Bremgarten
Kanton sprang ab: Stiftung Ikj ist in Egliswil mit einem blauen Auge davongekommen

Vor zehn Jahren wollte die Bremgarter Stiftung für psychosoziale Integration von Kindern und Jugendlichen (Ikj) in Egliswil ein Notfallzentrum bauen. Doch der Kanton sprang im letzten Moment ab. Die Stiftung konnte das Areal mittlerweile verkaufen, mit dem Erlös konnte der Planungsaufwand aber nicht ganz gedeckt werden.

Toni Widmer
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Auf diesem Gelände wollte die Bremgarter Stiftung ein Notfallzentrum realisieren, jetzt entsteht hier eine Wohnüberbauung.

Auf diesem Gelände wollte die Bremgarter Stiftung ein Notfallzentrum realisieren, jetzt entsteht hier eine Wohnüberbauung.

Bild: Toni Widmer

Die Bremgarter Stiftung für psychosoziale Integration von Kindern und Jugendlichen (Ikj) kann aufatmen. Zumindest teilweise. Sie konnte das Areal in Egliswil verkaufen, welches sie vor rund zehn Jahren mit dem Ziel erworben hatte, dort ein Notfallzentrum für Krisenintervention (Kuna) zu realisieren. Auf dem Gelände werden jetzt Wohnungen gebaut. In die Planung ihres damaligen Projekts hat die Ikj viel Geld investiert. Durch den Verkauf konnte jetzt zumindest ein Teil dieser Kosten gedeckt werden.

Die Ikj ist eine privatrechtliche Institution, die im Bereich Sonderschulen und stationäre Einrichtungen tätig ist. Sie betreibt zwei Therapiestationen für Kinder und Jugendliche in Koblenz und Ennetbaden. Weiter verfügt sie über Notfallplätze für Kinder und Jugendliche und führt sozialpädagogische Wohngemeinschaften in Muri, Wohlen und Baden. Die Fachleute der Stiftung betreuen im Bedarfsfall auch Familien in deren privatem Umfeld.

Das Notfallzentrum in Egliswil wollte die Stiftung realisieren, nachdem ihr die kantonale Abteilung Sonderschulung, Heime und Werkstätten (SHW) 2008 einen entsprechenden Auftrag erteilt hatte. 2017 zog der Kanton diesen Auftrag jedoch wieder zurück. Einerseits, weil die Abteilung SHW das Projekt Kuna mittlerweile gegenüber anderen Angeboten als zu teuer erachtete, anderseits, weil sie fand, im Aargau würden aktuell genügend Plätze existieren.

Rückzug des Kantons war ein harter Schlag

Für Ikj-Geschäftsführer Franz Lötscher war das ein harter Schlag. Das Projekt war zu jenem Zeitpunkt weit fortgeschritten. Man hatte in den Landkauf sowie in ein Wettbewerbs- und ein Vorprojekt bereits gegen 5 Mio. Franken investiert.

Mittlerweile hat die Stiftung das Land in drei Etappen verkaufen und laut Lötscher «einen guten Preis» lösen können. Dennoch blieb die Ikj nach dem Rückzug des Kantons auf Restkosten von mehreren hunderttausend Franken sitzen. Das war für die Stiftung schmerzlich. «Zum Glück konnten wir diesen Betrag aus unseren Reserven decken und diese dank einem guten Geschäftsgang mittlerweile auch wieder etwas auffüllen», erklärte Lötscher. Der Stiftung, sagte er weiter, gehe es aktuell gut:

«Wir sind bestens aufgestellt, und unseren rund 100 Mitarbeitenden geht die Arbeit nicht aus.»

Auch Corona hätte man bisher gut überstanden, doch die aktuelle politische Lage im Zusammenhang mit der Betreuung von Kindern und Jugendlichen lasse die Zukunftsperspektiven nicht eben in einem rosigen Licht erscheinen. «Sorgen», sagt Lötscher, «macht uns insbesondere der zunehmende Spardruck.»

Gelände stand nach verheerendem Grossbrand zum Verkauf

Gekauft hatte die Ijk das Gelände in Egliswil von der Lenzburger Firma Traitafina. Diese hatte dort Lebensmittel hergestellt. Im November 2009 war der Produktionsbetrieb durch einen Grossbrand jedoch weitgehend zerstört worden. Es entstand ein Millionenschaden.

Die Feuersbrunst sorgte im Nachgang sogar schweizweit für Schlagzeilen: 2012 wurden drei Personen vom Bezirksgericht Lenzburg zu Bussen verurteilt, weil sie nach Ansicht des Gerichts Sicherheitsvorschriften missachtet und dadurch fahrlässig den Grossbrand verursacht hatten. Ein Jahr nach dem Brand verlagerte die Traitafina ihre Produktion ganz ins Stammhaus nach Lenzburg. Die Ruine wurde 2012 abgerissen, seither liegt das Gelände brach.

Jetzt entsteht eine Überbauung mit 42 Wohnungen

Jetzt hat die MCI-Group das Areal von der Bremgarter Stiftung gekauft. Demnächst soll der Spatenstich für ein Wohnbauprojekt stattfinden. Die geplante Überbauung «Wilari» – der Name wird laut Bauherrschaft von der Bezeichnung Weiler abgeleitet – besteht aus vier Mehrfamilienhäusern mit insgesamt 42 Wohnungen. Angeboten werden 27 Eigentums- und 15 Mietwohnungen. Bezugsbereit sein soll die neue Überbauung im Verlauf des Jahres 2022.