Hermetschwil
Die Heimkinder sind Feuer und Flamme für den Kinderzirkus

Der Zirkus Wunderplunder gastiert diese Woche im Kinderheim St. Benedikt und erarbeitet mit den Kindern ein Programm. Dies ist manchmal eine besondere Herausforderung, wie die Heimleiterin Pia Iff erzählt.

Dominic Kobelt
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Feuerschlucken will geübt sein – die Kinder des Kinderheims St. Benedikt bereiten sich auf ihren Auftritt vor. Dominic Kobelt

Feuerschlucken will geübt sein – die Kinder des Kinderheims St. Benedikt bereiten sich auf ihren Auftritt vor. Dominic Kobelt

Ungeduldig stehen die Kinder in einer Reihe und üben den Programmablauf: Die Fackeln, die durch die Luft fliegen, brennen noch nicht, nur die Feuerschlucker dürfen ihre Holzstäbli schon entzünden.

Zirkus des Kinderheimes St. Benedikt

Freitag um 14 und 19 Uhr.

Jeder Schritt will geübt sein, bevor die Kinder echte Flammen spucken und mit brennenden Stäben jonglieren dürfen. An anderen Übungsplätzen machen die Akrobaten Dehn- und Konzentrationsübungen, Räuber und Sheriffs rennen einander hinterher, Kostüme werden ausgesucht.

Applaus tut der Seele gut

Die Vorbereitung auf die Zirkusshow ist eine willkommene Abwechslung für die jungen Bewohner des Kinderheims St. Benedikt in Hermetschwil. Die Woche, in denen sie Clownnummern und akrobatische Aufführungen trainieren konnten, war aber nicht nur Vergnügen, sondern erforderte Disziplin und Konzentration.

«Es gibt schwierige Situationen zu meistern, aber auch Fähigkeiten an sich zu entdecken», sagt Pia Iff, Gesamtleiterin des Kinderheims. Das Scheinwerferlicht könne gar einen therapeutischen Effekt haben, sagt sie: «Wenn das Publikum applaudiert, tut das der Seele gut.»

Von Mai bis Oktober zieht der Zirkus Wunderplunder mit Traktoren und Wagen durchs Land und schlägt das Zelt in kleinen Dörfern oder mitten in der Stadt auf. An jedem Gastort erarbeiten die Artisten mit den rund 60 Teilnehmenden ab sieben Jahren ein einzigartiges Zirkusprogramm, das am Ende der Zirkuswoche aufgeführt wird. Im Kinderheim St. Benedikt ist er zum ersten Mal.

«Die Älteren hatten am Anfang Vorbehalte und dachten, das sei ‹Kinderkram›», erzählt Iff, «spätestens als sie die Feuerspucker gesehen haben, war der Bann aber gebrochen.» Die Kinder durften am ersten Tag alles ausprobieren und sich dann für eines der sieben Ateliers entscheiden.

Die Gruppen werden von den Zirkusleuten zusammen mit dem Team vom Kinderheim geleitet. Gute Betreuung ist nötig, die Kinder stecken voller Energie und Tatendrang. «Die Arbeit mit unseren Kindern ist manchmal anspruchsvoll», sagt Iff.

Den Zirkus Wunderplunder kennt sie schon lange. «Bereits meine Kinder, die jetzt erwachsen sind, haben einst beim Zirkus Wunderplunder mitgemacht», verrät die Heimleiterin. So sei sie auf die Idee gekommen, die Umsetzung sei aber nur dank einigen grosszügigen Spenden möglich gewesen.

Der Theaterzirkus Wunderplunder feiert dieses Jahr sein 30-Jahr-Jubiläum. Die Kinder durften bereits das Theater «Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer» geniessen, in Anlehnung an Michael Endes Kinderbuchklassiker. Die Vorstellungen von heute sind öffentlich. Eine Platzreservierung ist nicht möglich.