Das Theater «Gnadenfrist» ist das letzte gemeinsame Projekt ihrer Schulzeit. Darin versuchen die Wohler Bezirksschüler den Tod zu überlisten.
Bald sind Sommerferien. Für viele Jugendliche der Klasse 3e der Bezirksschule Wohlen der Abschluss ihrer Schulzeit. Doch bis es soweit ist, kommt noch ein ganz anderer Abschluss auf die Schülerinnen und Schüler zu, nämlich der Abschluss ihres Theaters «Gnadenfrist». Seit einem Jahr bereits steckt die Klasse 3e, zusammen mit Lehrer Daniel Güntert, all ihr Herzblut in ihre Aufführung und der Aufwand lässt sich sehen.
Im Theater geht es um die junge Olivia, die bei ihren Grosseltern lebt, nachdem ihre Eltern in einem Autounfall verunglückten. Vor allem mit ihrem Grossvater versteht sie sich sehr gut. Jedoch wollen ihre beiden Tanten sie adoptieren, um an das Erbe der Eltern zu kommen. Ihr Grossvater durchschaut aber die beiden von Anfang an und schafft es, auch noch nach dem Tod seiner Frau, Olivia bei ihm zu behalten. Zumindest bis Thanatos ins Spiel kommt.
Die Schülerinnen und Schüler haben nicht etwa nur ein bereits existierendes Stück kopiert, sondern aus dem schon lange im Menschen verankerten Wunsch den Tod zu überlisten, ihr eigenes Theater geschrieben. Die Botschaft des Theaters ist, dass man den Tod nicht fürchten muss und sein Leben geniessen sollte, solange man es noch kann. Wie in einem klassischen Theater haben sie das Stück in verschiedene Akte aufgeteilt und in kleinen Gruppen an diesen einzelnen Teilen geschrieben, bis sie ihr Stück beisammen hatten. Um das Geschriebene auch Umsetzen zu können, braucht es eine Bühne. In der Bleichi haben die Schüler keinen Aufwand gescheut, den leeren Raum in einen Theatersaal zu verwandeln. Als Erstes musste die Bühne aufgestellt, die Sitzplätze erhöht und die Fenster abgeklebt werden, erst danach konnten sie sich mit dem Licht und dem Bühnenbild beschäftigen.
Der ganze Aufwand, den sie investiert haben, lässt sich sehen. Denn das Theater überzeugt nicht nur durch das tolle Bühnenbild oder die spannende Handlung, vor allem die schauspielerischen Leistungen der jungen Schülerinnen und Schüler bringen das Stück zum Leben und das, obwohl niemand in der Klasse vorher schon Schauspielerfahrung gesammelt hatte.
Am schwierigsten für die Schüler war klar das Merken des Textes und die Angst vor einem kompletten Blackout während der Aufführung. Aber auch für ihren Lehrer Daniel Güntert war es nicht immer eine einfache Aufgabe, die Organisation zu übernehmen. Er sagt: «Es brauchte viel Durchhaltevermögen, aber vor allem Vertrauen in meine Klasse». Trotzdem kann Daniel Güntert mit gutem Gewissen sagen, dass er stolz ist auf die Leistung seiner Klasse und auch die Schüler sind zufrieden mit sich selbst und dem Ergebnis. Die Schülerinnen und Schüler sind sich einig: Sie sind für ihre erste Aufführung bereit und freuen sich darauf, auch anderen zeigen zu können, was sie gemeinsam in ihrem letzten Jahr auf die Beine gestellt haben.