Weil FDP und Dorfteil Anglikon zulegen, hält sich der Linksrutsch wohl trotzdem in Grenzen.
Gewonnen haben neben der SP, der FDP und dem Dorfteil Anglikon auch die Frauen. Zehn Frauen sind 2013 ins Wohler Dorfparlament gewählt worden und stellten damit zu Beginn der Amtsperiode exakt einen Viertel der Mitglieder. Aktuell sind es wegen der doch recht grossen Fluktuation im Laufe der Amtsperiode noch sieben. Gestern Sonntag haben die Frauen zugelegt. Elf werden die neue Amtsperiode in Angriff nehmen: eine bei der SVP, zwei bei der CVP, zwei bei der FDP, eine bei der SP, drei bei den Grünen, eine bei der GLP und eine bei der EVP. Die Grünen und die EVP stellen neu sogar ausschliesslich Frauen.
Das sind die gewählten Einwohnerrätinnen und Einwohnerräte:
Die grosse Verliererin der Wahl ist die CVP. Vor vier Jahren hat sie zusammen mit der SVP noch zu den Gewinnerinnen gehört. Jetzt hat sie 3 von 10 Sitzen verloren und ist damit von bisher 23,5 auf 17,5% abgesackt. Der SVP erging es ähnlich. Sie hat mit 11 Sitzen 2 weniger als bisher und ist beim Wähleranteil von 32,6 auf neu 27,5% gesunken.
Am meisten zugelegt hat die SP. Sie liegt mit 7 Sitzen beim Wähleranteil mit 17,5% jetzt gleichauf mit der CVP, ein Zuwachs von 7%. Auch die FDP hat einen Sitz zugelegt. Beim Wähleranteil liegt sie jetzt bei 15%. Nimmt man den Dorfteil Anglikon dazu, der mit einem Sitzgewinn seinen Wähleranteil von 2,5 auf 5 um 100% gesteigert hat, sind es gar 20%. GLP und Grüne sind weiterhin mit einem Anteil von je 7,5% im Einwohnerrat vertreten, die EVP mit 2,5%. Rechnet man in Fraktionsstärke, so stellt die Fraktionsgemeinschaft GLP/EVP weiterhin 10%.
Vier Einwohnerräte sind abgewählt worden: Walter Badertscher (SVP), Hans Hufschmid (CVP, schon 2013 abgewählt, dann wieder nachgerutscht), Armin Geissmann (FDP) und Edwin Hübscher (EVP). Ihr Comeback im Einwohnerrat feiern Marc Läuffer (SVP) und Ruedi Donat (CVP), der am 24. September als Gemeinderat abgewählt worden ist.
Harry Lütolf erklärte in einer ersten Reaktion zur Niederlage seiner Partei, er überlege sich, die persönlichen Konsequenzen zu ziehen und als Parteipräsident zurückzutreten. Den Sitzverlust führt er auf verschiedene Ursachen zurück, vor allem aber auf eine: «Wir waren in der Partei oft zerstritten und sind nicht geeint aufgetreten. Daran schuld ist massgeblich Thomas Hoffmann, der viel Unruhe gestiftet hat», greift Lütolf den zur FDP übergetretenen ehemaligen Parteikollegen frontal an.
Roland Büchi, der Präsident der SVP, ist ratlos: «Ich bin enttäuscht und kann im Moment keine konkreten Gründe nennen.» Er sehe jedoch keine Veranlassung, den Kurs der Partei zu ändern. Die SVP hat gestern gleich drei Niederlagen einstecken müssen: Das Stimmvolk hat deutlich Nein zur Oase Isler-Areal gesagt, die von der SVP als einziger Partei befürwortet worden ist, und auch das Budget 2018, das die SVP ablehnen wollte, ist mit 85% Ja-Stimmen überaus deutlich angenommen worden.
Grosse Freude hingegen bei Cyrille Meier von der SP: «Das ist unglaublich, ein solches Resultat hätte ich in meinen kühnsten Träumen nie zu erwarten gewagt.» Es habe sich in den vergangenen Jahren etwas verändert in Wohlen, andere Parteien seien für ihren Kurs abgestraft, die SP hingegen für ihre fortschrittliche Politik belohnt worden. Man werde so weitermachen wie bisher und versuchen, Wohlen weiterzubringen.