Zufikon
Die Sädelgeischter werden 30 – deshalb legen sie sich an dieser Fasnacht besonders ins Zeug

Die Zufiker Guggenmusik feiert Geburtstag. Zwei Gründungsmitglieder erzählen von besserer Musikqualität und von Chnobli-Gestank.

Nora Güdemann
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Die Gründungsmitglieder der Sädelgeischter Ruedi Gallmann und Dorly Schärer mit dem heutigen Präsident Jean-Marc Berchtold in der Mitte.

Die Gründungsmitglieder der Sädelgeischter Ruedi Gallmann und Dorly Schärer mit dem heutigen Präsident Jean-Marc Berchtold in der Mitte.

Nora Güdemann

Aus der Schulanlage Zufikon tönt es nach Fasnacht. Schon von weitem hört man das Tröten der Trompeten, das «Bumm, Bumm» der Pauken. Grund für die abendliche Fasnachts-Stimmung ist die Guggenmusik Sädelgeischter, die in der Turnhalle probt. Die Musikerinnen und Musiker wollen sich dieses Jahr besonders ins Zeug legen – sie feiern schliesslich den 30. Geburtstag ihrer Guggenmusik.

Die Mitglieder stehen im Sädelgeischter-Tenue in Formation und halten erwartungsvoll ihre Instrumente. Der Dirigent, der eine Maske mit zwei Stosszähnen trägt, gibt den Takt an. Auf «vier» gehts los und die Turnhalle wird, ganz nach Guggenmusik-Manier, von einem lauten, wilden, trötenden und trommelnden Sound überrollt. «Dieses Jahr lautet unser Motto ‹Gigantisch›», sagt Jean-Marc Berchtold, Präsident der Sädelgeischter. «Warum? Wir werden 30, das ist gigantisch!»

Einfach selbst eine Guggenmusik gründen

Der 28-jährige Berchtold ist seit zwölf Jahren bei den Sädelgeischtern und spielt das Eufonium. Die Guggenmusik sei gut unterwegs, sagt er, und das Alter der Gugger gut durchmischt. So ist der jüngste «Sädelgeischt» gerade mal 18 und der älteste 65 Jahre alt. Letzterer heisst Ruedi Gallmann und spielt Pauke.

Gallmann ist Gründungsmitglied: «Früher spielten immer mehr Zufiker in Guggenmusiken in der Region. Da dachten wir, wenn wir so viele sind, gründen wir doch einfach selbst eine.»

Dorly Schärer, 60 Jahre alt und ebenfalls Gründungsmitglied, stimmt ihm zu. «Die ganze Idee entstand sehr kurzfristig. Wir verteilten Flugblätter, und kurz darauf hatten wir die erste Versammlung mit 18 Gründungsmitgliedern», erzählt sie.

An der Versammlung ging es auch um die Namensfindung der Guggenmusik. «Wir hatten eine lange Liste mit Vorschlägen», sagt Schärer. «Den Vorschlag ‹Sädel› brachte mein Vater. Das fanden wir alle gut, weil das den Bezug zu unserer Region herstellt.» Mit dem Zusatz «Geischter» wollten sie sich von der Masse abheben. «Wir wollten einfach nicht so heissen, wie jeder», sagt Schärer.

Die Qualität der Musik wurde besser

Damals rückte der Fasnachts-Anfang immer näher, und die Guggenmusik brauchte noch Gwändli für ihre Auftritte. «Wir hatten keine Zeit mehr, selbst welche zu nähen, also kauften wir die Gwändli ein», sagt Schärer. Das Motto der allerersten Sädelgeischter-Gwändli war Tutanchamun.

Zwischen dem ägyptischen Pharao und dem heutigen Motto «Gigantisch» liegen 30 Jahre. Was hat sich in dieser Zeit alles verändert? «Die Musik», sagt Ruedi Gallmann. «Ganz klar.» Damals sei die Guggenmusik noch nicht so professionell gewesen wie heute, man probte nicht so intensiv, schon gar nicht registerweise, und das gespielte Resultat war auch viel schlechter

«Aber diese Veränderung finde ich sehr gut», sagt Gallmann. «Die Proben wurden deswegen zwar anstrengender, aber das macht mir nichts aus.» Dorly Schärer fügt an: «Ich sehe das auch so. Und der Fasnachts- Geist leidet schliesslich auch nicht darunter.»

Den beiden macht es heute noch genauso Spass wie früher, Mitglied bei den Sädelgeischtern zu sein. «Wir haben hier viele tolle Leute, wir haben Kraft und Energie», sagt Schärer. «Und wir haben einen ganz tollen Präsidenten.» Sie zeigt auf Jean-Marc Berchtold.

Als der Bus gelüftet werden musste

«Die Sädelgeischter hatten ihre Höhen und Tiefen», sagt Berchtold. «Aber wir kamen stets unbeschädigt wieder aus den Tiefen heraus.» Er findet es sehr schade, dass sich immer wieder Freiämter Guggenmusiken auflösen müssen. «Man muss einfach aktiv auf junge Leute zu gehen», verrät Berchtold.

Dass es den Sädelgeischtern heute gut geht und sie 43 Mitglieder zählen, sei aber nicht nur sein Verdienst, sondern vor allem jener seiner Vorgänger – und von Dorly Schärer und Ruedi Gallmann.
In den 30 Jahren, in denen es die Guggenmusik nun schon gibt, ist viel passiert.

So viel, dass den beiden Gründungsmitgliedern die Worte fehlen, wenn sie nach den spannendsten und lustigsten Momenten gefragt werden. Plötzlich fällt Schärer ein: «Besonders schön war, als wir 2014 beim Guggencontest in Muri den zweiten Platz belegt haben.»

Und dann kann sich auch noch Jean-Marc Berchtold an einen lustigen Moment erinnern: «Wir waren nach St. Moritz eingeladen, zur Ski-Weltmeisterschaft. Am Abend vor unserem Auftritt assen wir alle Fondue und fuhren dann am frühen Morgen, so gegen fünf Uhr, mit dem Bus los. Als wir angekommen waren, musste der Chauffeur den ganzen Bus lüften, weil es so unglaublich nach Chnobli stank.»