Die 45-jährige Susan Diethelm aus Oberlunkhofen wurde anlässlich der Bezirksparteiversammlung der FDP Bremgarten zur Präsidentin gewählt. Sie tritt die Nachfolge von Edwin Riesen an. Bekannt dürfte sie vielen als ehemalige Geschäftsführerin der CVP Aargau sein. Woher rührt dieser Sinneswandel?
Ein Parteiwechsel? Das dürften sich viele gefragt haben, die erfuhren, dass sich Susan Diethelm für das Amt der Bezirksparteipräsidentin der FDP Bremgarten zur Verfügung stellt. Vielen dürfte sie als Geschäftsführerin der CVP Aargau in Erinnerung geblieben sein, die sie von 2013 bis 2016 führte und zugleich Mitglied der Parteileitung war.
Was führte nun zu diesem Sinneswandel? Diese Frage wurde der 45-Jährigen in den vergangenen Wochen wohl öfters gestellt. Doch für die Oberlunkhoferin ist es logisch, sie erzählt: «Ich bin in einem liberalen Elternhaus gross geworden und war früher auch FDP-Mitglied.»
Mit der Geburt ihrer Tochter musste sich die Politikwissenschafterin eine berufliche Herausforderung suchen, ihr damaliger Arbeitgeber konnte keine Teilzeitstelle anbieten. Sie fand diese als Geschäftsführerin der CVP Aargau. Sie präzisiert:
«Hier erhielt ich die Chance, als junge Mutter Beruf und Familie zu verbinden.»
Ihre politische Ausrichtung, nach eigenen Angaben rechts der Mitte, habe sie auch mit dem Parteiwechsel nicht geändert. Bei der CVP habe sie sich wohlgefühlt, mit den christlichen Werten der CVP könne sie sich nach wie vor identifizieren. Sie sagt: «Es war gewünscht, dass ich als Geschäftsführerin Mitglied der CVP werde.»
Während der dreieinhalb Jahre als CVP-Geschäftsführerin leitete sie unter anderem den Nationalratskampf 2015, bei dem sie auch selber kandidierte, 2016 kandidierte sie als Grossrätin. Im selben Jahr dann kündigte sie ihre Stelle, blieb aber Parteimitglied. Der Bruch kam wenig später. Sie erzählt: «Ich war, entgegen der Parteimeinung, für ein Nein zur AHV-Reform. Das war der Wendepunkt.»
Wenig später trat die Mutter einer Zehnjährigen aus der Partei aus. Auch ihre berufliche Richtung veränderte sie: Seit 2020 ist sie Leiterin Kommunikation der Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach und Baden. Die Kommunikation für die Stiftung, die «das heilfördernde Wasser der Bevölkerung zugänglich macht» unterscheidet sich grundsätzlich von der politischen Arbeit.
Susan Diethelm stellt augenzwinkernd fest, dass die Zusammenarbeit mit Medienschaffenden weitaus angenehmer sei, wenn es gelte, eine Wellness-Therme wie etwa das «Fortyseven» in Baden an die Öffentlichkeit zu bringen, als über Details einer politischen Vorlage zu informieren.
Die politische Abstinenz in diesen Jahren habe sie genossen. Dass sie dann doch vor zweieinhalb Jahren der FDP Kelleramt beitrat, begründet sie wie folgt: «Die liberalen Werte sind tief in mir drin, sie entsprechen meiner Wertehaltung.»
Mit ihrem Beitritt zur Ortspartei erwähnte sie, dass sie sich künftig politisch wieder einbringen möchte. Als nun das Amt der Bezirksparteipräsidentin neu zu besetzen war, wurde sie angefragt. Am Donnerstagabend wählten sie die Freisinnigen einstimmig in das Amt.
Ihr Vorgänger, Edwin Riesen, war während 17 Jahren im Amt. Er hinterlässt grosse Fussstapfen. Das ist Diethelm bewusst:
«Edwin Riesen hat im Hintergrund unglaublich viel Arbeit geleistet.»
Sie werde ihre Zeit künftig gut einteilen müssen, ist sie sich bewusst. Die Grossratswahlen 2024 nennt sie als nächsten Meilenstein für die Partei. Es gelte, den verlorenen Sitz wieder gutzumachen. Junge Erwachsene, die sich politisch engagieren wollen, will sie beistehen und fördern.
Und wenn der Schnauf ausgeht, dann weiss sie, wo sie Energie tanken kann: «Ich habe zwei Kraftorte, das ist die Reussebene, wo ich täglich spaziere, und Nizza, wo ich alles darf und nichts muss.»