Wohlen
Der Mann mit dem siebten Dan

Francesco Marrella erhält einen Ehrentitel im Aikido – das ist eine Auszeichnung, die nur wenigen zuteil wird

Natasha Hähni
Drucken
Francesco Marrella erhält einen seltenen Ehrentitel als Aikido-Trainer. ZVG

Francesco Marrella erhält einen seltenen Ehrentitel als Aikido-Trainer. ZVG

zvg

«Aikido war und ist mein Leben, mein zweites Zuhause», schwärmt Francesco Marrella von der japanischen Kampfkunst, die er seit 46 Jahren trainiert. Kürzlich erhielt der bald 70-Jährige vom Hombu Dojo in Tokio den 7. Dan und einen seltenen Ehrentitel verliehen. Dieser zeichnet Lehrer auf höchstem Rank aus. Das Zertifikat erhält man nur, wenn man den 7. Dan-Grad erreicht hat und von jemandem dafür empfohlen wurde. «Ich kann also nichts dafür», schmunzelt der Kampfsportler. Er unterrichtet im Judo- und Aikidoclub (JAC) Wohlen gemeinsam mit vier weiteren hochgradierten Danträgern Aikido. Der Klub feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen.

Vom Lehrling zum Meister

Bei Aikido handelt es sich um eine relativ junge Kampfkunst. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie als einzige Kampfsportart in Japan geduldet, weil sie eine friedliche Absicht verfolgt. Das ist mit einer der Gründe, weshalb Marrella so fasziniert von diesem Sport ist. «Im Unterschied zu vielen anderen Kampfsportarten gibt es im Aikido keinen Kampf mit Siegern», erklärt er. Ziel sei nie, den Angreifer zu zerstören, sondern einen Angriff ins Leere zu leiten. Entdeckt hat Marrella das Aikido während einer Vorführung 1972. Der Sport wurde damals währen einer Judostunde präsentiert. «Die Hakama, also der Hosenrock, den man beim Kampf trägt, hat mich vom ersten Tag an beeindruckt. Ich war Schneider und so ein Hakama ist für Kleidungsprofis schon sehr beeindruckend», erinnert sich Marrella. Aber auch die grazilen Bewegungen hätten ihn damals fasziniert.

Da der Sport aber nicht sonderlich bekannt war, flachte der Aikido-Hype wieder etwas ab, zumindest vorübergehend. Aus diesem Anlass wurde 1977 ein japanischer Meister in die Schweiz geholt, der das Aikido hier leiten und verbreiten sollte. Marella freundete sich schnell mit Masatomi Ikeda an. Denn die beiden hatten eine Gemeinsamkeit: Sie reden italienisch. Mit der Hilfe des japanischen Meisters lernte Marrella unzählige Techniken, Schritte und Vorgänge und erlangte letztendlich ein tieferes Verstehen für den Kampf.

Mittlerweile unterrichtet Marrella selber im In- und Ausland. Ein Fan vom Reisen sei er jedoch nie gewesen. «Deswegen gebe ich vor allem hier in der Schweiz seit vielen Jahren regelmässig Stages», erklärt er. Vor allem im JAC Wohlen trainiert und leitet er regelmässig Trainings.