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In zwei Jahren hört der Dorfarzt auf. Auf der Suche nach einer Nachfolgelösung will der Gemeinderat ihm helfen und beantragt an der «Gmeind» einen Kredit.
In der Schweiz herrscht ein Ärztemangel. Während dies Spitäler etwa mit Berufsleuten, die sie im Ausland rekrutieren, kompensieren können, ist es auf Stufe Hausarzt schwieriger. Der Berufsverband Hausärzte Schweiz schätzt, dass im Jahr 2025 in der Schweiz 5000 Hausärzte fehlen werden. Vorausgesetzt, es werden jetzt nicht Massnahmen ergriffen.
In Oberlunkhofen spürte man bisher nicht viel vom zunehmenden Mangel an Hausärzten. Der Grund trägt einen Namen: Marcel Butti. Der Facharzt für allgemeine Medizin behandelt bereits seit 33 Jahren Patienten aus der Region in seiner Praxis. Doch diese Ära neigt sich dem Ende zu. Spätestens in zwei Jahren will Butti in seine wohlverdiente Pension. Da es ihm bislang nicht gelungen ist, einen Nachfolger für seine Praxis zu finden, droht Oberlunkhofen zu einem Dorf ohne Arztpraxis zu werden. Und viele Einwohner und Leute aus angrenzenden Gemeinden könnten sich bald auf die Suche nach einem neuen Hausarzt machen müssen.
Der Gemeinderat von Oberlunkhofen will von sich aus aktiv werden, um die ärztliche Grundversorgung im Dorf auch zukünftig sicherzustellen. Obwohl die Gemeinde diesbezüglich keinen gesetzlichen Auftrag habe, schreibt der Gemeinderat in der Botschaft zur heutigen Einwohnergemeindeversammlung. Darin betont er die Wichtigkeit eines Arztes im Dorf. «Eine qualitativ hochstehende, bevölkerungsnahe medizinische Grundversorgung ist ein grosser Standortvorteil. Nebst der medizinischen Versorgung für die ältere und aufgrund der höheren Lebenserwartung meist auch kränkeren Bevölkerung gilt es genauso, die Versorgung von Kindern und Jugendlichen sicherzustellen.»
Damit dies in Zukunft so bleibt, will der Gemeinderat nun Butti unter die Arme greifen. «Die Nachfolgersuche oder der Aufbau einer Gruppenpraxis ist sehr zeitintensiv», schreibt der Gemeinderat, «und kann durch einen selbstständig arbeitenden Hausarzt neben seiner Praxistätigkeit nicht noch zusätzlich gestemmt werden.» Diese Aufgabe will der Gemeinderat Butti abnehmen und beantragt an der Gmeind einen Verpflichtungskredit von 115 000 Franken. Mit diesem Geld soll eine Nachfolgelösung ausgearbeitet werden. Die Behörde denkt dabei in erster Linie an eine Gruppenarztpraxis, mit der die schulmedizinische Grundversorgung sichergestellt werden soll. Dies sei das Modell der Zukunft, ist der Gemeinderat überzeugt.
Dazu hat sich der Gemeinderat Partner ins Boot geholt. Bewilligen die Stimmbürger den Kredit, so wird die Provit GmbH vom Gemeinderat den Auftrag erhalten, interessierte Ärzte, Betreiber und Investoren für eine Gruppenarztpraxis zu suchen und mit allen Beteiligten ein ideales Geschäftsmodell auszuarbeiten. Der Gemeinderat ist zuversichtlich, dass dieses Unterfangen langfristig gesehen die Gemeinde nichts kosten wird. Denn die allfälligen Investoren sollen dazu verpflichtet werden, die von der Gemeinde getätigten Ausgaben zu übernehmen.
Gemeindeversammlung heute Freitag, 20 Uhr, Turnhalle Oberlunkhofen.