Wohlen
Einwohnerrat genehmigt Dreifachhalle einstimmig – Uneinigkeit bei Feuerwehr-Oldtimern

Das Wohler Parlament sagt nicht nur zur neuen Turnhalle ja, sondern auch zum Umbau Wilstrasse 57/59 und neuer IT-Lösung für die Schule. Zwei Einstellboxen für historische Feuerwehrfahrzeuge sorgten für Diskussionen.

Andrea Weibel
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In Corona-Sitzordnung genehmigte der Einwohnerrat mehrere Traktanden einstimmig.

In Corona-Sitzordnung genehmigte der Einwohnerrat mehrere Traktanden einstimmig.

Andrea Weibel

Nach der langen Coronapause war es höchste Zeit, wichtige Wohler Projekte auf den Weg zu schicken. Und das tat der Einwohnerrat gestern im Eiltempo. Vielleicht hat es genützt, dass die geplante Monstersitzung schon um 17 Uhr begonnen hat und – wenn nötig – auf zwei Tage angesetzt war. Denn die Einwohnerrätinnen und -räte schienen Lust zu haben, vorwärtszumachen. So dauerte es nur sensationelle 45 Minuten, bis das erste grosse Traktandum im Kasten war: Einstimmig wurde die neue Dreifachturnhalle Hofmatten bewilligt. Die Baukosten betragen 16,13 Mio. Franken. Stimmt das Volk dem im Herbst zu, wird die bestehende Halle zu einer Doppeldreifachhalle ausgebaut, was nicht nur den Wohler Schulen zugutekommt, sondern auch (Sport-)Veranstaltungen überregionale Ausstrahlung verleiht.

Dani Heinrich (CVP) freute sich vor allem darüber, «dass der Gemeinderat zeigt, dass er auch sparen kann». Denn entgegen seinem ursprünglichen Plan hat der Gemeinderat nun die günstigere Basisvariante bei den Parkplätzen gewählt und konnte so 1,25 Mio. Franken plus grosse Baurisiken einsparen. Auch von anderen Parteien brachte ihm das Lob ein. Franziska Matter (Grüne) fand: «Damit werden die dringendsten Platzprobleme bald der Vergangenheit angehören.» Sie bat darum, die Begrünung der Fassade ins Auge zu fassen. Roland Büchi (SVP) erklärte: «Wir hätten sicher nicht so leicht zugestimmt, würde das Projekt Schulzentrum Halde nicht dranhängen.» Wenn sich der Turnhallenbau verzögert, darf die Haldeturnhalle nicht abgerissen werden, an deren Stelle neuer Schulraum entstehen soll.

Wilstrasse 57/59 darf weiter ausgebaut werden

Auch das zweite grössere Bauprojekt, das gestern Abend besprochen wurde, erhielt einen klaren Passierschein. Die zweite Etappe des Umbaus der Wilstrasse 57/59 darf wie geplant für 2,42 Mio. Franken durchgeführt werden. Hier soll der dringend benötigte Platz für die Zivilschutzorganisation (ZSO) und das Regionale Führungsorgan (RFO) geschaffen werden. «Wohlen hat sich für den Standort der ZSO eingesetzt. Nun ist es wichtig, dass wir den 25 angeschlossenen Gemeinden den benötigten Platz dafür bieten», zeigte Gemeinderat Thomas Burkard auf. 40% der Baukosten kommen diesen beiden Organisationen zugute, 25% dem Werkhof und 7% der Feuerwehr.

Feuerwehr darf ihre Oldtimer vorerst einstellen

Um Letztere drehte sich die Hauptdiskussion. Denn es geht bei dem Bauvorhaben nicht um die aktive Feuerwehr, sondern um zwei Einstellboxen für historische Feuerwehrfahrzeuge im Besitz der Gemeinde.

Harry Lütolf (CVP) stellte den Antrag, die 120'000 Franken für diese Einstellboxen ersatzlos aus dem Projekt zu streichen. «Es ist nicht die Aufgabe der Gemeinde, Oldtimer der Feuerwehr zu unterhalten, einzulagern und sie dann nicht einmal der Öffentlichkeit zugänglich zu machen», befand er. Man solle die Fahrzeuge einem Museum verkaufen, statt sinnlos für die Unterbringung Geld auszugeben.

