Coronavirus
Ein Merenschwander Student bringt alte Laptops zu ärmeren Familien

Ein junger Merenschwander macht mit privater Initiative Homeschooling trotz knapper Finanzen möglich.

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Tobias Schär vermittelt Laptops an bedürftige Familien.

Tobias Schär vermittelt Laptops an bedürftige Familien.

AZ

Die Schule geschlossen, die Aufgaben vom Lehrer digital: Mit dem jetzt notwendigen Homeschooling besitzen viele Familien mit Kindern zu wenig Geräte und haben auch nicht das Geld für entsprechende Anschaffungen. Hier bietet der 26-jährige Merenschwander Tobias Schär einfache, schnelle Hilfe an. Er sammelt alte PCs und Laptops, bereitet sie auf und verschenkt sie inklusive genereller Anleitung an bedürftige Familien.

Dafür hat der Unternehmensberater und Student der Wirtschaftsinformatik die Plattform «Wir lernen weiter» gegründet. «Es liegen und stehen noch viele Laptops und Computer in den Haushalten herum, die nicht mehr genutzt werden», weiss er. Sie weiter verstauben zu lassen, sei schade, denn mit ihnen könnten andere Anschluss an die digitale Welt finden und erhalten. «Es darf nicht sein, dass Armut den Zugang zur digitalen Welt und zur Bildung behindert», betont er.

Mit Anleitung für weitere Anwendungen

Bereits nach wenigen Tagen konnte Schär etliche Geräte vermitteln, einfache Anleitung zur Handhabung inklusive. Die Kosten für Porto und Verpackung trägt er selber, seine Zeit für das Aufbereiten der Computer rechnet er nicht. Die Geräte, die er bis jetzt erhalten hat, sind ganz unterschiedlich und durch ihn auch mit mehr oder weniger Aufwand für das Homeschooling einzurichten.

«Die Arbeit ist in der Regel überschaubar.» Wenn Schär die zurückgesetzten Geräte ausliefert, sind sie mit Windows 10 ausgerüstet und verfügen über eine Software-Grundausstattung wie LibreOffice, eine freie Zusammenstellung typischer Standardsoftware für Bürotätigkeiten, oder Skype.
In der beiliegenden Anleitung steht beispielsweise auch, wie weitere Anwendungen selbs

tständig heruntergeladen werden können. Die Anleitungen sollen die Benutzer dazu ermächtigen, sich selbst auf einfachste Weise mit dem Internet und den Geräten vertraut zu machen. Support nach der Auslieferung kann Schär allerdings aus zeitlichen Gründen nicht leisten. Oftmals sei das aber gar kein Problem, denn «die eigenen Kinder und Jugendlichen kommen gut zurecht und finden auch im Netz Antworten auf ihre Fragen».

Einfacher Zugang für Spender und Empfänger

Der Hilfeantragsprozess ist sehr einfach gestaltet: Auf der Website kann ein Formular ausgefüllt werden, auch beispielsweise durch die Schulleitung, wenn dies die Familie selbst nicht kann. Schär telefoniert danach im Regelfall mit den Gesuchstellern, um gemachte Angaben zu prüfen. Er geht aber davon aus, dass die Leute ehrlich sind.

«Klar, 100 Prozent sicher sein kann ich nicht, dass sich nur Bedürftige melden», räumt er ein, «aber die Missbrauchsquote dürfte sehr gering sein.» Empfängerinnen und Empfänger verpflichten sich zudem, die Geräte nicht weiterzuverkaufen. Sie bleiben auch nach der Coronakrise im Besitz der entsprechenden Familien. Der Prozess für Spenden ist sehr ähnlich: Auch hier steht ein entsprechendes Formular bereit.

Tobias Schär kann sich vorstellen, seine Plattform auch nach Bewältigung der Coronakrise weiterlaufen zu lassen, wenn Angebot und Nachfrage weiterhin bestehen. «Ich selber bin privilegiert, und so kann ich der Gesellschaft auch etwas zurückgeben», umreisst er seine Motivation.
Weitere Informationen und die entsprechenden Formulare zum Ausfüllen gibt es unter www.wir-lernen-weiter.ch.