Er hat das Kilimanjaro-Virus. Bereits zum zehnten Mal will Beat Graf ab dem 17. August den höchsten Berg Afrikas besteigen. Dieses Jahr steigt der 48-Jährige aus Bremgarten gar zweimal auf den 5895 Meter hohen Berg in Tansania.
«Normalerweise gehe ich nur einmal pro Jahr auf den Kilimanjaro», sagt Beat Graf leger, als ob eine solche Besteigung das normalste der Welt wäre. Weil aber Mammut sein 150-Jahr-Jubiläum feiert (siehe Kontext) und Graf ein Teil dieses Projekts ist, werde er 2012 zweimal den Kilimanjaro besteigen. «Es wird die zehnte Besteigung», sagt er stolz.
Am 17. August geht’s los und Graf fliegt ab nach Tansania: «Als erstes werden wir den Mount Meru besteigen. Nach einem Ruhetag begeben wir uns dann zum Maragu Gate, von wo wir den Kilimanjaro in Angriff nehmen. Nach den Strapazen besuchen wir während dreier Tage drei verschiedene Nationalparks», fasst der 48-Jährige sein dichtes Programm zusammen. Das fünfköpfige Team wird mit der Jubiläumskollektion ausgerüstet und von einem Bergführer von Mammut begleitet, der die Gruppe sicher auf den Gipfel und wieder zurückführen wird.
Vielfältige Flora und Fauna
Der Mount Meru liegt etwas mehr als 60 Kilometer vom Kilimanjaro entfernt. Technisch gesehen ist dessen Besteigung schwieriger als jene des bekannteren Kilimanjaro. «Der Mount Meru eignet sich ausgezeichnet zur Akklimatisierung», so Graf. Zudem sei der Berg von der Pflanzen- und Tierwelt her viel spannender als der Kilimanjaro. «Bereits zweimal
bin ich beim Aufstieg Bergelefanten begegnet», sagt Graf.
Seine Motivation für solche Expeditionen sei einfach zu erklären, sagt Graf: «Das Kilimanjaro-Virus hat mich befallen.» In den vergangenen Jahren habe er auch eine enge Beziehung zur einheimischen Bevölkerung aufgebaut. «Ich besuche dort sehr gerne mein Patenkind, für welches ich die Schulkosten übernehme.» Graf legt sehr grossen Wert auf eine faire Behandlung der Einheimischen. Zudem sei das Verhältnis zwischen Strapazen und Erholung optimal. «Für mich sind dies – trotz der Anstrengung – immer wieder ausserordentlich schöne Ferien», sagt der Mann, der sonst als Serveradministrator in Zürich im Büro sitzt.
Mammut wird 150 Jahre alt (siehe auch Seite 35). Im Jahr 1862 legte Kaspar Tanner mit der Gründung seiner handwerklichen Seilerei in Dintikon bei Lenzburg den Grundstein. Heute ist Mammut ein weltweit aktives Unternehmen mit Produkten für Outdoor- und Alpinsport. Statt mit Kaffee und Kuchen zu feiern, lädt Mammut Outdoor-Fans aus aller Welt auf die schönsten Gipfel der Erde ein. 150 Teams besteigen 150 Gipfel. Der Mount Meru und der Kilimanjaro werden nur zwei davon sein. (abs)
Der Berggänger kommt regelrecht ins Schwärmen, wenn er von «seinem Berg» erzählt: «Natürlich ist es auch der Kilimanjaro selbst. Jedes Mal, wenn ich auf dem Gipfel stehe, überwältigt mich ein unsagbares Gefühl. Wenn man nach den Strapazen des letzten Aufstiegs an die Grenzen seiner Kräfte gelangt ist und dann auf dem Dach Afrikas steht – dieses Gefühl ist unbeschreiblich und man muss es erlebt haben.»
