Bremgarten
Die Schutzpatronin der Zahnärzte kehrt in die Brückenkapelle zurück

Die restaurierte Figur der heiligen Apollonia wird in die Brückenkapelle überführt. Vor einigen Jahren haben Diebe die Heiligenfigur aus der Kapelle auf der Holzbrücke in Bremgarten geklaut. Apollonia ist die Schutzpatronin der Zahnärzte.

Jörg Baumann
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Diakon Ueli Hess (links) und Restaurator Alois Oberthaler mit der erneuerten Apollonia-Statue. BA

Diakon Ueli Hess (links) und Restaurator Alois Oberthaler mit der erneuerten Apollonia-Statue. BA

Wenn die Bremgarter Zahnweh haben, können sie bald wieder zur Schutzpatronin der Zahnärzte beten: zur heiligen Apollonia. Vor Jahren entwendeten dreiste Diebe die Heiligenfigur aus der Agatha-Kapelle auf der Holzbrücke in Bremgarten. Sie kam nie mehr zum Vorschein. Eine kunstgerecht restaurierte Ersatzstatue kehrt wieder in die Kapelle zurück.

Geschenk eines Kunstsammlers

Der Kunstdiebstahl versetzte die Bevölkerung seinerzeit in einen Schockzustand. Auch den Gemeindeleiter und Diakon Ueli Hess liess das Ereignis nicht mehr los. Beim vor zwei Jahren verstorbenen Bremgarter Zahnarzt Peter Bamert, der ein grosser Kunstsammler war, stiess Hess vor geraumer Zeit auf eine Apollonia-Figur, die, wie er fand, gut in die Agatha-Kapelle passen würde. «Ich habe die Figur wahrscheinlich so lange angeschaut, bis Peter Bamert von selber auf den Gedanken kam, dass er diese der Kirchgemeinde Bremgarten schenken könnte», erzählt Hess.

Eines fügte sich zum anderen: Der in Bremgarten bekannte Maler und Restaurator Alois Oberthaler nahm die über 200 Jahre alte Figur in seine Werkstatt. «Sie sah etwas ramponiert aus», bemerkt Oberthaler. «Ich habe der heiligen Apollonia einen frischeren Gesichtsausdruck verpasst, den zum Teil zerstörten Faltenwurf restauriert und ihr Krönlein vergoldet, das sie auf dem Kopf trägt.» Oberthaler zeigte sich von der grosszügigen Seite: Er führte die Restaurierung gratis aus.

Die Vergoldung der Krone ist neu. Trotzdem blickt die heilige Apollonia noch immer reichlich ernsthaft in die Welt. «Kein Wunder», erklärt der Bremgarter Lokalhistoriker und Stadtführer Heinz Koch, «die heilige Apollonia wurde in der Zeit der Christenverfolgung verschleppt und gemartert. Die Häscher schlugen ihr alle Zähne aus dem Mund. Man drohte, sie lebendig auf den Scheiterhaufen zu verbrennen, falls sie ihrem Glauben nicht abschwört.»

Apollonia sprang darauf laut betend selbst in den brennenden Scheiterhaufen, so berichtet es die Legende. «Die heilige Apollonia war keine junge Frau mehr, als sie den Martertod starb», weiss Koch. «Deshalb nennt man sie auch ‹die greise Jungfrau›.» Die alteingesessenen Bremgarter bezeichnen die Agatha-Kapelle übrigens, in Anlehnung an die Schutzpatronin der Zahnärzte, blumig als «Zaaweh-Hüüsli».

Zwei Figuren zur Auswahl

Eigentlich hatte Ueli Hess bei den Apollonia-Statuen eine Auswahl: Peter Bamert stellte ihm zwei Apollonia-Figuren zur Verfügung: Die eine, die nun in die Kapelle zurückgelangt, und eine andere, die kleiner ist und in ihrer hochbarocken Ausstrahlung mit Putenengeln am Fuss auch gut zu Bremgarten gepasst hätte. «Ich zeigte den Kindern im Religionsunterricht beide Figuren», erzählt Hess.

«Den Kindern gefiel die kleinere, dekorativere Apollonia viel besser.» Aber der für die Stadt Bremgarten zuständige Denkmalpfleger Jonas Kallenbach entschied, dass die grössere, etwas nüchtern und sachlich wirkende Figur in die Agatha-Kapelle gestellt werden sollte. Er führte kunsthistorische Gründe an. Die kleine Figur verschenkte die Kirchgemeinde an das Frauenkloster St. Martin in Hermetschwil.

In einer feierlichen Stunde wird die Apollonia-Figur am Sonntag, 9. Februar 2014, am Tag der heiligen Apollonia, sinnstiftend für alle Bremgarter wieder in die Kapelle überführt. «Ich freue mich auf diesen Tag», meint Ueli Hess.