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Am Montagabend stimmten die Einwohnerinnen von Boswil und Bünzen gleichzeitig über einen Kredit zur vertieften Prüfung eines Zusammenschlusses ab. Beide sagten Ja, nur nicht ganz gleich deutlich. Mit dem Resultat sind beide Gemeindeammänner überaus zufrieden.
Im Herbst 2020 zeigte eine Bevölkerungsumfrage, dass beide Gemeinden einem Zusammenschluss klar zustimmen würden. Am Montagabend galt es nun zum ersten Mal ernst. In Boswil und Bünzen fanden zeitgleich die Gemeindeversammlungen statt. Ein Traktandum dabei war die Genehmigung eines Bruttokredits über jeweils 105‘000 Franken für die vertiefte Prüfung eines Zusammenschlusses der beiden Gemeinden.
«Wir sind sehr zufrieden mit dem Resultat», sagt Marlise Müller-Dietrich, Frau Gemeindeammann von Bünzen, am Tag danach. Von den 66 anwesenden Bünzerinnen und Bünzern stimmten 40 für die Genehmigung des Kredits, 24 dagegen. Mit rund 60 Prozent Ja-Stimmen entspricht das Resultat damit fast jenem der vorgängigen Bevölkerungsumfrage. Damals äusserten 62 Prozent der Bünzer ihr Wohlwollen für die Fusion.
Dass nun auch an der Gmeind eine deutliche Zustimmung folgte, sei nicht unbedingt zu erwarten gewesen, so Müller. Sie erklärt:
«Man weiss nie, wie die Gegner oder die Befürworter mobilisieren.»
Dass grundsätzlich eine Mehrheit für den Zusammenschluss mit Boswil ist, zeigte sich jedoch bereits vor der Schlussabstimmung. Nur zwei Votanten äusserten sich an der Gmeind kritisch zum Kreditbegehren und der angestrebten Fusion.
Ein Stimmbürger bemängelte etwa den Zeitpunkt der Abstimmung. Aufgrund der Pandemie habe es keine Gelegenheit gegeben, das Anliegen ausführlich zu diskutieren. Ein weiterer mahnte, dass der Kredit mit 105'000 Franken überteuert sei. «Ich war überrascht, dass es nicht mehr Voten dagegen gab», gibt Müller zu.
Deutlich knapper fiel der Entscheid in Boswil aus: 41 der 83 anwesenden Stimmbürger stimmten dem Kreditantrag zu, 37 waren dagegen. 49,4 Prozent der Boswiler wollen also eine Fusion prüfen, 44,6 Prozent sind dagegen. Bereits in der Umfrage war die Zustimmung zu einem Zusammenschluss in Boswil mit 59 Prozent weniger hoch gewesen als in Bünzen.
«Wir waren sehr gespannt, wie es nun herauskommt», sagt Gemeindeammann Michael Weber. Dafür dass die Zustimmung zum Kredit nun weniger deutlich ausfiel, als die Umfrage prophezeien liess, hat er eine Erklärung:
«Wenn man so in die Reihen blickte, haben wohl die Gegner mehr mobilisiert als die Befürworter.»
Entsprechend froh ist er darüber, dass am Ende doch das Ja-Lager oblag. Insgesamt hat Boswil 1895 Stimmbürgerinnen und -bürger. Die Zahl der anwesenden Stimmbürger habe sich im normalen Rahmen bewegt, was angesichts der vielfältigen Traktandenliste doch etwas überraschte.
Trotz des letztlich doch relativ knappen Resultats gab der Kreditantrag auch in Boswil vor der Schlussabstimmung nicht gross zu reden. Nur ein Ortsbürger monierte den möglichen Identitätsverlust, den Boswil mit dem Zusammenschluss erleiden würde.
Dafür zeigt Weber Verständnis: «Wenn ich nicht im Gemeinderat wäre und mich seit Jahren mit der Thematik beschäftigen würde, hätte ich wahrscheinlich auch Angst um die Identität meiner Gemeinde.» Je länger man sich jedoch damit beschäftige, desto offenkundiger würden die Vorteile einer Fusion.
Mit dem Ja zum Kreditantrag aus beiden Gemeinden kann nun mit der eigentlichen Arbeit begonnen werden. In den nächsten Wochen werden Arbeitsgruppen gebildet, in denen Fachexperten, Behördenmitglieder und interessierte Bürger aus beiden Gemeinden Einsitz nehmen.
Bis im April 2022 soll so ein Zusammenschlussvertrag erarbeitet werden, über den die Gemeindeversammlungen im Sommer 2022 befinden. Im Herbst darauf folgt dann die Urnenabstimmung. Wenn alles nach Plan läuft, wird die neu zusammengeschlossene Gemeinde – deren Name übrigens noch nicht definiert ist – per 1. Januar 2024 rechtskräftig.
Für die Gemeindeammänner Müller-Dietrich und Weber war es auch nebst dem angenommenen Kredit für die Prüfung einer Fusion ein erfolgreicher Abend. Denn auch sämtliche weiteren Anträge wurden von den Bünzer und den Boswiler Stimmbürgerinnen und -bürgern gutgeheissen. So etwa die neue Besoldung der Gemeinderäte: In beiden Gemeinden soll der Gemeindeammann für die neue Amtsperiode 2022/25 1500 Franken mehr Entschädigung pro Jahr erhalten.