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Der Villmerger Militärpilot Reto Koepfli bringt das PC-7-Team am 30. Juni als Highlight ans Jugendfest.
Spektakuläre Formationswechsel, unglaubliche Figuren, Loopings und Rauchzeichen am Himmel – das PC-7-Team der Schweizer Luftwaffe ist die grosse Attraktion an jeder Flugshow. Die brillanten Piloten mit ihren in den Schweizer Nationalfarben bemalten und im eigenen Land produzierten Flugzeugen begeistern Jahr für Jahr Hunderttausende und geniessen auch international grösste Anerkennung.
Reto Koepfli, von 1996 bis 2002 Mitglied dieser Formation, erinnert sich an einen Auftritt in Tel Aviv: «Eine Million begeisterte Zuschauer haben unsere Vorführung vom Strand aus verfolgt. Es war einer der Höhepunkte in meiner Zeit beim PC-7-Team», sagt der Villmerger. Am 30. Juni wartet nun ein wohl noch eindrücklicheres Erlebnis auf den 48-jährigen Militärpiloten. Die neun PC-7-Maschinen fliegen direkt vor seine Haustür. Sie sind, zusammen mit einem Viererteam militärischer Fallschirmaufklärer, die grosse Attraktion am Villmerger Jugendfest.
Es war Koepflis Idee, die er mit Unterstützung von Jugendfest-OK-Präsident René Schmidli hat realisieren können. Entsprechend gross ist seine Freude: «Auch wenn mein letzter Einsatz mittlerweile 16 Jahre zurückliegt, fühle ich mich mit dem PC-7-Team nach wie vor stark verbunden. Dass es uns gelungen ist, diese Formation für eine Show an unserem Jugendfest zu verpflichten, darauf bin ich schon ein bisschen stolz», sagt er.
Das PC-7-Team und die vier Mitglieder aus der Schweizer Nationalmannschaft der Fallschirmaufklärer, die mit einer Ziellandung auf das Festgelände ihre Perfektion demonstrieren werden – das ist für Koepfli auch beste Nachwuchswerbung für die Armee: «Es wird am Jugendfest ja nicht die Kampfkraft der Schweizer Armee demonstriert, und die Piloten der neun PC-7 sind auch keine Heroes, die auf Biegen und Brechen eine möglichst spektakuläre Show bieten wollen.
Das PC-7-Team ist Eleganz, Dynamik und Präzision, es ist Fliegen in absoluter Perfektion und demonstriert die Leistungsfähigkeit unserer Luftwaffe.» Und diese habe etwas Werbung durchaus nötig, erklärt er weiter: «Der Stellenwert der Fliegerei ist, auch bedingt durch den gesellschaftlichen Wandel, in den letzten Jahren gesunken. Früher haben sich jedes Jahr über 2000 Jugendliche als Militärpiloten beworben, heute sind es noch ein paar hundert.
Wir können Talente nur entdecken, wenn sie sich auch melden. Und das tun leider nicht mehr so viele wie früher. Der Auftritt am Jugendfest ist deshalb vor allem auch eine ideale Gelegenheit, für das staatliche Programm Sphair (www.sphair .ch) zu werben und bei unserem Nachwuchs das Interesse für die Fliegerei zu wecken», sagt Reto Koepfli.
Der Sohn des ehemaligen Villmerger «Ochsen»-Wirts Peter Koepfli war davon schon in jungen Jahren begeistert. Er hat in der damaligen Camille Bauer in Wohlen Elektroniker gelernt und daneben die fliegerische Vorschulung absolviert sowie das Motor- und Segelflugbrevet erworben. Als 20-Jähriger ist er als Pilotenanwärter in die Rekrutenschule eingerückt und Berufssoldat bei der Luftwaffe geworden. Acht Jahre hat er als Kampfpilot den Tiger geflogen, dann sechs Jahre lang die F/A-18. Seit 2004 arbeitet Reto Koepfli beim Lufttransportdienst des Bundes und fliegt dort – unter anderem – den Bundesratsjet.
Ins PC-7-Team kam er 1996 auf dem Berufungsweg: «Auf der PC-7 lernt man in der Armee fliegen und absolviert später als Berufspilot damit regelmässig Trainingsflüge. Die PC-7 wird auch eingesetzt, wenn erfahrene Piloten später als Fluglehrer im Einsatz stehen. Wenn das Team neue Leute braucht, sucht es sich diese unter den aktiven Militärpiloten selber aus», erklärt er den Rekrutierungsvorgang. Bei der Kunstflugtruppe müsse vieles passen: «Es müssen möglichst alle Regionen und Fliegerstaffeln vertreten sein, und es muss vor allem auch die menschliche Komponente stimmen.» An seine sechs Jahre in der Truppe hat er nur beste Erinnerungen: «Es war eine sehr schöne Zeit, obwohl sie mit viel zusätzlichem Aufwand verbunden war. Trainings und Shows finden in der Freizeit statt, daneben habe ich ein normales Pensum als Militärpilot geleistet. Doch das Glücksgefühl nach einer gelungenen Vorführung, das gemeinsame Erlebnis in einer tollen Gruppe – das ist einfach nicht zu toppen.»
Ein reines Freizeitvergnügen, sagt Koepfli, sei das Engagement im PC-7-Team aber nicht: «Du fliegst viele anspruchsvolle Manöver, die du sonst nicht fliegen kannst. Das verlangt höchste Konzentration. Entsprechend intensiv und zeitaufwendig war deshalb jeweils auch die Vorbereitung auf die neue Saison. Jedes Detail einer Vorführung muss sauber eingeübt werden, man darf nichts dem Zufall überlassen, sonst kann es gefährlich werden.» Zwei Jahre lang war der Villmerger auch der sogenannte Solist im Team: «Als solcher füllst du die Lücken aus, die es gibt, wenn die Staffel sich etwas abseits wieder neu formiert und für die nächsten Figuren vorbereitet. Als Solist kannst du zeigen, was die PC-7 zu leisten vermag, und natürlich auch, was du als Pilot draufhast», schmunzelt Koepfli.
Aufgehört hat er schliesslich auch aus Rücksicht auf seine Familie: «Als die Kinder kamen, musste ich etwas zurückstecken. Der zeitliche Aufwand für die Staffel war mit sieben bis acht Einsätzen pro Jahr in der Schweiz sowie einem bis zwei im Ausland doch recht gross, und ich war ja für meinen Beruf als Militärpilot auch sonst schon viel abwesend.»
Hat Reto Koepfli als Pilot schon Angst gehabt? «Angst nicht, aber stets gesunden Respekt.» Das gelte für seine Einsätze als Kampfpilot ebenso wie für die Shows mit dem PC-7-Team. «Man wird von der Konzentration und vom fliegerischen Können her oft bis an seine Grenzen gefordert, aber man bereitet sich ja auch entsprechend vor.» Man fliege, führt Koepfli weiter aus, mit dem Kampfjet und der PC-7 bei einer Show stets mit kalkuliertem Risiko und gehe keinerlei Wagnisse ein: «Wie vor jeder Show werden auch in Villmergen im Vorfeld das Gelände exakt rekognosziert und die Flugmanöver den Möglichkeiten entsprechend angepasst. Die Sicherheit, vor allem auch für das Publikum, hat dabei immer oberste Priorität.»