Interview
Der Samichlaus im Gespräch: «Ich denke ganz oft an die Kinder daheim»

Der Samichlaus kann die Kinder dieses Jahr nicht besuchen, hat sich aber vielerorts Überraschungen ausgedacht, sagt er im Interview.

Andrea Weibel
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«Ich denke ganz oft an die Kinder daheim»

«Ich denke ganz oft an die Kinder daheim»

Dominic Kobelt Bild: mel

Unter dem Jahr hat der Samichlaus selten sein schönes Gewand an, doch für den Besuch der Zeitung hat er sich herausgeputzt. Und weil er zeigen will, wie mondän er sein kann, trägt er nicht das traditionelle Gewand samt Mitra und Bischofsstab des St. Nikolaus, sondern ist in Rot-Weiss gekleidet, ganz wie der Weihnachtsmann oder auch Santa Claus in amerikanischen Filmen.

Denn ja, dieses Jahr hat der Samichlaus Zeit zum Fernsehen. Doch vergessen hat er die vielen Kinder in den Freiämter Dörfern keineswegs. Im Gegenteil, sagt er. Er sitzt in seinem Haus im Wald, draussen füttert der Schmutzli gerade das Eseli, und erzählt.

Samichlaus, du bist so alt, dass du zur Coronarisikogruppe gehörst. Darfst du die Kinder besuchen?

Samichlaus (lacht): Ich bin alt, ja. Viele hundert Jahre gibt es mich schon, das stimmt. Ich habe die Pest überstanden, Cholera, die Spanische Grippe, die Schweine- und Vogelgrippe. Da werde ich auch Corona überstehen. Leider werde ich die Kinder aber trotzdem nicht besuchen können.

Wieso nicht?

Der Bundesrat hat empfohlen, dass man Abstand hält, um einander nicht anzustecken. Ich habe keine Angst um mich, aber es sind nicht alle Leute so robust wie ich. Das kommt halt vom vielen Draussensein mit dem Schmutzli und meinem Eseli und der gesunden Luft hier im Wald.

Dann bleibst du den Stuben fern, um die Leute nicht anzustecken?

Genau. Ich gehe ja normalerweise am 6. Dezember zu Tausenden von Kindern. Das wäre für einige Leute ein Risiko, und wir wollen doch auch mithelfen, diese Leute zu schützen.

Dann müssen die Kinder dieses Jahr, in dem so vieles ausfällt, auch noch auf dich verzichten?

Genau das hat mich mein Schmutzli vor ein paar Wochen auch gefragt. Ich musste ihm recht geben, das geht wirklich nicht. Also haben wir uns vor den Kamin gesetzt und unsere Köpfe rauchen lassen, bis wir viele Ideen hatten.

Was sind das für Ideen?

Einerseits fand mein Schmutzli, dass es schade wäre, wenn die Kinder sich dieses Jahr nur daran erinnern würden, dass der Samichlaus nicht kam. Sie sollten sich lieber daran erinnern, dass sich der Samichlaus etwas Spezielles für sie einfallen lässt. Unser liebes Eseli bekommt nämlich bald ein Junges. Daran könnten sie sich zum Beispiel erinnern. Das habe ich meinen Freunden von der Chlausaktion Bremgarten erzählt. Und die fanden, es wäre doch toll, wenn ich das den Kindern in einem Video selber erzählen würde. Der Schmutzli und ich fanden die Idee so schön, dass wir das Video nun pünktlich am 6. Dezember auf www.chlausaktion.ch hochladen werden.

Samichlaus, hast du denn einen Computer?

Naja, so modern bin ich dann leider doch noch nicht. Aber der Schmutzli kommt da draus. Ich bin eher für die anderen Ideen zuständig.

Welche sind das?

In Eggenwil zum Beispiel haben meine Freunde vom Sportverein mir erzählt, dass sie besonders brave Kinder hätten, die sogar schöne Dinge für mich basteln und malen würden. Darum haben wir uns zusammen etwas Spezielles überlegt. Die Kinder aus Eggenwil schicken ihre herzigen kleinen Geschenke an meine Adresse Samichlaus, am stotzige Hang, 5445 Eggenwil, und erhalten dafür am Chlausentag ein Säckli von mir, das ich ihnen vor die Türe lege.

Hast du schon Geschenke der Eggenwiler Kinder erhalten?

Oh ja, sie haben Bilder gemalt und Sachen gebastelt. Ein Kind hat mir sogar ein Schachteli geschenkt, das man immer neu aufklappen kann, sodass immer wieder neue Bilder zu sehen sind. Ich freue mich sehr über all die Geschenke. Einige Bilder habe ich in der Stube aufgehängt, aber auch im Eselistall hängen einige, damit sich das Eseli an ihnen freuen kann – und bald auch sein Junges.

Das ist eine sehr schöne Idee. Hast du noch andere?

Ja, noch viele. In Wohlen gibt es ja jedes Jahr den grössten Chlausauszug weit und breit. Auch dort wollten meine Freunde vom Verein St.Nikolaus Wohlen die Kinder nicht einfach alleine lassen. Auch ihre Idee finde ich ganz toll, da war ich natürlich gerne behilflich. Was es sein wird, darf ich aber noch nicht verraten. Sie werden es dann auf www.stnikolaus-wohlen.ch zeigen.

Hättest du denn noch Zeit, falls sich andere Vereine oder Freunde von dir auch noch spontan bei dir melden würden, weil sie eine tolle Idee für den 6. Dezember haben?

(Seine Augen glitzern vor Freude) Aber natürlich. In anderen Jahren habe ich so viel zu tun vor dem 6. Dezember. Dieses Jahr ist ja wie Ferien für mich, da habe ich viel Zeit. Ich vermisse die Kinder und finde es sehr schade, dass ich sie nicht treffen kann. Da freue ich mich über jede Idee, die ich unterstützen kann. Ich sage allen: Ihr wisst ja, wo ihr mich findet.