Gegen 200 Leute besuchten die Erzählnacht in Bremgarten, wo an verschiedenen Stationen aus Klassikern und weniger bekannten Werken vorgelesen wurde.
Bereits zum 8. Mal organisierten das Kellertheater und die Stadtbibliothek Bremgarten die Schweizer Erzählnacht, dieses Jahr unter dem Motto «Spiel». An vier verschiedenen Leseorten durften die Zuschauer eintauchen in die Welt der Bücher. 20 Lesungen fanden statt, den Zuhörerinnen und Zuhörern blieb die Qual der Wahl.
Alles begann mit einem Mord. Auf jeden Fall für die rund 40 Zuhörerinnen und Zuhörer, die sich entschieden, den Abend im Foyer vom Kellertheater zu beginnen. Dort las die amtierende Gerichtspräsidentin vom Bezirksgericht Bremgarten, Isabelle Wipf, eine Szene aus der «Kreutzersonate» von Leo N. Tolstoi. Sie habe im Gericht öfters mit Scheidungen zu tun, sagte sie, und in Tolstois Novelle ginge es schliesslich um ein Beziehungsdelikt.
Wir reisen zurück ins Jahr 1887, nach Russland. Ein Mann, sein Name ist Posdnyschew, ersticht seine Frau aus Eifersucht, weil er glaubt, sie habe eine Affäre mit ihrem Geigenlehrer. «Tolstoi gelang mit dieser Novelle eindringliche Geschichte», resümierte Heidi Ehrensperger vom Organisationskomitee.
Die zwanzig Lesenden waren ziemlich frei in der Auswahl ihrer Lektüre. Da las zum Beispiel Stefan Troxler aus «Paradies neu zu vermieten» von Ephraim Kishon. Sabina Glarner, vom Spielwarenladen «Wundertüte» in Bremgarten, wandte sich dem «Spielzeugmärchen» von Hans Christian Andersen zu.
Oder Petronella Bamert, die regelmässig Stadtführungen durch Bremgarten macht, las aus der «Schachnovelle» von Stefan Zweig. Bald konnten die Zuhörenden eintauchen ins Jahr 1941 und in Gedanken mit auf dem einen Passagierdampfer von New York nach Buenos Aires reisen, wo sich alles um das knifflige, geniale, bald süchtig machende Schachspiel drehte.
Um das Spiel zweier Liebender ging es im Buch «Wasser für die Elefanten» von Sarah Gruen. Hier las Eva Jäger. Die Kantischülerin war wohl die jüngste von allen, die hier gelesen haben. Der älteste dagegen war Kurt Steimen, 38 Jahre lang war er Musiklehrer an der Bezirksschule Bremgarten.
Eine Koryphäe in Sachen Musik in Bremgarten. Nicht zufällig wählte er das Mundartstück von einem persönlichen guten Freund, Theaterautor und Regisseur und gebürtigen Villmerger, Paul Steinmann: «s’Musigfäscht». Die Geschichte war so lebendig und mit so viel Witz erzählt, man durfte von Herzen lachen. Auch für die Kinder gab es ein spannendes Programm. Rund 40 Kinder ab Mittelstufenalter durften spielerisch ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen.
Im Zeughaussaal stellten Bea Meier und Jacqueline Schumacher von der Stadtbibliothek einige spannende Spiele bereit. Wer würde den höchsten Bücherturm bauen? Wer gewinnt beim Riesenmikado? Wer findet die witzigsten Worte? Am Ende lockten spannende Preise.