zuletzt für die Verwaltung, welche die Hauptlast tragen muss.
Nein (lacht). Aber wir sind offen. Gute und günstige Angebote können gerne an mich gerichtet werden.
Wenn wir nach dieser Gemeindeversammlung nicht alle Optionen prüfen würden, wenn wir nicht auch mit Leodegar Huber, der allerdings in Aristau wohnt, an einen Tisch sitzen und seine Idee diskutieren würden, wäre das unseriös. Im Bahnhofareal haben wir einen genehmigten Gestaltungsplan, der aber so nicht umgesetzt werden kann. Jetzt ist der überarbeitete Plan bei uns in der Vorprüfung. Bevor wir in die Mitwirkung gehen, werden wir die Öffentlichkeit genauer informieren.