Asylzentrum
Bremgarten ist nicht Bettwil: Asylzentrum eröffnet am 5. August

Anders als in Bettwil, wo die Pläne für ein Asylzentrum auf Widerstand stiessen, akzeptiert die Bevölkerung in Bremgarten eine Unterkunft für 150 Leute. Am 5. August ziehen die ersten Asylbewerber ein. Beim Infoabend am Mittwoch gab es sogar Applaus.

Fabian Hägler
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Symbolisch: Bremgarten hat keine Angst vor den Unbekannten, die bald im Truppenlager leben.Mathias Marx

Symbolisch: Bremgarten hat keine Angst vor den Unbekannten, die bald im Truppenlager leben.Mathias Marx

www.mathiasmarx.com

Als die Vertreter von Bund und Kanton vor rund anderthalb Jahren in Bettwil eine Asylunterkunft einrichten wollten, war der Widerstand riesig.

An der Informationsveranstaltung gab es Beschimpfungen gegen Mario Gattiker, Direktor des Bundesamts für Migration, die zuständige Regierungsrätin Susanne Hochuli wurde von Einwohnern an der Wegfahrt gehindert und die aufgebrachten Bettwiler wehrten sich mit Transparenten gegen die Asylpläne.

Ganz anders gestern Mittwochabend in Bremgarten: Die Orientierung für die Bevölkerung im Casino verlief ruhig, das Publikum stellte sachliche Fragen, von Widerstand aus der Bevölkerung keine Spur.

Wie Urs von Daeniken, Leiter Asylunterkünfte im Bundesamt für Migration BFM erklärte, ziehen im Truppenlager auf dem Waffenplatz Bremgarten am 5. August die ersten Asylbewerber ein.

Für drei Jahre wird das sogenannte «Camp» als Asylunterkunft genutzt. «Die maximale Kapazität liegt bei 150 Personen, zu Beginn werden aber nur rund 20 einquartiert», sagte von Daeniken.

Schrittweise soll die Belegung dann erhöht werden, zugleich wird das Betreuungs- und Sicherheitskonzept überprüft und wenn nötig angepasst.

Dieses sieht vor, dass die Bewohner des Zentrums von der Asylorganisation Zürich (AOZ) betreut werden, für die Sicherheit ist die Firma Aba-con verantwortlich.

Laut dem Konzept sollen die Asylbewerber einen geregelten Tagesablauf haben und wenn immer möglich für Arbeiten im öffentlichen Interesse eingesetzt werden. «Das kann der Unterhalt von Wanderwegen, das Einsammeln von Abfall oder auch Waldarbeit sein», führte von Daeniken aus.

Obwohl das Asylzentrum nicht als geschlossene Anlage geführt wird, gibt es für die Bewohner klare Auflagen.

Die täglichen Ausgangszeiten sind auf 9 bis 17 Uhr beschränkt, die Asylbewerber werden beim Verlassen und bei der Rückkehr ins Zentrum kontrolliert und dürfen einige Gebiete in Bremgarten nicht betreten. Laut der Vereinbarung, welche der Stadtrat mit dem BFM getroffen hat, gilt konkret ein Rayonverbot für Schul- und Kindergartenareale.

Stadtammann Raymond Tellenbach sagte: «Wer sich für den genauen Inhalt interessiert, kann die Vereinbarung auf der Kanzlei anschauen.»

Urs Winzenried, interimistischer Kommandant der Aargauer Kantonspolizei, betonte: «Ich bin zuversichtlich, dass sich mit der Asylunterkunft an der heute guten Sicherheitslage in Bremgarten nichts ändern wird.»

Bedenken im Publikum, es könnte zu Konflikten zwischen Asylbewerbern und Kindern auf dem Schulweg oder politisch rechts eingestellten Jugendlichen im Städtchen kommen, entkräftete von Daeniken: «Bisher ist es noch in keinem Bundeszentrum zu einem tätlichen Angriff eines Asylbewerbers auf Schweizer gekommen.»

Walter Steffen, Gemeindepräsident von Nottwil, wo im Militärspital seit Januar eine Asylunterkunft betrieben wird, erzählte von vorwiegend guten Erfahrungen.

«Auch wir waren am Anfang nicht begeistert, heute gibt es aber sogar Begegnungsnachmittage für Asylbewerber und Einwohner, die auf reges Interesse stossen.»

Wie verschieden Bremgarten und Bettwil sind, zeigte die Reaktion des Publikums auf Steffens Ausführungen: Die Besucher im Casino spendeten höflichen Applaus.