Hermetschwil-Staffeln
«Ernten dürfen alle, Alles gehört allen» – Ein Gemeinschaftsgarten mit Yin und Yang

In Hermetschwil-Staffeln wächst ein Gemeinschaftsgarten als Vorbild für andere Projekte heran. Dort kann Gemüse anbauen, wer möchte. Es haben sich bereits etliche gemeldet.

Marc Ribolla
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Initiant Lukas Rupp (rechts) und sein Kollege Gabriele Graziano im neuen Hermetschwiler Gemeinschaftsgarten.

Initiant Lukas Rupp (rechts) und sein Kollege Gabriele Graziano im neuen Hermetschwiler Gemeinschaftsgarten.

Marc Ribolla

Noch ist der Flecken Land am Altweg in Hermetschwil-Staffeln vor allem braun mit viel trockener Erde. Viel Grün gibt es noch nicht zu sehen. Das wird sich aber bald ändern. Hier entsteht auf einer leicht ansteigenden Fläche von 12 auf 20 Metern ein Gemeinschaftsgarten. Seit etwas mehr als einer Woche hat Initiant Lukas Rupp das Projekt ins Leben gerufen.

Vorsichtig zieht der 20-Jährige den Rechen durch die Erde. Die Frühlingssonne brennt vom Himmel, als Rupp ein weiteres Beet anlegt. Einzelne Beete sind schon gesät mit Kartoffeln, Rettich, Spinat, Salat, Radieschen oder Blumen. Für den FMS-Absolventen ist der Gemeinschaftsgarten eine Herzensangelegenheit. «Die existierenden Gemeinschaftsgärten in Bremgarten waren meine Inspiration. Sie sind, wie unserer einer wird, eine Permakultur. Das heisst, er wird rein biologisch und ohne Spritzmittel betrieben. Zudem steht die natürliche Vielfalt im Zentrum. Stein- und Holzhaufen sollen zudem Insekten, von denen viele vom Aussterben bedroht sind, Lebensraum bieten», sagt Rupp.

Schon über 30 Leute wollen mithelfen

Sein Garten-Projekt richtet sich an alle Menschen des Dorfes. Egal, ob sie selber schon einen eigenen Garten besitzen oder keinen besitzen und gerne Gemüse anbauen möchten. Seit dem Start letzter Woche haben sich über 30 Leute bereit erklärt, mitzuhelfen. «Es sind vorwiegend Junge, aber auch eine 63-Jährige ist dabei. Mein Ziel ist, Menschen zusammenzubringen, egal aus welcher Umgebung sie stammen», schildert Initiant Rupp in einer Arbeitspause. Die Förderung einer naturnahen Lebensweise ist ihm wichtig. Lebensmittel sollten, wenn möglich, lokal produziert und verarbeitet werden. «Unser Gartenprojekt soll auch andere Leute in anderen Regionen anregen, etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen», sagt Rupp. Auffallendes Merkmal des Hermetschwiler Gartens ist ein grosses Yin und Yang, das aus Steinen gelegt wurde. Das chinesische Symbol soll als Energiezentrum in der Mitte des Gartens als Verzierung wirken.

Rupp wuchs in Hermetschwil auf, der Garten liegt nahe beim Wohnort. Das Land gehört einem Bauer, der es praktisch gratis zur Benutzung überlässt. «Er hat Ja gesagt zum Experiment, als ich ihn fragte. Weil es aber Bauland ist, ist offen, wie lange der Garten in Zukunft existieren kann», sagt Rupp.

Kann nun jeder Interessierte einfach auf dem Pflanzblätz wüten nach Belieben? Nicht ganz. «Man sollte zuerst mich fragen. Denn teilweise ist an einer Stelle bereits angepflanzt worden. Eine Abgrenzung gibt es nicht. Ernten dürfen alle. Alles gehört allen, mit gesundem Menschenverstand», erklärt Rupp, der unter rupp.lukas7@gmail.com kontaktiert werden kann. Das Wissen eignet er sich übrigens mit einem Buch seiner Mutter an – «Altes Gärtnerwissen».