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Bendrit Bajra, bekannt geworden durch Videos über Unterschiede zwischen Ausländern und Schweizern, verkauft jetzt Autos in Wohlen. Seiner Komiker-Karriere ist damit aber kein Ende gesetzt.
Vor fünf Jahren hat Bendrit Bajra beschlossen, ein lustiges Video von sich auf Facebook zu laden. Er dachte sich nichts dabei, machte Witze über die Schule und hatte einfach Spass daran, seine Kollegen zum Lachen zu bringen. Nie hätte er erwartet, dass über diese Videos mal die ganze Schweiz lachen wird.
«Zuerst waren Schüler mein Zielpublikum. Als ich dann aber bemerkte, dass immer mehr Leute die Clips schauen, habe ich mein Konzept geändert.» Der schweizerisch-albanische Doppelbürger fing an, Videos über die Unterschiede zwischen Schweizern und Ausländern zu drehen – die Abonnentenzahlen auf Bendrits Facebook- und Youtube-Profilen schossen durch die Decke.
Bald wurde er von Fans auf der Strasse erkannt und zur Show "Giacobbo und Müller" eingeladen. «Es war nie mein Ziel, so in der Öffentlichkeit zu stehen», sagt Bendrit. «Aber wenn ich dann Nachrichten erhalten habe von Leuten, die an Krebs erkrankt sind und sagten, dass meine Videos sie aufheitern, wollte ich nicht damit aufhören.» Der 21-Jährige aus Schwamendingen kann inzwischen von seinen Videos leben, geht auf Tour mit einem Stand-Up-Comedy-Programm und spielt im Film «Flitzer», der im Oktober in die Kinos kommt, einen albanischen Coiffeur.
Für immer im Showbusiness bleiben will Bendrit jedoch nicht. Er ist ausgebildeter Detailhandelsfachmann und hat eine grosse Leidenschaft: Autos. «Das habe ich wahrscheinlich von meinem Vater geerbt. Mit 14 habe ich ein 600-seitiges Buch über Automobiltechnik gelesen. Ich liebe alles, was mit Autos zu tun hat.» Seit rund zwei Monaten arbeitet er als Verkäufer im Wohler Autohaus «Cartrade24». Den Geschäftsführer Besnik Rulani kannte Bendrit schon länger und wollte ursprünglich Werbung für dessen Geschäft machen.
«Besnik fragte mich, ob ich nicht einen guten Autoverkäufer kenne. Das kam mir gelegen, und ich schlug mich selbst vor.» Seither hat Bendrit 30 Autos verkauft, seine Schlagfertigkeit und sein Fachwissen seien Vorteile für den Beruf. Er ist zufrieden: "Mit Autos zu arbeiten ist für mich keine Arbeit."
Auf die Frage, welches seine Lieblingsautomarke sei, lacht der 21-Jährige: "Ich bin Albaner. BMW natürlich." Sein Vater schenkte ihm sein erstes Auto, einen BWM X6. Das Gefährt seiner Träume sei jedoch ein Bugatti Chiron, der leider mit einem Preis von 2 Millionen zu teuer sei. "Das ist ein Schiff, ein Space-Shuttle, einfach unglaublich", schwärmt Bendrit.
Bendrit fährt jeden Tag von seinem Wohnort Schwamendingen nach Wohlen. Das Freiämter Dorf gefalle ihm soweit ganz gut. "Ich mag die Aargauer, die sind anständiger als die Zürcher." Er überlege sich sogar, in der Region eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen: "Vielleicht in Villmergen oder Wohlen. Beinwil am See gefällt mir auch."
Auf den sozialen Medien gehen die Meinungen dazu, dass Bendrit jetzt Autos verkauft, auseinander. Mit Kommentaren wie «Nein danke, bei dem kaufe ich nichts» geht er jedoch locker um. «Dass auch solche Reaktionen kommen werden, war klar. Ich kann aber nicht nachvollziehen, warum jemand kein Auto bei mir kaufen sollte. Ich habe ja niemandem etwas getan." Von den meisten Kunden wird der Doppelbürger aber ernst genommen. Sie würden realisieren, dass er nicht immer der Lustige, sondern auch nur ein ganz normaler Mensch sei.
Und weil Bendrit Bajra eben auch nur ein ganz normaler Mensch ist, wurde es in den letzten Monaten erstauntlich ruhig um den Komiker. "Ich habe Zeit für mich und meine Kollegen gebraucht. Meine sozialen Kontakte habe ich total vernachlässigt, soviel hatte ich zu tun", sagt er. Gerüchte darüber, dass Bendrit seine Facebook-Karriere an den Nagel hängt, dementiert er jedoch: "Wenn ich aufhören würde, würde ich immer hin 'Ciao' sagen." Er hätte einige Ideen und im Herbst würden seine Follower mehr erfahren.