Einer der erfolgreichsten Mundartmusiker tritt noch vor seiner Tour im Chillout vor 460 Leuten auf. Das Privatkonzert dient quasi als Hauptprobe für Göläs neues Album, das er am Tag nach seinem Auftritt präsentieren wird.
Zehn Jahre lang hat Peter Wyrsch immer wieder Anfragen an den Mundartrocker Gölä geschickt, um ihn zu überzeugen, in seinem Club Chillout in Boswil aufzutreten. Es kam keine Antwort. Kein Wunder, warum sollte ein Star, der locker das Hallenstadion füllt, in einem Club auftreten, in dem es gerade mal Platz für 460 Leute hat?
Nun, einen Grund gab es: Coco und Stee, die zusammen als Zibbz Musik machen, kommen aus Boswil und waren schon oft mit Gölä auf Tour – als Backgroundsängerin und Schlagzeuger. Die beiden probten früher im Chillout und gaben im Gegenzug Konzerte im trendigen Boswiler Lokal. «Ich habe sie immer wieder auf Gölä angesprochen», erzählt Wyrsch. Aber das reichte nicht.
Eine neue Gelegenheit, nachzuhaken, bot sich Wyrsch bei einem Konzert der Bellamy Brothers im KKL Luzern. Dank seiner persönlichen Beziehung – die Bellamy Brothers traten auch schon im Chillout auf – durfte er in den Backstage-Bereich und traf dort auf Gölä, der zusammen mit dem Country-Duo auf Tour war. «Ich habe ihn einfach angesprochen. Er ist ein Künstler ohne Starallüren, einer wie du und ich, einer mit dem man gut reden kann», erinnert sich Wyrsch.
Rund einen Monat später dann der überraschende Telefonanruf des Managers: Gölä und seine Band würden ein Privatkonzert geben, am Freitag, 12. August, aber nur dann. Denn am Samstag folge der erste öffentliche Auftritt mit Songs vom neuen Album am Lakeland Festival in Erlach am Bielersee. Das Privatkonzert in Boswil dient quasi als Hauptprobe. Damit sind die Freiämter die Ersten, die Göläs neue Hits zu hören bekommen.
«Am 13. August ist die Street Parade und wir haben einen Stand am Seebecken. Das bedeutet also viel Stress und ein Wochenende ohne Schlaf – das muss man für ein so einmaliges Konzert halt in Kauf nehmen. Vielleicht kommt Gölä ja mit an die Street Parade», sagt Wyrsch und lacht.
Er freut sich sichtlich auf den August, auch wenn er mit dem Konzert keinen Profit macht. «Über die Kosten möchte ich nicht sprechen, aber es ist ein Nullsummenspiel. Ich mache das, weil ich Freude an Musik habe und den Leuten, die hierher kommen, danken möchte. Und natürlich ist es auch Werbung in eigener Sache.» Die VIP-Karten hat Wyrsch Freunden, Geschäftspartnern und Sponsoren verteilt, die das Konzert unterstützen. Tickets gibt es nicht.
Die 460 VIP-Pässe sind alle weg – es gibt also keine Möglichkeit mehr, Eintritt an das Konzert zu erhalten. Ist da nicht auch mit enttäuschten Fans zu rechnen? «Ja klar, aber es ist halt ein Privatkonzert und die Kapazität ausgeschöpft. Allerdings hoffen wir auf schönes Wetter, dann können einige Gäste noch vor dem Lokal sitzen und das Konzert immerhin mithören», sagt Wyrsch. Die glücklichen VIP-Kartenbesitzer dürfen beim Apéro mit den neun Musikerinnen und Musikern plaudern, oder mit Gölä ein Selfie machen.
Bereits letztes Jahr gelang Wyrsch ein grosser Clou: Er holte Gotthard ins Chillout. «Alles hat wunderbar funktioniert, ‹Heaven› hat man bis ins Dorf hinauf gehört, es war ein schönes Konzert in kleinem Rahmen. Das hat mir Türen aufgetan, denn die Manager tauschen sich aus», erzählt Wyrsch.
Offenbar geniesst die kleine Boswiler Location tatsächlich einen guten Ruf, auch die Spyder Murphy Gang, Krokus, Marc Sway oder Oesch’s die Dritten sind hier aufgetreten. Und wen möchte Wyrsch noch auf seine Bühne holen? «Zucchero, James Blunt oder Andreas Gabalier. Es muss etwas sein, das hierher passt. Auch am Gölä-Konzert werden sicher 80 Prozent der Gäste Freiämter sein.»