Auf einem Theaterspaziergang durch den Kapfgarten darf der Zuschauer selbst entscheiden, bei welchen Szenen er verweilen möchte.
Es ist ein Garten wie aus einem Märchen. Efeu schlängelt sich das Gemäuer hoch, Blüten in allen Farben buhlen um die Aufmerksamkeit der Bienen. Mitten in dieser Oase der Besinnung sitzen ein paar ältere Herren um einen Tisch, einer wirft die Jasskarten hin, trinkt seinen Schnaps aus und verzieht sich leise fluchend auf die Kegelbahn, die auf der Anhöhe aufgebaut wurde. Ein anderer zieht an seiner «Krummen», bläst den Rauch nachdenklich in die Luft. Auch er beendet das Spiel und beginnt, mit der Bedienung zu tanzen – er blüht dabei auf, ganz wie die Blumen im wunderschönen Kapfgarten.
Die Schauspieler, die hier für ihren Auftritt proben, reden zwar miteinander, aber die Dialoge sind nie gleich – es gibt kein Drehbuch im eigentlichen Sinne. Die Zuschauer werden frei im Theatergarten herumlaufen können und dort verweilen, wo sie etwas Spannendes sehen. Und was sie sehen, das sind Szenen aus dem Leben der beiden Autoren Ernst Halter und der 2010 verstorbenen Erika Burkart, die im Haus Kapf leben. Es stammt aus dem 18. Jahrhundert und diente einst als Herbstrekreationsort des Klosters Muri. «Die Texte gehören hierher», findet Brigitte Brun Singer, die Regie führt. Die Besucherinnen und Besucher bekommen ein Gerät, wie man es aus manchen Museen kennt, auf Knopfdruck hören sie Texte der Autoren, die zu den Szenen passen. Kinder in farbigen Kleidern zeigen an, welchen Knopf man drücken muss. «Es gibt natürlich das Risiko, dass man nicht alles sieht. Aber das braucht man auch nicht, um dem Schauspiel folgen zu können. Es ist keine Geschichte, mehr eine Art lebender Kunstinstallation», erklärt Brun. Weil der Platz im Garten begrenzt ist, werden pro Vorführung nur 30 Leute eingelassen.
Die Lehrerin macht eine Ausbildung zur Theaterpädagogin, das Projekt ist ihre Masterarbeit. «Ich habe viel mit Kinder- und Jugendtheatern gearbeitet, hier bot sich die Gelegenheit, einmal mit Erwachsenen zu arbeiten, was ich schon lange machen wollte.» Andreas Bieler, der Ernst Halter in jungen Jahren spielt, beschreibt die Herausforderung: «In klassischen Stücken lebt eine Figur durch Dialoge. Man sagt: ‹Ich liebe dich.› Wenn der Text fehlt, dann muss man mit dem ganzen Körper fühlen und nicht nur spielen, dann muss man in diesem Moment verliebt sein. Das ist schwieriger als Text zu lernen.»
Vorführungen am Freitag, 17. Juni, und Samstag, 18. Juni, jeweils um 18.45 und 20.15 Uhr. Verschiebedaten bei Schlechtwetter eine Woche später. Anmeldungen an kfk-aristau@bluewin.ch, Infos: http://gartentheater.jimdo.com