Freud und Leid dicht beieinander
Schon als Jugendlicher hat Graf die Bergwelt entdeckt: «Mit meinen Eltern durfte ich diverse Wanderungen unternehmen, jedoch nicht ganz freiwillig. Mit dem Bergsteigen habe ich vor zwölf Jahren begonnen», fasst er zusammen. Gepackt hat ihn die Bergsteiger-Leidenschaft, als er das zweite Mal auf den Mythen wanderte. Damals lernte er Xaver Fischer (Hüttenwart auf dem Mythen von 1999-2007) kennen. «Er war es, der mir von der Besteigung des Kilimanjaro und des Mount Meru erzählte. Eine Woche später habe ich ihm persönlich meine Anmeldung auf den Grossen Mythen hochgebracht.»
So hat es sich ergeben, dass Beat Graf mit Xaver Fischer zum ersten Mal auf den höchsten Gipfel Afrikas gestiegen ist. Dies war der Anfang einer innigen Freundschaft mit vielen Touren im In- und Ausland. «Leider verstarb Xaver im Jahre 2008 im Alter von nur 56 Jahren», so Graf.
Was sagt Grafs Familie zu seinen Bergsteigerambitionen? «Sie unterstützt dieses Projekt voll und ganz. Meine Partnerin hat mich auf meiner sechsten Tour im Jahr 2007 begleitet, und sie war von der wunderschönen Landschaft und dem aussergewöhnlichen Berg begeistert.» Da die Tour technisch nicht sehr schwierig ist und Graf höchsten Wert legt auf seriöse Vorbereitung und genügende Akklimatisation, seien seine Partnerin und seine Familie selten in Sorge.
Zudem hat Graf viele weitere hohe Berge bezwungen: «Ich war auf dem Island Peak in Nepal (6189 m) oder dem Cotopaxi (5893 m) in Ecuador. In der Schweiz habe ich bis jetzt das Bishorn (4153 m) als einzigen 4000er bestiegen», resümiert Graf. «Es geht mir nicht nur um die Höhe. Ich bin ein Kämpfer – aber nicht um jeden Preis. Die Gesundheit hat höchste Priorität, ich setze sie nicht für ein weiteres Zertifikat nicht aufs Spiel.»
Vorbereitungen für Strapazen
Im Januar und im Jahr davor hat Graf an Wochenenden jeweils zahlreiche Schneeschuhtouren in der Schweiz unternommen, um sich so optimal für den Kilimanjaro vorzubereiten. «Andere Teilnehmer, die mich auf den Reisen begleiteten, waren auf diesen Schneeschuhtouren oft auch dabei» so Graf. «Als begeisterter Berggänger unternehme ich im Sommer zudem viele Wandertouren in der Schweiz. Ein weiteres Hobby von mir ist das Joggen. Es gibt – nahe bei meinem Wohnort Bremgarten – eine schöne 18-Kilometer-Strecke an der Reuss.» Die körperliche Verfassung mache bei Kilimanjaro-Touren etwa 60 Prozent aus. «Der Rest findet im Kopf statt», spricht Graf aus Erfahrung. Seine Hobbys helfen dem Informatiker bei den Vorbereitungen.
Zudem fotografiert er gerne und ist seit 2004 jedes Jahr am Engadin Marathon anzutreffen. «Im Bergclub Edelweiss und bei der Sektion Uto des Schweizerischen Alpenclubs bin ich seit 10 Jahren Mitglied».
Kurz vor dem Gipfel umgekehrt
Scheitern könne man im Leben immer, sagt Graf: «Da ich den Kilimanjaro aber bereits zum zehnten Mal erklimme, kenne ich den Berg und seine Tücken mittlerweile sehr gut» beurteilt der Bergsteiger sich selbst. «Ich freue mich jedes Mal aufs Neue, den Berg noch ein wenig besser kennen zu lernen. Und natürlich geniesst man die wundervolle Landschaft und das Erlebnis viel intensiver als beim ersten Mal.»
Wenn es Beat Graf gesundheitlich nicht gut gehen sollte, könne er ohne Probleme umkehren. «In Peru wollte ich den Pisco (5762 m) besteigen. Da ich aber auf einmal keine Energie mehr hatte, hatte ich beschlossen, 150 Meter vor dem Gipfel den Rückweg anzutreten. Es ist schön auf dem Gipfel zu stehen, aber es gibt noch andere Prioritäten», betont er.