Pro 100 Flüchtlinge beantragt die Gemeinde eine 100-Prozent-Stelle für die Sozialen Dienste. Und sie braucht 531 weitere Stellenprozent. Unter anderem für das schon oft emotional debattierte Thema Hauswarte und Reinigung.
Jedes Jahr legt der Gemeinderat Wohlen seinem Finanzplan eine Prognose bei, die zeigt, wie viele zusätzliche Stellenprozent in den kommenden Jahren in der Verwaltung vermutlich benötigt werden. Die Ukraine-Flüchtlinge konnten schlicht nicht eingerechnet werden. Dennoch müssen sie betreut werden, sie brauchen Wohnungen, vor allem aber auch eine Anlaufstelle. Diese beantragt der Gemeinderat nun.
Pro 100 Personen mit Schutzstatus S, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, soll eine 100-Prozent-Stelle geschaffen werden, angesiedelt bei den Sozialen Diensten. Der Gemeinderat betont: «Die Stellenprozent sind an die Fallzahlen gebunden, jährlich im Geschäftsbericht den Fällen gegenübergestellt auszuweisen und bei Rückgang der Fälle wieder abzubauen.»
Dies ist aber nur einer von drei Anträgen, die am Donnerstag aus dem Gemeindehaus veröffentlicht wurden. Alle drei betreffen Erhöhungen der Stellenprozent. Allerdings sind die anderen beiden im erwähnten Bericht «Stellenetat der Gemeindeverwaltung – voraussichtliche Entwicklung» enthalten. Das eine Thema ist längst bekannt und könnte im Einwohnerrat, der darüber entscheiden muss, erneut emotionale Diskussionen auslösen: Es geht um Hauswartungen und Reinigung.
Seit die Tiefgarage am Bahnhof vergangenen September eröffnet wurde, war die Reinigung dort ein Streitpunkt. Weil der Einwohnerrat kein zusätzliches Personal genehmigen wollte, stellte der Gemeinderat eine externe Firma dafür an, die aber weit mehr kostete. Im neuen Antrag zum Thema werden 261 zusätzlich nötige Stellenprozent ausgewiesen, allerdings nicht nur für die Tiefgarage, sondern auch für die neue Sportanlage Hofmatten, das neue Schulprovisorium Anglikon sowie die Zivilschutzorganisation Aargau Ost an der Wilstrasse 57.
270 zusätzliche Stellenprozent klingt nach viel. Doch es sind drei Abteilungen, die jeweils eine Aufstockung beantragen. Das Betreibungsamt braucht 60 Prozent mehr, die Schulsozialarbeit ebenfalls und bei der Abteilung Planung, Bau und Umwelt sind es 50 Prozent im Sekretariat und deren 100 bei den Liegenschaften und Anlagen.
Im Bericht und Antrag verdeutlicht der Gemeinderat, wieso diese Aufstockungen nötig sind. Dabei geht gerade der Teil über die Schulsozialarbeit sogar richtig unter die Haut. Beispielsweise komme eine aktuelle Erhebung der Fachhochschule Nordwestschweiz bei der Wohler Oberstufe Junkholz hinsichtlich Depressionen und Ängsten zum Schluss, dass sich 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse schwer und weitere 7 Prozent mittelschwer psychisch belastet fühlen. Corona und der Ukraine-Krieg verschlimmern die Situation zusätzlich.
All diese Stellenerhöhungen haben mit dem Wachstum Wohlens und der zunehmenden Komplexität der Fälle zu tun, die bearbeitet werden müssen. Nur mit ausreichend personellen Ressourcen können sie bewältigt werden, betont der Gemeinderat in den Anträgen.