Am Ende stand er mit seinem Antrag aber beinahe alleine da. Und in der Schlussabstimmung erhielt das Geschäft eine einzige Gegenstimme aus den Reihen der SVP, alle anderen Einwohnerrätinnen und -räte stimmten dem Projekt Umbau Wilstrasse 57/59 zu. Alex Stirnemann (SP) verstand Lütolfs Anliegen, hätte aber das Zeichen, das eine Streichung für die Feuerwehr bedeutet hätte, zu hart gefunden. Er bevorzugte einen langfristigen Zwischenweg: «Irgendwann wird man sicher froh sein, diese Boxen sinnvoller nutzen zu können», sagte er.

Tablets für alle Schüler ab der 5. Klasse einstimmig bewilligt

Das dritte grosse Traktandum neben dem Neubau der Hofmattenturnhalle und der zweiten Etappe Wilstrasse war im Einwohnerrat die Ersatzbeschaffung für die ICT-Infrastruktur der Schule. Beantragt waren vom Gemeinderat 2,152 Mio. Franken.

Der Aargauer Volksschullehrplan beinhaltet ab nächstem August das Fach «Medien und Informatik». In Zukunft sollen deshalb unter anderem alle Wohler Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse ein eigenes Tablet im Unterricht nutzen können.

Die Einwohnerratsfraktionen unterstützten den Kreditantrag von links bis rechts praktisch diskussionslos. Der Entscheid war einstimmig. Mit dem gleichen Ergebnis wurde gleichzeitig auch eine Aufstockung des Stellenetats um insgesamt 15 Prozent für den IT-Manager und den pädagogischen ICT-Verantwortlichen der Schule Wohlen genehmigt.

Zwei neue Einwohnerräte und die Coronasitzordnung

Zudem beschäftigte sich der Rat mit dem Geschäftsbericht und der Jahresrechnung 2019. Die Gemeinde Wohlen schloss das Jahr 2019 bei einem Gesamtumsatz von 93 Millionen Franken (Erfolgs- und Investitionsrechnung) mit einem positiven operativen Ergebnis von rund 1,3 Millionen Franken und einem Gesamtergebnis von knapp 3,4 Mio. Franken Ertragsüberschuss ab. Simon Sax (GLP) mahnte, dass „die Investitionen deutlich höher waren als der Selbstfinanzierungsgrad. Die Schulden steigen damit.“ Wohlens Selbstfinanzierungsgrad liegt bei 67,5 Prozent. Rund 2,1 Millionen des Überschusses rühren von der Entnahme der Aufwertungsreserve her. „Das ist ein reinbuchhalterischer Ertrag“, hob Sax den Zeigefinger. Cyrille Meier (SP) meinte: „Die Steuerfuss-Erhöhung war angesichts der Investitionen nötig und richtig.“ Thomas Geissmann (FDP) rügte den Gemeinderat bezüglich Rechnung: „Der Aufwand wird seit Jahren systematisch überschätzt, Ertrag systematisch unterschätzt. So steht man nachher besser da.“ Den Bericht und die Rechnung genehmigte der Rat einstimmig.

Diskussionslos entgegengenommen wurden vom Gemeinderat zwei Postulate der CVP-Fraktion. Sie beauftragt einerseits den Gemeinderat ein Bahnhof-Fest nach Abschluss der Bauarbeiten 2021 zu initiieren. Gemeindeammann Arsène Perroud sagte dazu: „Im Baukredit waren keine Beträge für Festivitäten vorgesehen. Der Gemeinderat wird aber ein entsprechendes Kreditbegehren ausarbeiten, wenn der Einwohnerrat zustimmt.“ Andererseits wird der Gemeinderat aufgefordert, in einem Bericht aufzuzeigen, was er mittelfristig mit den Liegenschaften und dem Land in Gemeindebesitz vorhat.

Eine Premiere bedeutete die erste Einwohnerratssitzung nach der Coronapause für Patrick Schmid (Grüne) und Milenko Vukajlovic (SP), die als Ersatz für die zurückgetretenen Astrid Elsässer und Dorian Hyde in den Rat nachrückten. Und obwohl die neue Coronasitzordnung für alle neu war, war es Monika Alder (SVP), die als neue Stimmenzählerin für Adrian Kündig (SVP) nun auf die Casino-Bühne zügeln konnte. (rib)