Wer erhielt am meisten Panaschierstimmen? Wie hoch ist das neue Durchschnittsalter? Wer hat es von den hinteren Listenplätzen in den Einwohnerrat geschafft? Die Einwohnerratswahlen vom Sonntag aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet
Die SVP hat in den letzten Jahren meist nicht nur zugelegt, ihre Kandidaten haben oft auch die Rangliste der Bestgewählten angeführt oder waren zumindest auf dieser Rangliste ganz vorne zu finden.
So hat Roland Vogt 2013 mit 1412 Stimmen den zweiten Platz hinter Franz Wille (CVP) belegt, der mit 1464 Stimmen am besten gewählt wurde. Mit 1404 Stimmen hat Ariane Gregor (CVP) damals den dritten Platz belegt, vor Roger Isler (CVP) mit 1359 Stimmen und Jean-Pierre Gallati (SVP) mit 1304 Stimmen, Oliver Degischer (SVP) mit 1251 Stimmen und Harry Lütolf (CVP) mit 1205 Stimmen.
Wille, Vogt, Gregor, Isler, Gallati und Degischer sind 2017 nicht mehr angetreten. Blieb Harry Lütolf als Anwärter auf den ersten Rang. Mit 1065 Stimmen hat er den Platz des Bestgewählten knapp verpasst und muss sich hinter Cyrille Meier (SP) einreihen. Er ist mit 1079 Stimmen (14 mehr als Lütolf) der am besten gewählte Einwohnerrat.
Die Stimmbeteiligung ist 2017 gegenüber 2013 leicht gesunken. Vor vier Jahren lag sie bei 37,7%, knapp 5% tiefer als am Sonntag (33,8%). 2013 sind 3076 gültige Wahlzettel eingelegt worden, dieses Jahr 2677. Zumindest einigermassen sind die Resultate der beiden Wahlen von 2013 und 2017 damit also vergleichbar.
Auf Meier und Lütolf folgt dieses Jahr der designierte Einwohnerratspräsident Edi Brunner (SVP) mit 964 Stimmen. Ein rechter Sprung vorwärts für ihn, vor vier Jahren war er nicht unter den ersten zehn zu finden. Auf ihn folgen Meinrad Meyer (CVP, 961), Ruedi Donat (CVP, 958), Magdalena Küng (Grüne, 947) als bestgewählte Frau, Thomas Geissmann (FDP, 919), Alex Stirnimann (SP, 915) und Thomas Hoffmann (FDP, 911).
Bemerkenswert sind neben jenem von Edi Brunner auch die Resultate der beiden SPler Cyrille Meier und Alex Stirnimann, jenes von FDPler Thomas Hoffmann sowie das der Grünen Magdalena Küng.
Sie alle waren vor vier Jahren stimmenmässig noch in den hinteren Regionen zu finden und haben sich inzwischen weit nach vorne gearbeitet. Womit bewiesen wäre, dass Einwohnerratswahlen zwar in erster Linie Parteiwahlen, nach wie vor aber doch auch Persönlichkeitswahlen sind.
Das belegen auch die Wahlprotokolle. Es gab in Wohlen schon Zeiten, da waren die Kandidatinnen und Kandidaten auf den vordersten Listenplätzen praktisch gesetzt. Wer ins Dorfparlament gewählt werden wollte, musste sich ein paar Jahre hochdienen, um dorthin zu gelangen. Das trifft heute nur noch zum Teil zu.
Bei der SVP beispielsweise sind Peter Christen vom Listenplatz 22 und Jonathan Nicoll vom Listenplatz 30 aus gewählt worden. Walter Badertscher (Listenplatz 9) hingegen wurde abgewählt. Bei der CVP haben Daniel Heinrich (10) und Ruedi Donat (15) das Feld von hinten aufgerollt, Hans Hufschmid (3) hingegen ist abgewählt worden.
Bei der SP haben es Valentin Meier (10) und Dorian Hyde (11) von hinten nach vorne geschafft, auf der Liste Anglikon schaffte es Hans-Rudolf Meyer von Listenplatz 4 auf Wahlplatz 2 und bei der EVP hat Beate Zimmermann von Platz 3 aus die Wahl geschafft, der Listenleader und bisherige Einwohnerrat Edwin Hübscher ist abgewählt worden.
«Sitte und Ordnung» herrscht hingegen bei den Grünen, wo mit Anna Keller, Magdalena Küng und Franziska Matter Schlein die drei ersten Frauen auf der Liste gewählt worden sind. Und auch bei der GLP haben mit Simon Sax, Julia Frischknecht und Sebastian Berns die Listenleader das Rennen gemacht.
Interessant ist auch die Sicht auf das Panaschierverhalten der Wählerinnen und Wähler. Cyrille Meier, der Bestgewählte, hat ebenso von allen grossen Listen Stimmen geholt wie alle Top-Ten-Platzierten.
Erwartungsgemäss erhielt er am wenigsten Stimmen von der SVP (17), deutlich mehr von der CVP (108) und der FDP (61), dazu 111 von den Grünen und 79 von der GLP. Auch Harry Lütolfs Name stand auf SVP-Listen (56) ebenso wie auf solchen der FDP (116), der SP (61), den Grünen (33), der GLP (56) und Anglikon (25). Edi Brunner wiederum hat von der CVP (48), der FDP (54) und aus dem Dorfteil Anglikon (31) ebenfalls einige Stimmen erhalten, von SP (7), Grünen (4) und GLP (10) aber deutlich weniger als Lütolf.
Am meisten Panachierstimmen von SVP-Listen haben die beiden FDPler Thomas Geissmann (106) und Thomas Hoffmann (104) erhalten. Hoffmann hat zudem auch von CVP mit 107 nur unwesentlich weniger Panachierstimmen erhalten als Geissmann (126). Bei SP und Grünen konnten die beiden hingegen kaum punkten, dafür gabs von der GLP 39 Panachierstimmen für Geissmann und sogar 53 für Hoffmann.
Ein Blick auf das neue Durchschnittsalter zeigt: Der Wohler Einwohnerrat hat sich ganz leicht verjüngt. 2013 lag es bei 45,4 Jahren, jetzt beträgt es 44,9 Jahre. 2013 hat die GLP mit Julia Frischknecht (damals 18) das jüngste Mitglied gestellt und die CVP mit Franz Wille (damals 70) den Parlaments-Senior. Jetzt kommt das jüngste Mitglied des Wohler Einwohnerrates mit Michelle Gregor (20) von der CVP, das älteste Ratsmitglied stellt die SP mit dem 74-jährigen Josef Muff.
Bei der SVP ist 1 von 11 Mitgliedern jünger als der Durchschnitt im Rat, bei der CVP 3 von 7, bei der FDP 3 von 6, bei der SP 5 von 7, bei den Grünen 2 von 3, und bei der GLP ist die ganze 3er-Fraktion jünger als der Schnitt.