Wohlen
Das Freiamt soll zum Kanton werden

Das Theaterprojekt «Mission Freiamt» hat ein klares Ziel: Ein autonomer Kanton Freiamt. Nur der Weg ist noch offen. Klar ist schon jetzt: Das Theaterprojekt wird für viel Unterhaltung sorgen.

Dominic Kobelt
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Jörg Hauser, Philipp Galizia, Daniel Küttel, Jörg Meier und Christina Stauber (v.l.) haben grosse Pläne fürs Freiamt. Dominic Kobelt

Jörg Hauser, Philipp Galizia, Daniel Küttel, Jörg Meier und Christina Stauber (v.l.) haben grosse Pläne fürs Freiamt. Dominic Kobelt

Dominic Kobelt

«Wir haben Grosses vor», sagt Jörg Meier. «Aus dem Freiamt soll einst ein autonomer Kanton werden.»

«Nein, zwei Halbkantone», widerspricht ihm Philipp Galizia.

Auf jeden Fall wollen die beiden das Freiamt «auf die nächste Stufe heben». Die beiden sind teil des neunköpfigen Teams, das diesen Herbst und Winter mit ihrem Theaterprojekt sicherlich für viel Unterhaltung sorgen wird.

An vier Abenden werden Gäste in den «Zwischenhimmel» im Chappelehofsaal in Wohlen eingeladen: Das Bühnenbild besteht aus einer leicht über dem Boden schwebenden, aufgehängten Plattform. Hier hat sich Moderator Philipp Galizia eingerichtet, hier wird die Post abgehen, immer leicht schwebend und schwankend. Co-Moderator Jörg Meier wird als eine Art Schiedsrichter fungieren, und Galizia zurückpfeifen, wenn er zu weit geht. Die Gäste sind alle aus dem Freiamt, darunter auch Prominente, von denen kaum bekannt ist, dass sie von hier sind.

Der Abend soll unterhalten, überraschen, aufregen, das Herz erfreuen. Angedacht war das Projekt als eine Art Late-Night-Show. Davon haben sich die Verantwortlichen aber schnell verabschiedet, sie wollten keine festen Dreiminutenblöcke, sondern Platz für «Geschichten und Leute von hier, es soll leben», wie Galizia beschreibt. Trotzdem wird es, ähnlich wie in Late-Night-Shows, Aus- und Rückblicke geben, ureigene Freiämter Themen werden genauso thematisiert wie aktuelle Ereignisse.

Musik und Kurzfilme

Am ersten Abend werden Journalistin Susanne Wille und Regisseur Adi Meyer zu Gast sein. Gerade weil sich der Abend entwickeln soll und vieles kurzfristig passieren wird, werden die Themen mit den Gästen vorher abgesprochen. «Die Basis ist, dass die Leute Vertrauen haben. Wir wollen, dass sie offen sprechen können und sie nicht durch den Kakao ziehen», erklärt Galizia. Nebst den Gesprächen mit den Gästen werden die Abende jeweils angereichert sein mit historischen Kurzfilmen und Musik: Das Freiämter Staatsorchester besteht aus fünf Aargauer Musikern, die alle Mitglied in der Exciting Jazz Crew sind oder waren. Die Exciting Jazz Crew ist die älteste Aargauer Big Band, dementsprechend werden jazzige Töne erklingen.

Fakultativ ist das kulinarische Vorspiel in der Kulturbeiz. Nicht fehlen darf dagegen das Lied «Mys Freiamt», das jeweils am Schluss vom ganzen Saal gesungen wird.

Platz für kritische Töne

Warum aber soll das Freiamt ein eigener Kanton werden, ist man mit der Regierung in Aarau unzufrieden? «Nein, damit hat es nichts zu tun», erklärt Meier. «Die Regionen, die vor 600 Jahren entstanden sind, haben uns bis heute geprägt. Heute diskutieren wir über die Standorte der Berufsschulen. Eigentlich ein Beispiel für absolutes Regionendenken, und doch, irgendwie haben alle recht, wenn sie ihren Standort verteidigen.» Diese Spannung habe etwas Inspirierendes, sagt Meier. Man wolle für das Freiamt identitätsstiftend sein, und trotzdem habe es Platz für kritische oder gar böse Töne.

Wenn die Veranstaltungen Anklang finden, sei es denkbar, dass sie im nächsten Herbst fortgeführt werden, so das Team der «Mission Freiamt». «Leute und Themen gibt es genug», sagt Meier. Galizia freut sich auf den ersten Abend: «Jetzt ist es noch eine Ansammlung schwebender Träume, mal sehen, wie sie zu Boden kommen.»