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Der Wohler Zirkusdirektor Johannes Muntwyler führt die AZ durch das Winterquartier, wo derzeit alles stillsteht und lagert. Und er sieht positiv in die Zukunft.
«Wir hätten Arbeit für das ganze Jahr gehabt», sagt Johannes Muntwyler. Der Direktor des Circus Monti sitzt in der Küche des Winterquartiers in Wohlen und trinkt Kaffee. Es ist still in dem Gebäude an der Wilstrasse 71. Dabei wäre jetzt die wohl hektischste Zeit des Jahres: Der Circus Monti wäre noch auf Tournee und käme bald heim, das Varieté würde Premiere feiern und die Zelte der Monti-Zeltvermietung würden von Veranstaltern in der Schweiz und im nahen Ausland noch rege benützt.
Doch jetzt stehen die Lastwagenanhänger, mit denen die grossen Zelte transportiert werden, in Reih und Glied auf dem Hof des Winterquartiers. Alle Zelte sind in der Lagerhalle gestapelt. Die Bühne im Varieté ist leer, die hübschen neuen Garderoben für die Artisten sind verwaist. Und selbst in den Werkstätten passiert nur selten etwas. Es ist ein trauriger Anblick im sonst so lebhaften Zirkus. «Alle 23 Mitarbeiter haben Kurzarbeit», erklärt der Monti-Direktor.
Zirkusdirektor Johannes Muntwyler im Interview:
Was tun Muntwylers in solchen Zeiten? «Meine Familie hat auch Kurzarbeit und darf die meiste Zeit nicht arbeiten. Wir haben nur die nötigsten Arbeiten noch durchgeführt während des Lockdowns.» Die Fahrzeuge, die beispielsweise hätten vorgeführt werden müssen, hat der Zirkus wieder abgemeldet. «Es bringt nichts, wenn alle eingelöst auf dem Hof stehen.»
Und er selber? Kann ein Zirkusdirektor abschalten, wenn es nichts zu tun gibt? Muntwyler lacht: «Es stimmt, ich bin im Kopf fast immer bei der Arbeit. Dieses Jahr konnte ich die Ferien mit der Familie schon besser geniessen, weil kaum Anfragen hereinkamen.» Allerdings seien jetzt halt Sorgen da, die er vorher so nicht hatte. Aber: «Der Circus Monti ist eine gesunde Firma. Wir haben keine Schulden, denn wir haben immer nur gekauft, was wir uns auch leisten konnten», erklärt er. «Darum bin ich überzeugt, dass der Monti Corona überleben wird.» Er sei sehr optimistisch, dass die Tournee 2021 stattfinde. «Im Mai müssen wir entscheiden, ob wir starten oder nicht. Bis dahin ist es noch ein halbes Jahr. Daneben sind wir immer auf der Suche nach Alternativen und neuen Geschäftsfeldern, was in dieser wirtschaftlich unsicheren Situation sehr schwierig ist.»
Helfen könne man dem Wohler Zirkus, indem man ihn nicht vergesse. «Was uns und allen anderen Kulturschaffenden hilft, ist, dass die Leute die Vorstellungen wieder besuchen, sobald sie wieder stattfinden dürfen», sagt er. Ansonsten müsse man nun eben abwarten.
Aber kann ein Johannes Muntwyler einfach abwarten? Wieder lacht er, als er erzählt: «Manchmal möchte ich wirklich einfach etwas machen. Dann male ich zum Beispiel.» Er malt Bilder? «Nein, ich meine Renovationsarbeiten an Fahrzeugen oder an der Infrastruktur. Zum Beispiel diese Wand hier habe ich frisch gestrichen», sagt er und zeigt hinter sich auf die Küchenwand in Monti-Rot.