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Am Montag hielt der az-Wahlkampfbus an seiner zweiten Station in Muri. Es ging ums Alter – und damit auch um die Erhöhung des Rentenalters. Und über Asylchaos und Solidarität.
Für den zweiten Stopp kurvte der az-Wahlkampfbus in den Innenhof des ehemaligen Benediktinerklosters in Muri. Und hielt direkt vor dem Pflegeheim. Entsprechend ging es beim Podiumsgespräch der Bus-Tour um die Alters- und Rentenpolitik. Aargau-Redaktor Urs Moser, der Moderator, richtete die erste Frage jedoch an den jüngsten Nationalratskandidaten in der Runde: den 22-jährigen Itamar Piller, Präsident der jungen Grünen Aargau.
Am kommenden Donnerstag, 10. September, fährt der Bus nach Brugg. Der Anlass auf dem Neumarktplatz beginnt um 18 Uhr, ab 18.30 Uhr diskutieren Susan Diethelm (CVP), Connie Fauver (Grüne), Beat Flach (GLP), Markus Liebi (JSVP) anstelle von Tonja Kaufmann (JSVP), Martin Killias (SP) und Titus Meier (FDP) unter der Leitung von Aargau-Ressortleiter Fabian Hägler aktuelle Themen. Zudem sind az-Chefredaktor Christian Dorer und die az-Journalisten Claudia Meier (Ressortleiterin Brugg) und Michael Hunziker (Redaktor Brugg) vor Ort. (az)
Der Jungpolitiker machte diesen Frühling auf sich aufmerksam mit einer Fälschung: Er erstellte ein Twitter-Konto im Namen von SVP-Nationalrat Maximilian Reimann und veräppelte ihn etwa als Rollatorvertreter. Müsste aber jemand, der sagt, Junge sollten eine Stimme haben in der Politik, diese nicht auch den Senioren zugestehen, fragte Moser. «Klar», entgegnete Piller. «Ich wollte Reimann auf die Schippe nehmen, weil er immer sagt, auch seine Altersgruppe sollte im Parlament vertreten sein. Doch Reimann ist schon ein Drittel Jahrhundert in Bern – hat somit schon jede Altersgruppe vertreten.» Er könne auch mal Platz machen für einen Jungen. Oder einen anderen Senior. Auch diese seien untervertreten.
Rentenalter auf 67 anheben
Nächstens wird im Ständerat über die Rentenreform befunden. Zwar wollen die sechs Kandidaten in den Nationalrat. Aber auch sie würden politisch um dieses Thema nicht umhinkommen. Mit der Vorlage «Altersvorsorge 2020» will der Bundesrat die Mehrwertsteuer anheben, das Frauenrentenalter auf 65 Jahre erhöhen und den Umwandlungssatz der zweiten Säule senken – eine Kürzung der Rente.
Von linker Seite heisst es, das sei keine Lösung. Dieser Meinung ist auch die Buttwilerin Nicole Müller-Boder von der SVP. «Das Reformpäckli geht nicht auf», sagt sie. Und das Rentenalter müsse man noch weiter nach oben schrauben. Auf 67 Jahre. Ganz anders sieht das ihre Kontrahentin aus dem selben Dorf. Andrea Rey von der SP insistiert: «Eine Erhöhung des Rentenalters für Frauen geht nicht.» Nicht, bevor endlich Lohngleichheit herrsche. Unter den rund 50 Zuschauern löst sie damit Kopfschütteln aus. Aber auch Applaus und Bravorufe.
Und was sagt die politische Mitte dazu? EVP-Grossrat Urs Plüss ist dagegen. Und erst recht gegen eine Rentenerhöhung auf 67 Jahre. Für viele Leute hiesse das, zwei Jahre länger arbeitslos zu sein. Nun erhebt sich ein alter Mann aus dem Rollstuhl, hält sich fest, geht dann einen Schritt in Richtung Podium. «Wo sind hier die Jungen?», will der Pflegheimbewohner wissen. Die Frage bleibt für einen Moment über dem Klosterplatz hängen. Eine Antwort hat aber niemand bereit. Zumindest einer sei ja hier vertreten, sagt dann Urs Moser.
Asylchaos oder Solidarität?
Um das zweite Diskussionsthema kam man derweil ebenfalls nicht umhin: Flüchtlinge. In den letzten Tagen sei die Stimmung gekippt, sagt Moser. Vom Asylchaos zur Solidarität. Ist der SVP ihr Thema abhandengekommen? «Nein», meint Nicole Müller-Boder. «Wir wollen auch nicht die Grenzen schliessen.» Wirklich nicht? «Nur für Wirtschaftsflüchtlinge.» Das goutieren die Zuschauer mit Applaus, während nun über dem Kloster Krähen kreisen und sich die spätsommerliche Sonne allmählich über dem Lindenberg senkt.
«Das Problem lässt sich nicht so einfach lösen», sagt nun CVP-Grossrat Ralf Bucher, der sich als einziger in der Runde echte Wahlchancen ausrechnen kann. Es brauche Solidarität. Man müsse die Herkunftsländer in die Pflicht nehmen. FDP-Grossrätin Renate Gautschy hat noch eine andere Lösung: Es brauche einen Verteilschlüssel und kürzere Asylverfahren.