Wohlen
Die beliebtesten Bestatterinnen aus dem Freiamt geben ihr Fuhrwerk ab

Die Fuhrhalter- und Bestatterfamilie Koch besteht vor allem aus starken Frauen – jetzt steigt ein Mann ein.

Andrea Weibel
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Drei Generationen: Elsa Koch, ihr Enkel Markus Hochstrasser (neuer Chef Fuhrhalterei Koch AG) sowie ihre Töchter Doris Hochstrasser-Koch und Karin Koch Sager (Inhaberinnen Bestattungsinstitut Koch GmbH, von links).

Drei Generationen: Elsa Koch, ihr Enkel Markus Hochstrasser (neuer Chef Fuhrhalterei Koch AG) sowie ihre Töchter Doris Hochstrasser-Koch und Karin Koch Sager (Inhaberinnen Bestattungsinstitut Koch GmbH, von links).

Eine Familie aus starken Frauen, so könnte man Kochs von der Rummelstrasse 1 beschreiben. Besonders die Schwestern Doris Hochstrasser-Koch und Karin Koch Sager sind im Dorf bekannt: Die meisten Leute sind froh, dass es sie gibt, aber jeder hofft, dass er ihre Unterstützung noch lange nicht braucht.

Sie sind Bestatterinnen. Und sie haben das Thema Bestattung aus dem Schattendasein ins Licht gebracht, indem sie ihr Bestattungsinstitut umgebaut und die Urnen auf einmal in grossen, hellen Schaufenstern ausgestellt haben. «Dabei hatten wir anfangs sogar Hemmungen, ein Schild mit der Aufschrift ‹Bestattungsinstitut› vor die Tür zu hängen», erinnert sich Karin Koch.

Mittlerweile sind ihre Dienste aus Wohlen nicht mehr wegzudenken. Die Ideen der Schwestern sprudeln, sie haben sich viel aufgebaut und sind noch lange nicht fertig. Vielleicht ein Trauercafé im Obergeschoss, in dem sich Gleichgesinnte einmal im Monat treffen können? Das ist nur eine ihrer Ideen.

Auf zwei Seiten Wohlens

Bisher war das Bestattungsinstitut jedoch nur ein Teil der Firma, die Fuhrhalterei war der andere. Jetzt trennen sie das. Ein Mann übernimmt. Doch nicht irgendeiner: Markus Hochstrasser ist der Sohn von Doris und führt das Geschäft damit bereits in der vierten Generation. «Er hat uns seit dem plötzlichen Tod seines Vaters vor fünf Jahren unglaublich geholfen. Er hat die Fuhrhalterei, die vor allem für die Kehrichtentsorgung bekannt war, um eine mechanische Werkstatt, Muldendienst, Kranarbeiten und Transporte erweitert und so 20 Arbeitsplätze geschaffen», sagt Karin Koch, die zusammen mit ihrer Schwester im Verwaltungsrat der Fuhrhalterei sein wird.

Aus der Koch Fuhrhalterei AG löste sich die Bestattungsinstitut Koch GmbH heraus. Sie werden auch räumlich getrennt: Die Bestatterinnen bleiben an der Rummelstrasse 1, im Haus, das ihr Grossvater 1930 gebaut hat, die Fuhrhalterei ist auf die andere Seite Wohlens an die Lägernstrasse 15 gezogen. «Es war Schicksal: Die vorherige Besitzerin hat zur selben Zeit ihren Mann verloren wie meine Schwester, etwa vor fünf Jahren. Sie weiss, was wir durchgemacht haben, und freut sich, dass sie ihr Gebäude samt Werkstatt, Bremsprüfstand und anderem, was die Fuhrhalterei weiterbenützen kann, an Markus verkaufen konnte.»

Die erste Lastwagenfahrerin

Es gab auch starke Männer in der Familie Koch, Markus Hochstrasser ist kein Einzelfall – und er braucht sich auch nicht gegen die Frauen zu behaupten. Aber ihre Geschichte hebt die Koch-Frauen hervor: Elsa, eine Italienerin, heiratete Karl Koch, hatte mit ihm acht Kinder und war weit und breit die erste Frau mit Lastwagenbillett. Sie fuhr den Kehrichtwagen, während ihre Töchter, teilweise auch die Söhne, die Müllsäcke einluden. Dauerte es länger, strickte Elsa auf dem Fahrersitz.

Heute ist sie 85 Jahre alt und wird bald wieder in ihr Haus zurückziehen, sobald es altersgerecht umgebaut ist. Drei Töchter fuhren ebenfalls Lastwagen. Und jetzt sind zwei der Töchter stark, wenn andere es nicht können, und begleiten diese durch schlimme Zeiten. «Der Tod gehört zum Leben. Wir wollen dafür sorgen, dass es den Lebenden bald wieder besser geht», so Karin Koch. Ihre Geschichte gibt es seit 2015 auch in Buchform.

Generationenwechsel zum 60. Geburtstag

Vor über einem halben Jahrhundert bestand die Fuhrhalterei Koch aus einem einfachen Pferdefuhrwerk, mit dem vor allem landwirtschaftliche Güter, später auch Abfall und – mit schöneren, von der Gemeinde entliehenen Wagen – Verstorbene transportiert wurden. Vor 60 Jahren kaufte sich die Familie Koch dann ihr erstes Spezialfahrzeug für die Kehrichtabfuhr, später auch ein Bestattungsfahrzeug.

Fast die ganze Familie gehörte zu den Mitarbeitern, dazu kamen fünf Angestellte. 1999 übernahm mit Doris Hochstrasser-Koch und Karin Koch Sager bereits die dritte Koch-Generation. Sie bauten insbesondere das Bestattungsinstitut aus. 2016, also zum 60. Geburtstag der Firma, trennen sie nun Bestattungsinstitut von Fuhrhalterei und übergeben Letztere an die vierte Generation, Markus Hochstrasser. Mittlerweile beschäftigen sie insgesamt 25 Angestellte. (aw)